„Weisen Sie Ihre Tochter darauf hin“: Schulleiter warnt Eltern nach mutmaßlichen Vergewaltigungen

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Der Schulweg der einer Mädchenschule in Regensburg ist ein bekannter Kriminalitätsschwerpunkt. Davor warnte nun der Schulleiter. Sein Brief wird in rechten Kreisen geteilt und bekommt nationales Medienecho.

Regensburg – „Weisen Sie ihre Tochter darauf hin, dass sowohl die Fürst-Anselm-Allee als auch die Bahnhofsgegend trotz erhöhter Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst auch tagsüber Kriminalitätsschwerpunkte sind“, schreibt Hans Lindner, Schulleiter der „Englischen“, jüngst an die Eltern seiner rund 1200 Schülerinnen. Der Brief liegt unserer Redaktion vor.

„Idyllisch“, wie sie die Bild beschreibt, ist die Parkanlage Fürst-Anselm-Allee sicher nur für den oberflächlichen Betrachter. Die Grünzone gegenüber des Hauptbahnhofs war schon immer Kriminalitäts-Hotspot. © Imago

Die Mädchen sollen nur gut ausgeleuchtete Wege nutzen und auch tagsüber am besten nur in Gruppen den Nachhauseweg antreten. „Die Fürst-Anselm-Allee ist beispielsweise unbeleuchtet und sollte bei Dunkelheit in jedem Fall gemieden werden.“

Vergewaltigung, die keine war, komplettiert gruseliges Gesamtbild

Eine angebliche Vergewaltigung einer 27-Jährigen von arabisch aussehenden Tätern am 19. Januar am Ende eben jener Fürst-Anselm-Allee komplettiert das gruselige Bild. Dieser Fall und ein weiterer mutmaßlicher Übergriff, ebenfalls in Bahnhofsnähe, waren neben dem anstehenden Unterstufenball auch Anlass für das Schreiben. Beim zweiten Fall sitzen inzwischen zwei Täter in U-Haft. Beim ersten Fall vom 19. Januar sind die Ermittler inzwischen auch ein gutes Stück weitergekommen. Die Vergewaltigung war keine. Das angebliche Opfer hat die Geschichte frei erfunden. Sie muss sich nun wegen Falschaussage verantworten.

Landesweites Medienecho für Elternbrief aus Regensburg – oft fehlt dabei ein wichtiges Detail

Lindners Brief findet trotzdem ein landesweites Medienecho. Auch die Bild berichtete groß. Eine für Ortsunkundige wichtige Einordnung fehlt dabei oft: Das Bahnhofsareal und vor allem die Parkanlage ab dem sogenannten Obelisken (Carl Anselm-Denkmal) war schon immer Kriminalitätsschwerpunkt. Der Schulweg vom Hauptbahnhof zur Mädchenschule war noch nie risikolos. Auch ist jener aktuelle Brief bei weitem nicht die erste Warnung der Schulleitung vor potenziellen Gewalttätern in jenem Areal.

Neue Tätergruppe: Intensivtäter aus Nordafrika

Richtig ist dagegen schon: Eine neue Tätergruppe verschärft die Situation. Regensburg hat ein massives Problem mit sogenannten Intensivtätern, die als Asylbewerber aus nordafrikanischen Ländern kommen, vor allem Tunesier fallen besonders auf. Da geht es nicht primär um Sexualdelikte. Die jungen Männer sind kriminell hochaktiv und extrem gewaltbereit, was sich unlängst an Silvester in der Altstadt zeigte. Fälle, wie der Hilferuf des DEZ-Edeka-Chefs lassen sogar organisierte Kriminalität vermuten.

Polizei gründete Ermittlergruppe – Staatsanwaltschaft hat Sonderreferat

Staatsanwaltschaft und Polizei sehen da inzwischen nicht mehr untätig zu. Es gibt eine neue Ermittlergruppe für den Hauptbahnhof und ein Sonderreferat der Staatsanwaltschaft. Nur zur Wahrheit gehört auch: In Deutschland können die Strafverfolgungsbehörden erst tätig werden, wenn auch eine Straftat vorliegt.

Schulleiter-Brief wird zum Propaganda-Material rechter Blogger

Darauf wollte Schulleiter Lindner nicht warten. „Es war ein rein präventiver Brief“, sagt er gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung. Dass sein Schreiben auf diversen rechten Plattformen und von rechten Bloggern auf X geteilt wird, die dabei freilich die differenzierte Gesamtsituation geflissentlich ignorieren, will Lindner auf keinen Fall tolerieren. Einen Satz wiederholt er gegenüber der MZ immer wieder: „Es ist nie was passiert – und das soll so bleiben.“

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