Newsticker zum Tod des Kreml-Kritikers - Nawalnys Mutter hat Leiche ihres Sohns erhalten
Demonstranten ziehen vor Villa des russischen Botschafters
Montag, 26. Februar 2024, 07.44 Uhr: Anhänger des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny haben am Sonntagmittag vor der Villa des russischen Botschafters Sergej Netschajew in Berlin-Dahlem demonstriert. Insgesamt 15 Demonstranten hätten sich dort für eine halbe Stunde eingefunden, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei auf Anfrage. Unter anderem waren Transparente mit dem Schriftzug „Nawalny wurde ermordet“ zu sehen.
Zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen, so die Polizeisprecherin. Um 12.30 sei die Veranstaltung wieder beendet gewesen. Wie der „Tagesspiegel“ mit Berufung auf eine Polizistin vor Ort berichtet, war der Botschafter während der Demonstration nicht anwesend.
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen „Polarwolf“ in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein.
Nach tagelangem Ringen mit dem russischen Machtapparat hat die Mutter des Kremlgegners dessen Leiche am Samstag erhalten. Angehörige und Unterstützer des Oppositionellen hatten die russische Führung seit Tagen aufgefordert, die Leiche herauszugeben, um Nawalny menschenwürdig beerdigen zu können.
Nawalny-Leichnam an Mutter übergeben
Samstag, 24. Februar, 16.34 Uhr: Die Mutter des in Haft gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny hat dessen Leiche von den Behörden erhalten. Das teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Samstag bei X (vormals Twitter) mit. Angehörige und Unterstützer des Oppositionellen hatten die russische Führung seit Tagen zur Herausgabe des Toten aufgefordert, um ihn menschenwürdig beerdigen zu können.
Ob Nawalnys Mutter ihren Sohn nun nach ihren eigenen Wünschen beerdigen darf, ist unklar. „Wir wissen nicht, ob die Behörden die Beerdigung verhindern werden, die die Familie will und die Alexej verdient hätte.“
Julia Nawalnaja: Putin hat Leiche meines Mannes als „Geisel“ genommen
Die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny hat dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeworfen, die Leiche ihres in der Haft gestorbenen Mannes als „Geisel“ genommen zu haben. Putin wolle damit Nawalnys Mutter Ljudmila „zwingen, einer geheimen Beerdigung zuzustimmen“, sagte Julia Nawalnaja am Samstag in einem Online-Video. Putin gebe die Befehle, die besagten: „Gebt ihn nicht heraus, übt Druck auf die Mutter aus, brecht sie, sagt ihr, dass der Körper ihres Sohnes verwest ist.“
„Ihr habt ihn zu Lebzeiten gefoltert, jetzt foltert ihr ihn nach seinem Tod“, fügte Julia Nawalnaja hinzu.
Seit mehr als einer Woche versucht Ljudmila Nawalnaja, Zugang zur Leiche ihres Sohnes zu erhalten. Nawalnys Sprecherin Kira Jarmisch zufolge drohten russische Ermittler damit, die Leiche Nawalnys auf dem Gelände der Strafkolonie zu begraben, in der er gestorben ist, wenn seine Familie einer geheimen Beerdigung nicht zustimmt.
Beobachtern zufolge befürchtet der Kreml, dass eine Beerdigung zu einem öffentlichen Ereignis werden könnte. Mitte März sind in Russland Präsidentschaftswahlen angesetzt. Der erneute Wahlsieg Putins steht bereits jetzt so gut wie fest, da er keine ernsthafte Konkurrenz hat.
Der Tod des seit Jahren in Russland inhaftierten Nawalny war am Freitag vergangener Woche bekannt geworden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Sein Tod löste international Bestürzung aus. Zahlreiche westliche Politiker sowie Nawalnys Witwe machten die russische Führung und Präsident Putin für seinen Tod verantwortlich. Moskau wies die Anschuldigungen zurück.
Biden trifft mit Witwe und Tochter Nawalnys zusammen
Freitag, 23. Februar, 03.49 Uhr: Nach dem in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Tod des inhaftierten russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny ist US-Präsident Joe Biden in Kalifornien mit dessen Witwe und Tochter zusammengetroffen. Biden habe Nawalnys Witwe Julia und dessen Tochter Dascha Nawalnaja bei dem Treffen in einem Hotel in San Francisco „angesichts des schrecklichen Verlusts sein tief empfundenes Beileid“ ausgesprochen, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag.
Der Präsident habe zudem „seine Bewunderung für Nawalnys außerordentlichen Mut und seinen Kampf gegen Korruption und für ein freies und demokratisches Russland“ zum Ausdruck gebracht. Der Kampf des Oppositionellen werde von den Menschen in Russland und auf der ganzen Welt am Leben erhalten, „die um ihn trauern und sich für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte einsetzen“, betonte Biden.
Nach dem privaten Treffen sagte Biden, Nawalnys Witwe und seine Tochter strahlten ebenfalls den „unglaublichen Mut“ aus, der den Kreml-Kritiker ausgezeichnet habe. Julia Nawalnaja, die angekündigt hat, den Kampf ihres Mannes fortzusetzen, gebe „nicht auf“.
Vom Weißen Haus veröffentlichte Fotos zeigten, wie Biden Nawalnys Witwe umarmt sowie den Präsidenten im Gespräch mit den beiden Frauen. Dascha Nawalnaja studiert derzeit im kalifornischen Stanford.
Mutter konnte Nawalnys Leiche sehen
17.18 Uhr: Nach tagelangem Warten hat die Mutter des in russischer Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny nach eigener Aussage Zugang zu dessen Leiche erhalten. Sie habe den Leichnam gesehen, sagte Ljudmila Navalnaja in einem am Donnerstag von Nawalnys Team veröffentlichtem Video. Sie warf den russischen Behörden vor, sie zu „erpressen“, um eine „geheime“ Bestattung ihres Sohnes zu erzwingen.
„Gestern Abend haben sie mich heimlich zur Leichenhalle gebracht, wo sie mir Alexej gezeigt haben“, schilderte Navalnaja in dem Video. Die russischen Behörden drängten sie demnach, einer geheimen Bestattung ihres Sohnes zuzustimmen. „Sie erpressen mich, sie stellen mir Bedingungen, wo, wann und wie Alexej beerdigt werden soll“, sagte die Mutter. „Das ist illegal.“
Navalnaja führte mit Blick auf die Behörden aus: „Sie wollen, dass alles im Geheimen geschieht, ohne Zeremonie, sie wollen mich an den Rand eines Friedhofs bringen, in die Nähe eines frischen Grabes und mir sagen: 'Hier ruht Dein Sohn'. Ich bin damit nicht einverstanden.“
Der Tod des seit Jahren in Russland inhaftierten Nawalny war am Freitag vergangener Woche bekannt geworden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Nawalnys plötzlicher Tod löste international Bestürzung aus. Zahlreiche westliche Politiker sowie Nawalnys Witwe machten die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für seinen Tod verantwortlich. Moskau wies die Anschuldigungen zurück.
Russland zwingt Nawalny-Sympathisanten an die Front
Donnerstag, 22. Februar, 10.15 Uhr: Seit Tagen werden in Russland Menschen verhaftet, die um den verstorbenen Kreml-Kritiker Alexej Nawalny öffentlich trauern und seiner gedenken. Dabei sollen nun sechs Männer, nachdem sie aus der Haft entlassen wurden, einen Einberufungsbescheid zum Militär erhalten haben. So berichtet es die österreichische Zeitung „Krone“.
Dabei spiele es keine Rolle ob die Männer zum Militär wollen oder nicht. „Sie brechen uns die Finger, wenn wir die Vorladungen nicht unterschreiben“, wird ein Betroffener laut dem Telegram-Kanal RusNews zitiert.
Zahlreiche Oppositionelle werden vom russischen Regime mit einem möglichen Militärdienst bedroht. Dies sei bereits bei den Demonstrationen gegen die Teilmobilmachung im September 2022 geschehen, als viele Festgenommene einen Einberufungsbefehl erhalten haben.
Nawalny-Witwe spricht kommende Woche im EU-Parlament
17.12 Uhr: Die Witwe des in russischer Haft ums Leben gekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, wird in der kommenden Woche im Europäischen Parlament erwartet. Die 47-Jährige werde bei einer Plenarsitzung in Straßburg „zur Welt sprechen“, teilte die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola am Mittwoch beim sozialen Netzwerk X (früher Twitter) mit. Nach Parlamentsangaben soll sie am kommenden Mittwoch voraussichtlich gegen 11.30 Uhr sprechen.
Widerstandsgruppe plante kurz vor seinem Tod die Befreiung von Nawalny
09.52 Uhr: Nach dem Tod des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny wurde nun bekannt, dass eine Widerstandsgruppe offenbar die Befreiung des Kremlkritikers geplant habe. Das meldet die „Bild“ unter Bezug auf eine Mitteilung des „Russischen Freiwilligenkorps“ (RDK).
Dabei sei es der Plan gewesen, den Konvoi, der Nawalny in das Straflager in Sibirien brachte, zu überfallen. Doch dieses Vorhaben Mitte Dezember 2023 scheiterte aufgrund der hohen Sicherheitmaßnahmen des russischen Geheimdienstes und deren Strafvollzugsbehörde, wie „Bild“ weiter berichtet.
Das „Russische Freiwilligenkorps“ habe zum Zeitpunkt des Todes von Nawalny den möglichen Plan zur Befreiung überarbeitet. Doch am Ende kam jede Hilfe zu spät, denn der Kremlkritiker verstarb am 16. Februar. „Leider ist es uns nicht gelungen, Alexej zu retten“, bedauert das RDK in einer Stellungnahme. „Aber Hunderte von politischen Gefangenen befinden sich weiterhin in Gefangenschaft. Wir glauben und arbeiten daran, sie auf die eine oder andere Weise den Fängen des Regimes zu entreißen.“
Gericht will Klage von Nawalnys Mutter erst im März verhandeln
Mit einer Klage will die Mutter des in Haft gestorbenen russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny die Herausgabe des Leichnams erreichen - doch das zuständige Gericht in der sibirischen Stadt Salechard will sich damit erst in rund anderthalb Wochen beschäftigen. Die Verhandlung zu dem Antrag von Ljudmila Nawalnaja sei für den 4. März angesetzt worden und solle hinter verschlossenen Türen stattfinden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch.
Die Behörden hatten den Angehörigen Nawalnys laut seinem Team zuvor erklärt, die Leiche werde wegen „chemischer Untersuchungen“ noch zwei Wochen unter Verschluss bleiben. In Russland haben bereits mehr als 70.000 Menschen einen Aufruf zur Herausgabe des Leichnams an die Angehörigen unterzeichnet.
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