Aberwitziges mit Helge Schneider: Zwei Abende in der Isarphilharmonie
Grimassen, Geschichten und ganz viel Jazz: Helge Schneider gastierte zwei Abende in der Isarphilharmonie. Lesen Sie hier unsere Kritik vom Montagabend.
Beinahe regungslos sitzt Reinhard Glöder da. Der Bassist mit dem riesigen Cowboyhut bewegt maximal die Finger, die sanft die Saiten seines Instruments zupfen, und verzieht keine Miene. Was bemerkenswert ist angesichts des Umstands, dass wenige Meter von ihm entfernt Helge Schneider Grimassen schneidend und in Zeitlupe über die Bühne schleicht. Und mit jeder noch so kurzen Anmoderation, mit jedem beiläufig scheinenden Kommentar Lacher in der ausverkauften Isarphilharmonie erntet.
Es ist der erste von zwei Konzertabenden in München, „Ein Mann und seine Musik“ der Name der Tournee. Wie passend, bekanntlich musiziert der so unernst scheinend Helge Schneider mit viel Talent, aber auch mit humorvoller Ernsthaftigkeit. „Heute möchte ich, morgen muss ich“, umschmeichelt er seine Zuhörer gleich zu Beginn und legt über die folgenden zwei Stunden nach. Ihm graue schon vor morgen, wehklagt er, ganz fürchterlich werde das. Das Publikum lacht und klatscht, wissend, dass er es am nächsten Tag genau andersherum machen wird. Oder auch nicht, man kann es nie wissen bei einem wie Helge Schneider.
Erwartbar ist dagegen schon beim Blick auf die Bühne, dass der Musiker, der im August seinen 70. Geburtstag feiert, sein Können an diversen Instrumenten zu zeigen gedenkt. Das Xylophon links, die bunt bemalte Orgel rechts, dazwischen Saxophon, Mandoline, Akkordeon, eine Trompete, die später eine Affenhandpuppe aus Gera spielt: Schneider wird bei fast jedem Stück ein anderes Instrument einsetzen. Er wird Lieder spielen, „überaus kritische und überkritische“, wie „Die Herren Politiker“, Liebeslieder wie „100 000 Rosen“. Er wird Lieder spielen, deren Text aus einem einzigen Wort besteht: „Oktopus“. Er wird erzählen, vom Krankenhausaufenthalt in Andalusien, von Frank Sinatras Frau Barbara, die keinen Toast zubereiten kann, „die Arme“. Und er wird improvisieren.
Gleich, ob man der Musik wegen gekommen ist oder wegen des Humors oder wegen beidem: Was Helge Schneider und Willy Ketzer (Schlagzeug), Sandro Giampietro (Gitarre) und Reinhard Glöder an Jazz und Blues darbieten, ist nicht nur sehr gefällig, sondern auch sehr gut gemacht. Sie spielen einander die Bälle zu, Schneider findet immer wieder den Humor in der Musik, das kann er wie kaum ein anderer. Seinen Bassisten hat er natürlich auch noch gekriegt, ihm ein Schmunzeln entlockt. Warum soll es Reinhard Göder anders gehen als dem Publikum? Das durfte einen urkomischen, in seiner Absurdität anspruchsvollen und herrlich kurzweiligen Abend erleben.