Er ist streng geschützt und gilt als possierliches Nagetier, doch mit seinen scharfen Zähnen kann der Biber in Wald und auf Flur erhebliche Schäden anrichten. Die Pollinger Obmannschaft des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) hat nun an der Birkenallee südlich des Klosterdorf eine Baumschutzaktion initiiert.
Polling – Es ist mittlerweile schon zur Gewohnheit geworden, dass Bürgermeister Martin Pape in den Sitzungen des Pollinger Gemeinderats von Zeit zu Zeit über Schäden berichten muss, die Biber an Feldwegen und Bachläufen verursachen. Schätzungen zufolge haben auf dem Gemeindegebiet rund 40 Artgenossen des possierlichen Nagetiers ihr Revier – wohlgemerkt ohne den Biber-Hotspot im Ortsteil „Oderding“. Dort toben sich die Nager vermehrt entlang des Wörthersbachs aus.
Biber nimmt sogar schon die Fichte ins Visier
Auch in einem Waldstück südlich von Polling, dem sogenannten Dschungel, haben sich Biber breitgemacht. Ins Visier der Nager rückt inzwischen sogar schon die Fichte, „obwohl die harzhaltig ist“, wie Thomas Lindner von der Pollinger Jagdgenossenschaft verwundert erklärt: „Da fragt man sich langsam, ob der Zahnarzt der Biber im Urlaub ist.“ Die Biber bauen im „Dschungel“ Dämme, wodurch das Wasser aufgestaut wird: „Durch die ständige Übernässung halten die Baumwurzeln nicht mehr“, konstatiert Lindner. Zudem fällt der „Dschungel“ dadurch als wichtige Retentionsfläche bei Starkregenfällen aus. „Das konterkariert den Hochwasserschutz für unser Dorf“, beschreibt Martin Pape die Problematik.
Drahtgitter: Schutz für beliebte Birkenallee
Doch damit nicht genug: Der Biber macht sich neuerdings auch an der bei Spaziergängern und Wanderern beliebten Birkenallee zu schaffen. Deshalb hat die örtliche BBV-Obmannschaft eine Baumschutzaktion mit einem guten Dutzend freiwilliger Helfern organisiert. Dabei wurden die rund 40 Alleebäume am Wurzelwerk mit einem rund einen Meter hohen Drahtgitter umspannt. Selbiges soll die fleißigen Nager von den Stämmen abhalten. „Wir müssen das notgedrungen machen, weil ein ‘Viech‘ die schöne Allee bedroht“, erklärte BBV-Ortsvorsitzender Leonhard Geiger bei der Begrüßung zum Arbeitseinsatz. Die Gemeinde hatte die Schutzgitter gesponsert. „Ich finde die Baumschutzaktion richtig gut“, lobte Pape das ehrenamtliche Engagement. Durch die vom Biber verursachten Schäden würden der Gemeinde „massive Kosten“ entstehen. Infolge der Beschädigungen an Flurwegen seien zudem schon mehrere Unfälle passiert. „Das geht so nicht mehr. Wir können doch nicht jeden Bachlauf mit Steinen verbauen“, erklärte Pape. Die Biberpopulationen seien einfach „zu hoch“. Es gehe nicht darum, den Biber auszurotten, sondern ihn auf einen maßvollen Bestand zu reduzieren: „Wenn zu viel Salz in der Suppe ist“, so Papes Vergleich, „dann schmeckt sie auch nicht mehr.“
Vergrämungsmaßnahmen haben nichts gebracht
Ins selbe Horn stieß Leonhard Geiger. So müsse der Biber dringend ins Jagdgesetz aufgenommen werden. Vergrämungsmaßnahmen würden nichts bringen, das habe man an der Birkenallee feststellen müssen: „Nach 14 Tagen hat sich der Biber daran gewöhnt – und dann macht er munter weiter.“ Beim Arbeitseinsatz mit dabei war auch Ex-Gemeinderat Alfred Erhard. Er kritisierte die politischen Entscheidungsträger, die Normen erlassen, die den Biber unter Artenschutz stellen: „Warum müssen wir vor Ort für solche Gesetze bluten?“ Erhard ist selbst Eigentümer eines Wald-Grundstücks im Pollinger Süden: „Der Rückstau dort ist eine Katastrophe.“
Fachlich begleitet wurde die Baumschutzaktion von Ben Wakeham. Laut dem Baumpfleger und Baumkontrolleur sind die Schutzgitter eine wirksame Maßnahme, um die Biber von den Stämmen abzuhalten. „Im Englischen Garten in München hat man damit gute Erfahrungen gemacht“, so Wakeham.