Schlechte Aussichten im Ukraine-Krieg: Militäroffiziere aus Russland räumen Probleme ein

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Russlands Kriegsbemühungen geraten zunehmend ins Stocken. Zwei Militäroffiziere berichten über die derzeit düsteren Aussichten der Kreml-Armee.

Moskau - Im Februar 2024 dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine genau zwei Jahre lang. Ein Ende ist nicht in Sicht. Das ursprüngliche Ziel der Russen, eine schnelle Invasion des ganzen Landes, wurde klar verfehlt. Die Ukraine hingegen feierte kürzlich beachtliche Erfolge, beispielsweise durch Drohnenangriffe. Auch von russischer Seite lassen Einschätzungen von Militäroffizieren vermuten, dass Moskaus Aussichten eher düster anmuten. Außerdem beklagten sie einen Mangel an Strategie seitens der russischen Führung.

Ukraine-Krieg: „Keine Vorraussetzungen für Zusammenbruch der ukrainischen Front“

Der Militäroffizier Roman Saponkow sagte dem russischen Mediununternehmen RTVI in einem Interview, er glaube nicht, dass Moskau in absehbarer Zeit in der Lage sein werde, die ukrainischen Verteidigungsanlagen zu überwinden. Er wehrte sich auch gegen Behauptungen, Kiew würden die Ressourcen ausgehen. Apti Alaudinow, Befehlshaber der russischen Spezialeinheiten, hatte dies erklärt.

„Im Sommer verfügten sie in der Regel über einen völlig unbegrenzten Vorrat an Granaten. Und jetzt habe ich grundsätzlich von keinem Mangel an irgendeinem Frontabschnitt gehört“, sagte Saponkow über die Artillerievorräte der Ukraine. Er fügte hinzu, dass ukrainische Beschuss- und Drohnenangriffe dazu geführt hätten, dass Russland Schwierigkeiten habe, seine eigenen Waffen und Ausrüstungen wieder aufzufüllen. Es fehlt Moskaus Armee vor allem an Raketen, die aufgrund der billigeren Herstellung vermehrt durch Drohnen ersetzt werden sollen. Russische Staatsmedien hatten zudem von einem Drohnenausbilderprogramm als Pflichtfach an russischen Militärakademien berichtet.

Saponkows Einschätzung zufolge gebe es noch keine „Voraussetzungen für eine größere Offensive oder einen Zusammenbruch der [ukrainischen] Front“. Laut Saponkow habe die Ukraine bisher erfolgreich die Offensive Russlands auf die Donezker Stadt Avdiivka in der Ostukraine abwehrt. „Sie halten unsere Offensive auf Awdijiwka völlig zurück“, äußerte Saponkow. In der Region kommt es seit Oktober zu immer heftigeren Auseinandersetzungen.

Russischer Offizier kritisiert Mangel an Strategie bei der Ukraine-Invasion

Auch der russische Militäroffizier Alexej Schiwow äußerte sich zum Krieg. Er kritisierte einen Mangel an Strategie seitens der obersten Führung und sagte, dass die Kommandeure keine grundlegenden Informationen weitergaben, etwa darüber, wo in der Ukraine die Truppen sich in naher Zukunft voraussichtlich auf den Krieg konzentrieren werden. „Wir haben noch nicht einmal mittelfristige [Kriegs-]Ziele formuliert“, prangerte Schiwow an. „Aufgrund der Tatsache, dass wir nicht verstehen, welche Pläne unser Militärkommando hat, können wir nicht sagen, wo wir im Frühjahr durchbrechen werden.“

Schiwow fügte hinzu, dass Russland nicht in der Lage gewesen sei, in der Ukraine so voranzukommen wie in der Anfangsphase des Krieges. „Ist Ihnen aufgefallen, dass wir schon lange nicht mehr so groß angelegte Offensivbewegungen durchgeführt haben wie in den ersten Kriegswochen?“, fragte Schwiow. „[Damals] arbeiteten wir nach einem bestimmten Szenario, das vom [russischen] Generalstab ausgearbeitet und genehmigt wurde, wobei jeder, mehr oder weniger, seinen Ort und seine Zeit wusste, wohin und wann er gehen sollte“, so der Militäroffizier. (cgsc)

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