Chinesische E-Autos: Deutschland darf nicht der Abfalleimer werden

Man kann die Kommentare gar nicht zählen, die den chinesischen Automarkt als das Nonplusultra anpreisen. Beim Elektroauto enteilt, beim autonomen Fahren uneinholbar, bei der Qualität schon auf demselben Niveau wie die Deutschen. Kurzum: Deutschlands Autobauer taugten nur noch fürs Museum. Warnende Stimmen werden da oft als Bedenkenträgertum Ewiggestriger abgekanzelt.

Der große BYD-Knall: Chinas E-Automarkt überhitzt sich

Doch nun beginnt im Elektro-Wunderland China die große Bereinigung. "Mehr als zwölf Millionen Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb wurden 2024 in dem Land verkauft. Der Preis für dieses Wachstum ist hoch: Subventionen, ruinöser Wettbewerb, fragwürdige Verkaufspraktiken", schreibt das "Handelsblatt". Selbst der gefeierte Elektro-Gigant BYD sitzt auf einer wachsenden Zahl unverkaufter Autos, die Rede ist von über 300.000. Und wie chinesische Autoexperten enthüllten, werden die Verkaufszahlen bei vielen Herstellern mit kreativen Bilanztricks frisiert.

Hunderte Autohersteller werden nicht überleben

Viele ziehen bereits Parallelen zum Platzen der Solar-Blase oder zum völlig überhitzen Immobilienmarkt Chinas. Fest steht: Das gigantische Wachstum der chinesischen E-Auto-Industrie wird nun einer Konsolidierungsphase weichen.

In der Phase wird es Gewinner geben - BYD mit seiner technologischen Überlegenheit dürfte dazu gehören, auch wenn man gerade etwas Federn lassen muss. Branchenriesen wie Geely, Chery oder Great Wall - alle übrigens breit aufgestellt mit Elektro- und Hybrid- sowie normalen Verbrenner-Modellen, ein Verbrenner-Verbot gibt es nämlich nicht in China - werden ebenfalls überleben und auch für einige Newcomer wie Xiaomi wird es einen Platz geben. Doch Hunderte kleine und mittlere Hersteller werden untergehen. Letztlich war das auch etwas, das die chinesische Regierung bei ihrer Milliarden-schweren Förderung der Emobilität eingeplant hat: Damit sich die besten Unternehmen herauskristallisieren können, müssen viele andere über die Klinge springen.

Der chinesische Hersteller BYD liefert seine Autos mittlerweile mit einem eigenen Schiff in die ganze Welt
Der chinesische Hersteller BYD liefert seine Autos mittlerweile mit einem eigenen Schiff in die ganze Welt VCG via Getty Images

Was die deutschen Autobauer lernen können

Für VW, BMW und Co bedeutet der ruinöse Preiskampf natürlich ebenfalls massive Probleme. Doch nun ist auch die Gelegenheit für ein paar zentrale Erkenntnisse:

  • Die Autobauer müssen dringend ihre China-Fixierung beenden und sich auch auf andere Wachstumsmärkte konzentrieren, etwa die ASEAN-Region oder die USA.
  • Das Verbrenner-Verbot der EU, das auch unter dem Druck diverser NGOs den Interessen der Chinesen in die Hände gespielt hat, muss endlich fallen. Sonst wird die EU quasi zum Abfalleimer unverkaufter China-Stromer.
  • Die massive Subventionierung der Emobilität, wie sie leider auch die deutsche Regierung wieder einführt, wird den rasanten Wertverlust von E-Autos nur vorantreiben und den Markt immer weiter verzerren. Ein gesundes Wachstum ohne Blasen kann es aber nur geben, wenn sich die Zahl der verkauften Elektroautos bedarfsgerecht entwickelt. Immer wieder geforderte Elektroauto-Quoten sind Schwachsinn und auch das Argument des Klimaschutzes verfängt nicht, denn E-Autos sind eben nicht automatisch "grüner" als effiziente Verbrenner.
  • Hersteller wie BMW, die nicht einseitig auf die Emobilität gesetzt haben, haben Recht behalten. 

Wachstum bringt nur etwas, wenn es natürlich erfolgt

Dass die Emobilität weiter stark wachsen wird und das nicht nur in China, steht außer Frage. Doch sie muss das auf natürlichem Weg tun, ohne dass Hersteller, Händler und Kunden dauerhaft an Prämien und Steuergeschenke gewohnt werden - alles zulasten der Steuerzahler - und ohne dass man Benzin- und Diesel-Fahrer mit immer höheren CO2-Steuern bestraft, weil sie sich kein sauteures E-Auto kaufen wollen, dass in Sachen Platzangebot und Reichweite nicht mit ihrem (in der Regel auch noch gebrauchten) Verbrenner mithalten kann.

Kurzum: China mit seinen Innovationen und seinem "China Speed" kann in vielen Dingen ein Vorbild sein, doch Deutschland und Europa tun gut daran, auch die Schattenseiten des hammerharten Kurses der Diktatur in Peking zu sehen.