So hoch muss ihr Gehalt sein, um in Deutschland gut leben zu können

Für ein einfaches Leben im deutschen Durchschnitt reicht schon ein Bruttoeinkommen von 35.704 Euro im Jahr. Davon können Sie sich in einer Region mit durchschnittlichen Preisen die typische Single-Wohnung von 68 Quadratmetern Größe und die durchschnittlichen privaten Konsumausgaben eines Alleinlebenden leisten. Damit Sie sich das besser vorstellen können: Bielefeld und Kassel kommen diesem Durchschnittsleben am nächsten. In allen anderen Regionen braucht es mehr oder weniger Jahreseinkommen, um sich das Leben leisten zu können.

Wie viel, das haben wir für alle 400 Städte und Landkreise in Deutschland berechnet. Dabei liegen der Berechnungen mehrere Annahmen zu Grunde. Die eine ist, dass Sie auf 68 Quadratmetern als Single wohnen wollen. Das ist laut Statistischem Bundesamt die durchschnittliche Größe eines Einpersonenhaushaltes in Deutschland. Wir gehen davon aus, dass Sie diese Wohnung in jeder Region zum durchschnittlichen dort geltenden Mietpreis bekommen, ausgehend von den aktuellen Daten des Postbank Wohnatlas 2024. Hinzu kommen durchschnittliche Nebenkosten. Für die Lebenshaltungskosten gehen wir von den durchschnittlichen privaten Konsumausgaben abzüglich der Wohnkosten aus, die ebenfalls das Statistische Bundesamt ermittelt hat. Da diese Daten noch von 2022 sind, haben wir die Inflation der letzten beiden Jahre draufgerechnet. Die Lebenshaltungskosten werden zu guter Letzt für jede Region nach den Daten des Regionalen Preisindex des IW Köln aus dem Jahr 2022 angepasst. In Stuttgart liegen sie zum Beispiel rund 4 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, im thüringischen Suhl fast 2 Prozent darunter.

München und Stuttgart sind am teuersten

Heraus kommt, welche Kosten Sie für Miete und Lebenshaltung durchschnittlich in einer Region einplanen müssen. Daraus wiederum lässt sich errechnen, welches Bruttogehalt notwendig ist, um diese Kosten decken zu können. Das sind die Summen, die wir in diesem Artikel präsentieren. Dabei ist nicht eingerechnet, ob Sie eventuell noch Geld zurücklegen und ansparen oder investieren wollen. Es geht rein um das Mindestmaß, welches erforderlich ist, um in einer Region überhaupt leben zu können. Wichtig dabei ist, dass alle Zahlen eben auf Durchschnitten beruhen. Wer eine günstigere Wohnung findet oder besonders sparsam lebt, der kommt auch mit weniger Einkommen zurecht. Wer vielleicht auch zwangsweise höhere Kosten hat, muss eben auch mehr verdienen.

Am teuersten ist das Leben demnach wenig überraschend in München. Hier geht unter 53.800 Euro Bruttoeinkommen im Jahr nichts. Das ist etwas mehr als der durchschnittliche Vollzeitangestellte in Deutschland derzeit verdient. Der Großteil des Einkommens geht dabei für die Miete drauf. Für 68 Quadratmeter müssen Sie in München mit knapp 1600 Warmmiete pro Monat rechnen. Das wären rund 57 Prozent der gesamten Lebenshaltungskosten von 2771 Euro im Monat. Nirgendwo in Deutschland ist der Anteil der Miete höher.

Die weiteren Plätze zeigen denn auch, dass die Wohnkosten den höchsten Einfluss darauf haben, wie teuer das Leben ist. Mit gehörigem Abstand auf München folgt der Landkreis München (48.103 Euro Bruttoeinkommen notwendig), der nahe Landkreis Starnberg (45.968 Euro) und Stuttgart (45.781 Euro). Allen dreien ist gemeinsam, dass die Wohnkosten hier auch mehr als die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen.

Auf dem Land lebt es sich günstiger

Am unteren Ende der Skala stehen entsprechend Landkreise, in denen die Wohnkosten einen deutlich geringeren Anteil ausmachen und die Lebenshaltungskosten ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt liegen. So reichen im Landkreis Greiz in Thüringen schon 30.594 Euro Bruttoeinkommen für ein durchschnittliches Leben. Platz 2 geht an den Vogtlandkreis in Sachsen mit 30.641 Euro. Auch die folgenden Landkreise Altenburger Land (30.767 Euro), der Erzgebirgskreis (30.925 Euro) und der Burgenlandkreis (30.984 Euro) liegen in Ostdeutschland.

Die günstigste Großstadt ist Chemnitz in Sachsen, wo Sie mit 31.296 Euro Bruttoeinkommen pro Jahr zurechtkommen. Mit etwas Abstand folgen Magdeburg (Sachsen-Anhalt, 32.663 Euro), Salzgitter (Niedersachsen) und Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen, je 32.707 Euro). Einige Mittelstädte wie Gera und Suhl in Thüringen und Pirmasens in Rheinland-Pfalz verlangen sogar weniger als 32.000 Euro Jahreseinkommen.

Zu den teuersten Großstädten in Deutschland gehören nach München und Stuttgart noch die Top-Sieben-Städte Frankfurt am Main (45.650 Euro erforderlich), Köln (42.815 Euro) und Hamburg (42.631 Euro). Noch dazwischen platzieren sich aber mit Freiburg im Breisgau (44.157 Euro) und Heidelberg (43.718 Euro) zwei Großstädte, die sonst nicht zur Riege der teuersten Städte des Landes gehören.

Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass das Leben in der Großstadt prinzipiell teurer ist als auf dem Land. Für die Top-Sieben-Städte München, Berlin, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf müssen Sie im Schnitt mindestens 44.761 Euro Bruttoeinkommen verdienen. In allen anderen Großstädten reichen 37.051 Euro. Mittelstädte und Landkreise folgen mit Abstand dahinter, liegen selbst aber nicht weit auseinander. In Städten mit 10.000 bis 100.000 Einwohnern reichen so mindestens 35.656 Euro zum Leben – also etwa der Bundesdurchschnitt – in Landkreisen sind es 35.216 Euro. Hierbei ist aber nicht eingerechnet, dass Sie in ländlichen Gebieten häufiger zum Beispiel auf ein Auto angewiesen sein könnten, welches die Kosten nach oben treiben würde.