Atom-Abhängigkeit von Russlands Wirtschaft: EU will sich befreien – aber steht vor Hürden
Die EU will Pläne vorlegen, um russische Energieimporte zu stoppen. Doch die Bekämpfung der Energie-Verbindung ist nicht so einfach.
Brüssel – Die EU ergreift weitere Maßnahmen für die Reduzierung der russischen Energie-Abhängigkeit: Brüssel will noch diese Woche Vorschläge machen, um den Import russischer fossiler Brennstoffe in die EU vollständig zu stoppen. Allerdings ist bereits jetzt absehbar, dass die Bekämpfung russischer Energieimporte weitaus komplexer ist, als gedacht.
Abhängigkeit von Russlands Wirtschaft – EU will laut Medien Pläne vorlegen
Am Montag (16. Juni) wollen sich die Energieminister der EU-Staaten treffen, um den aktualisierten Fahrplan des REPowerEU-Plans der Europäischen Kommission zu sichten und eine Stellungnahme zu geben. REPowerEU ist ein Plan der EU, mit dem die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert. Der REPowerEU-Fahrplan soll zudem den Weg für die vollständige Energieunabhängigkeit der EU von Russland ebnen.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs haben EU-Länder laut der Financial Times mehr als 200 Milliarden Euro für Brennstoff an Russland gezahlt. Bis Ende 2027 will die EU-Kommission die Einfuhr von russischem Gas in die Europäische Union vollständig verbieten. Die EU-Minister wollen deshalb weitere Schritte zur Reduzierung der russischen Energie-Abhängigkeit einleiten.
EU will russische Energieimporte stoppen – Uran bleibt ein Problem
Der FT zufolge wollen die EU-Minister bei dem Treffen am Montag auch über Investitionen in die Atomenergie beraten. Laut einer Vorausmeldung der EU-Kommission will sie noch im Juni Vorschläge machen, die Maßnahmen für russische Einfuhren von angereichertem Uran sowie Beschränkungen für neue Lieferverträge umfassen. Doch vor allem mögliche EU-Einfuhrbeschränkungen russischen Urans bereitet Sorge.
So sind die russischen Uranimporte in die EU trotz Ukraine-Kriegs gestiegen: Deutschland hat im Jahr 2024 mindestens 68,8 Tonnen Uran aus Russland importiert. Wie aus Daten des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz hervorgeht, hat Deutschland damit die Uranimporte um 70 Prozent im Vergleich zu 2023 erhöht.
Zudem betreibt die EU Kernkraftwerke sowjetischer Bauart. Laut der FT sind diese für etwa 20 bis 25 Prozent seines natürlichen, umgewandelten und angereicherten Urans auf Russland angewiesen. Russlands Dominanz auf dem Atommarkt stellt eine weitere Hürde dar, da Russland weltweit zu den wichtigsten Lieferanten von angereichertem Uran für den Betrieb von Atomkraftwerken gehört. Um ein Beispiel zu nennen: [Der russische staatliche Atomkonzern] Rosatom ist eines der größten Unternehmen in allen Sektoren des Atommarktes“, sagte Dmitri Gortschakow, Atomberater der Nichtregierungsorganisation Bellona.
„Vollständig abbrechen“ – EU will Russlands Wirtschaft einen Schlag versetzen: Nuklearversorgung gesichert?
Experten plädieren für einen langsamen, schrittweisen Ausstieg. „Technisch gesehen ist die Uranversorgungskette sehr komplex“, sagte Ben McWilliams, Associate Fellow für Klima und Energie bei Bruegel. Parallel müsste die EU ihre Nuklearversorgungskette weiter ausbauen. In einem am Freitag veröffentlichten Dokument warnten EU-Beamte laut FT jedoch, dass Investitionen in Höhe von 241 Milliarden Euro nötig seien.
Anders als auf Öl hat die EU auf russisches Gas bislang keine Sanktionen verhängt. „Es ist jetzt an der Zeit, dass Europa seine Energiebeziehungen zu einem unzuverlässigen Lieferanten vollständig abbricht“, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Anfang Juni 2025. „Mit der Energie, die auf unseren Kontinent kommt, sollten wir nicht für einen Angriffskrieg gegen die Ukraine zahlen“, fügte sie hinzu.
Weltweit arbeiten die Länder an Alternativen zu russischem Uran. US-Präsident Joe Biden hatte im Zuge der Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft im Jahr 2024 mit wenigen Ausnahmen ein Importverbot von angereichertem Uran aus Russland eingeführt. Daraufhin hat Russland einen Lieferstopp von angereichertem Uran für die Atomkraftwerke in den USA verhängt. (bohy)