Experte über Huthi-Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer: „Ist nicht in zwei, drei Monaten vorbei“
Großreedereien meiden das Rote Meer. Das lähmt globale Lieferketten. Die EU will jetzt einschreiten. Doch das allein reicht nicht als Wendepunkt, glauben Experten.
Berlin – Das Rote Meer ist inzwischen so etwas wie eine No-Go-Area. Seit Monaten greifen Huthi-Rebellen immer wieder Handelsschiffe an. Weltweite Lieferketten sind empfindlich gestört. Eine Militärkoalition will das nun beenden – doch das könne noch viele Monate dauern, glaubt der Nahost- Experte Hans-Jakob Schindler von der Initiative Counter Extremism Project (CEP).
„Das ist nicht in zwei, drei Monaten vorbei. Die Koalition wird noch lange vor Ort bleiben müssen“, sagt Schindler im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Es reiche nicht, Raketen, Drohnen und Waffen der Huthi zu zerstören. „Man muss das Gebiet so weit sichern, dass die globalen Schifffahrtsgesellschaften wieder das Vertrauen gewinnen, dass Ihre Schiffe dort verkehren.“
Huthi-Angriffe im Roten Meer: „Koalition wird noch lange vor Ort bleiben müssen“
Großreedereien wie Maersk, Hapag-Lloyd und Cosco lassen inzwischen keine Schiffe mehr dort verkehren. Viele nehmen derzeit Ausweichrouten um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung – das kann die Fahrzeiten um Wochen verlängern und lässt die Preise für verschiffte Güter in die Höhe schießen.
Offiziell wollen die islamistischen Huthi die Hamas im Krieg in Israel unterstützen. Aber: „Es richtet sich keinesfalls nur gegen Schiffe, die israelische Häfen anfahren. Die greifen alles an, was da fährt, um den globalen Güterstrom zu gefährden“, sagt Schindler. Die EU-Staaten haben angesichts dieser Gefahr jetzt eine politische Grundsatzeinigung auf den Start eines Militäreinsatzes zur Sicherung der Handelsschifffahrt im Roten Meer erzielt. Der Einsatz soll im kommenden Monat starten.
EU-Militäroperation im Roten Meer geplant
Dazu sollen europäische Kriegsschiffe und luftgestützte Frühwarnsysteme zum Schutz von Frachtschiffen in die Region entsandt werden. Eine Beteiligung an den laufenden US-Angriffen gegen Huthi-Stellungen im Jemen ist nicht geplant. Auch Deutschland will sich an der EU-Operation beteiligen und die Fregatte „Hessen“ schicken – sofern der Bundestag nach dem Abschluss der EU-Planungen ein entsprechendes Mandat erteilt. Die „Hessen“ ist unter anderem mit Flugabwehrraketen ausgerüstet und speziell für den Geleitschutz und die Seeraumkontrolle konzipiert.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte jüngst für einen schnellen Abschluss der Vorbereitungen für den geplanten EU-Militäreinsatz geworben. Mit den Angriffen der Huthi-Rebellen werde eine der zentralen Adern der freien Seefahrt und damit auch des Welthandels“ attackiert.
Iran nutzt Huthi als Mittel zum Zweck
Unterstützt werden die Huthi von Iran, das die jemenitischen Rebellen als Mittel zum Zweck nutze, so Hans-Jakob Schindler: „Ein Ziel der Iraner ist es, ihre Rivalen, die Saudis, empfindlich zu stören und ausbluten zu lassen.“ Saudi-Arabien grenzt an den Jemen und bekämpft die Huthi-Rebellen. Die Iraner wiederum sehen Saudi-Arabien als Konkurrenz im Nahen Osten. „Iran unterstützt die Huthi im Konflikt im Jemen gerade so viel, dass sie nicht verlieren, aber auch nicht gewinnen können“, sagt Hans-Jakob Schindler. Regelmäßig beliefern die Iraner die jemenitische Miliz mit Waffen und Technik. (mit dpa)