Millionen fehlen: Bayerisches Vorzeige-Unternehmen insolvent – hunderte Arbeitsplätze gefährdet
Lilium meldet zum zweiten Mal Insolvenz an. Der neue Insolvenzverwalter untersucht die Lage. Die Zukunft von 960 Arbeitsplätzen steht auf dem Spiel.
Gauting – Ein erfolgreiches elektrisches Flugzeug wäre ein Aushängeschild für deutsche Startup-Szene und Industrie gleichermaßen – es bleibt wohl ein Wunschtraum: Der vorläufige Insolvenzverwalter hat beim zahlungsunfähigen Elektroflugzeughersteller Lilium die Leitung übernommen. Das Amtsgericht Weilheim ernannte den Rechtsanwalt Robert Hänel, wie seine Kanzlei Anchor Rechtsanwälte bekanntgab. Eine entsprechende Mitteilung wurde vom Gericht veröffentlicht.
Insolvenzverwalter übernimmt bei bayerischem Elektroflugzeughersteller Lilium
Zunächst verschafft sich Hänel einen Überblick über die komplexe Situation bei Lilium. Laut einer Mitteilung der Geschäftsführung zeigen die Investoren weiterhin Interesse an einer Fortführung, schrieb Hänel. Das von den Investoren zugesagte Kapital sei vorhanden, jedoch sei der Transfer auf die Konten von Lilium aufgrund von „technischer Probleme“ bisher nicht erfolgt.
Lilium meldete in der vergangenen Woche zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate Insolvenz an, da die von einem Investorenkonsortium versprochenen 200 Millionen Euro nicht bereitgestellt wurden. Der slowakische Unternehmer Marian Bocek hatte als Hauptgeldgeber zugesagt, doch sein Beitrag blieb offenbar aus. Laut einer früheren Meldung der Bild-Zeitung wollte Bocek 150 Millionen Euro beisteuern.
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Lilium meldet bereits das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit Insolvenz an
Die zweite Insolvenz ist für die rund 960 betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besonders einschneidend, da sie keine Gehälter erhalten haben. „Die Ausgangssituation ist bei dieser zweiten Insolvenz kompliziert“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter. Der Geschäftsbetrieb wurde vorerst eingestellt.
Lilium war eines der bekanntesten deutschen Start-ups und sogar an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Investoren stellten im Laufe der Jahre insgesamt 1,5 Milliarden Euro für die Entwicklung eines elektrischen Flugzeugs bereit. Dennoch ist die Maschine noch nicht serienreif.
Bereits im Herbst hatte Lilium erstmals Insolvenz angemeldet, da die finanziellen Mittel für den Produktionsaufbau fehlten. In letzter Minute unterzeichnete das Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation (MUC) am 24. Dezember einen Kaufvertrag für das Betriebsvermögen der beiden Lilium-Tochtergesellschaften Lilium GmbH und Lilium eAircraft und kündigte 200 Millionen Euro frisches Kapital an. (leo/dpa)