Dampfbad unterm Sternenhimmel: Wann die neue Therme Oberstdorf öffnet
Am liebsten würde man direkt ins Wasser springen – auch im Rohbau sieht das Sportbecken der neuen Therme Oberstdorf schon einladend aus. Große, helle Fensterfronten, angenehme Holzverkleidung, das Motto „Entspannung und Erholung im Hochgefühl der Alpen“ ist schon spürbar. Auf der Großbaustelle mitten im südlichsten Markt Deutschlands geht es in den Endspurt: Noch vor Weihnachten ist die Eröffnung der neuen Therme geplant. Unsere Zeitung hat mit Projektkoordinator Max Feldengut hinter die Kulissen geblickt.
Oberstdorf – Die Therme scheint ein Platzwunder zu sein, mit über 3.000 Quadratmeter Sauna-, Spa- und Wellnessbereich sowie 2.000 Quadratmeter Bade- und Thermenwelt. Die Bereiche erstrecken sich über drei Stockwerke, inklusive eines beeindruckenden Infinity Pools mit freiem Blick auf die südliche Bergkette. Mit ihren vier „Elementen der Urkraft“ bietet die Therme viel Interessantes für Einheimische und Urlauber. So kann man etwa in der Dampfsauna unter 150 Sternenlichtpunkten entspannen, die den Nachthimmel über Oberstdorf abbilden. Der Abkühlbereich der Saunawelt ist der eiskalten Breitachklamm nachempfunden und soll eine mystische Stimmung ausstrahlen.
Oberstdorfs Erster Bürgermeister Klaus King bezeichnet die neue Therme als „Bereicherung für alle“: „Die Therme ist ein Premiumprodukt für unseren Tourismus in Oberstdorf“, so King. „Das Ganzjahresangebot kommt 70 Prozent unserer einheimischen Vermieterbetriebe zugute. Zudem profitieren alle Hotels, die über kein eigenes umfassendes Bade-, Spa- und Wellnessangebot verfügen.“ Und ebenfalls wichtig: „Wir schaffen 45 bis 50 Arbeitsplätze“, sagt der Bürgermeister.
28 Grad wird das Schwimmbecken haben, zwischen 33 und 34 Grad das Kleinkinderbecken mit Rutsche, das Erlebnisbecken inklusive Bodensprudler, Sprudelliegen und Massagedüsen, der Infinitypool und das Außenbecken, in das man durch eine Schleuse aus dem Hauptbereich hinaus schwimmen kann. Selbst ein eigener Wasserfall, der „Stuibenfall“, fließt aus dem ersten Obergeschoss ins Erlebnisbecken.
Das Element Feuer findet sich im Bereich der Saunen wieder, inklusive Effektkamin. Entspannung und Erholung versprechen auch die Ruheräume mit ihren großzügige Fensterfronten sowie die Panoramasauna mit freiem Blick auf die Bergwelt. Außerdem gibt es einen Zirbenraum, eine Altholzsauna, Infrarotkabinen und Massageräume.
Luftig wird es derweil in den Außenbereichen. Der Thermengarten samt Liegewiese wird von einer Allgäuer Firma gestaltet. Überhaupt, das betont Projektkoordinator Feldengut, seien viele der 65 Gewerke aus der Region, rund die Hälfte sogar direkt aus dem Allgäu.
Verzögerungen sorgen für höhere Baukosten
Was Feldengut derweil bedauert: Im Zeitplan hänge der Bau zurück. „Nach dem ursprünglichen Bauzeitenplan hätten wir schon geöffnet, nach dem aktuellen haben wir noch zehn Monate Bauzeit vor uns. Damit wir diese einhalten, muss vieles glatt laufen.“ Rund sechs Wochen sind noch einkalkuliert für die Inbetriebnahme, das Einarbeiten der Mitarbeiter und den Probebetrieb. Feldengut: „Der aktuelle Plan sieht vor, dass wir noch im Dezember kurz vor Weihnachten dieses Jahres eröffnen.“
Die Verzögerung führt Feldengut auf mehrere Gründe zurück: „Die größte Herausforderung kam direkt mit Baubeginn, angefangen mit dem damals beauftragten Rohbau-Unternehmen, das von Februar bis Oktober nur ein Drittel der geplanten Mitarbeiter vor Ort hatte. Seitdem sind wir im ‚gestörten Bauablauf‘ von rund neun Monaten für alle Folgegewerke. Den Verzug haben wir leider nicht mehr rein bekommen.“ Dadurch wurde der Bau noch vor eine weitere Herausforderung gestellt, denn der zusätzliche Winter sorgt nicht nur für aufwendige Baumaßnahmen, sondern auch für weitere Heizkosten.
Insgesamt liegt das Bauprojekt nun bei Gesamtkosten von 44,5 Millionen Euro. Feldengut dazu: „Die ursprüngliche Berechnung lag bei 33 Millionen Euro, bestehend aus 25,7 Million Baukosten und 7,2 Millionen Baunebenkosten.“ Mit der neuen Hochrechnung liege man nun bei „45 Prozent Baukostensteigerung, die statistisch tatsächlich auf diesen Zeitraum aktuell deutschlandweit angesetzt wird“, so der Projektkoordinator, der allerdings auch einräumt: „Die Kosten liegen deutlich über dem, was der Bauherr sich vorgestellt hat, aber unter der Berücksichtigung der global-politischen Ereignisse, die uns seit Beginn des Projekts begleiten wie Corona, Ukrainekrieg, Suezkanal sowie Lieferengpässe bei bestimmten Rohstoffen, ist es tatsächlich der Rahmen der Statistik – so traurig, wie es ist.“
Die Planungsphase für die neue Therme hatte 2019 begonnen, seinerzeit hatte der Marktgemeinderat Oberstdorf ein Budget von 25 Millionen Euro freigegeben. Aus der Entwurfsplanung der Architekten entstand die Kostenberechnung in Höhe von 33 Millionen Euro netto Gesamtkosten.
Den Begriff „Kostenexplosion“ will Feldengut aber bewusst vermeiden: „Es gibt einzelne Gewerke, die mit teils 135 Prozent Kostensteigerung leider komplett durch die Decke gegangen sind. Wenn man das auf den Durchschnitt umlegt, ist aber von einer Explosion nicht zu sprechen. Es ist einfach das, was die Statistik und die Baupreiswirtschaft darstellen.“
Schulen haben bereits angeklopft
Nicht nur an die Erholung suchenden Urlauber hat man in der Therme gedacht, auch die Bedürfnisse der Einheimischen werden berücksichtigt. Für den Schul- und Vereinssport gibt es großzügige Sammelumkleiden, von Montag bis Freitag ist täglich zwischen 8 und 10 Uhr Schulschwimmen angesagt. „Alle Schulen haben sich bereits angemeldet“, erklärt Feldengut. Auch Schwimmkurse vom Babyschwimmen bis zum Seepferdchen wird es geben.
Zur „Therme für alle“ gehört auch, dass der gesamte Eingangsbereich sowie die Therme barrierefrei gestaltet sind. Zudem verweist der Projektkoordinator stolz auf das Nachhaltigkeitskonzept: „Die Decke ist beispielsweise ein Recyclingprodukt aus der Holzindustrie, sogenannte Holzwolleplatten, umgangssprachlich wegen ihrer Struktur auch ‚Sauerkrautplatten‘ genannt“. Energie liefert unter anderem die 1.000 Quadratmeter große PV-Anlage zur Eigenstromversorgung mit 200 KWp.
Nachhaltig wird auch die Gastronomie gestaltet, Therme und Saunabereich haben eine gemeinsame Küche, mit 45 Sitzplätzen innen und weiteren draußen im Thermengarten.
Eines liegt Feldengut noch am Herzen: Bauherr und Betreiber der neuen Therme seien die Kurbetriebe Oberstdorf als touristischer Eigenbetrieb des Marktes. „Finanziert wird das Projekt durch den touristischen Haushalt der Kurbetriebe – und damit durch Übernachtungsgäste und deren Kurbeitrag. Es ist für uns wichtig zu kommunizieren, dass der Einheimische für diese Therme keinen Euro bezahlt.“
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