Kolumne: Mental Health to go - Eltern aufgepasst! So entkommt ihr der „Falle der Glückseligkeit“

 

Mental abgehängt 

Es geht gar nicht darum, dass man noch weniger Schlaf bekommt, als alle behaupten. Dass man keine Zeit mehr für seine Hobbys hat, dass die eigene Gesundheit leidet, weil man nur noch dann Nahrung zu sich nehmen kann, wenn das Kind mal nichts von einem will, also quasi nie. Es ist fast vernachlässigbar, dass die körperliche Energie von Tag zu Tag weniger wird, und man den Speicher gar nicht mehr befüllen kann. Es geht darum, dass man sich irgendwann fühlt, als sei man mental abgehängt. Das bedeutet: Der Stresspegel ist durchgängig hoch, im Fokus steht nicht mehr die eigene mentale Gesundheit, es ist unmöglich, die innere Balance zu halten. So läuft man Gefahr, immer mehr von der eigenen Achtsamkeit und Fürsorge aufzugeben, weil all das an anderer Stelle gebraucht wird. Man gibt dies gerne auf, aus vollem Herzen, und eines Tages ist man leer. Körperlich, aber auch die mentale Gesundheit ist außer Kontrolle. Die Gefahr dabei: Wer über einen längeren Zeitraum mental nicht fit ist, kann physisch ernsthaft erkranken.  

Alarmsignale 

Der Verlust der mentalen Gesundheit als Elternteil, und das ist das schlimme, verläuft meist sehr schleichend. „Komm, es geht schon. Das schaffen wir jetzt auch noch“, diese Sätze stehen immer und immer wieder im Vordergrund. Und dann sind die Signale plötzlich in der Luft. Man sieht sie, ignoriert sie jedoch meist. Denn: Eigentlich ist keine Zeit, sich um die Alarmsignale zu kümmern. Innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Ablenkbarkeit, rasche Gefühlsschwankungen, chronisches Zuspätkommen, ein vermindertes Selbstwertgefühl, Vergesslichkeit, Hyperfokussierung oder Entscheidungsunfähigkeit, sind nur einige dieser Zeichen. Und sie machen im Grunde nur klar: Da ist einiges im Argen. Die Seele schreit praktisch: „Los, kümmer dich endlich wieder mal ein bisschen um mich“, und doch investiert man in dieses kleine Lebewesen. Lächelt es einen auch nur eine Sekunde an, sind die Alarmglocken vor Glück erloschen. Und die mentale Gesundheit steht wieder auf dem letzten Platz der Prio-Liste.  

Raus aus der Falle der Glückseligkeit 

Wenn Sie beim Lesen auch nur einen Hauch von Zustimmung spüren, will ich Ihnen gerne an dieser Stelle etwas zurufen: Sie sind keine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater, weil Sie für sich selbst sorgen! Im Gegenteil. Nur wer sich um die eigene mental health kümmert, kann eine gute Mutter oder ein guter Vater sein. Was bringt es dem Kind, wenn Mama oder Papa einfach nur noch ohnmächtig sind? Arbeiten Frauen und Männer in Sachen Kind auf Augenhöhe miteinander, sind Väter ebenso oft komplett am Ende wie die Frau. Wer gleichberechtigt für das Kind sorgt, braucht gleich viel Zeit für sich und die mentalen Speicher. Und diese Zeit müssen Sie sich bitte unbedingt nehmen, und zwar nicht erst dann, wenn die Akkus leer sind. Wenn Ihnen bisher noch nie jemand davon erzählt hat, dass es kaum etwas gibt, dass so brutal ist wie als Elternteil mental abgehängt zu sein, dann will ich Ihnen mit dieser Kolumne gerne den Hinweis dazu geben. Nehmen Sie die Alarmsignale unbedingt ernst.