Die neue Netflix-Serie „Achtsam morden“ mit Tom Schilling: Unser Streaming-Serientipp zu Halloween
Tom Schilling brilliert in der neuen Netflix-Serie „Achtsam morden“. Sie beruht auf dem Bestseller von Karsten Dusse. Unser Streaming-Tipp zu Halloween.
Stressiges Familienleben, begriffsstutzige Kollegen und dann treibt einen noch das Betriebssystem der Firma in den Wahnsinn. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich in Björn Diemel (Tom Schilling) hineinfühlen zu können. Der ist erfolgreicher Anwalt, doch mit der Work-Life-Balance hapert es gewaltig. Björns Frau Katharina (Emily Cox) wünscht sich, dass er mehr Zeit für die gemeinsame Tochter Emily hat. Und überhaupt mal mehr daheim sein, wäre auch ganz schön. Findet Björns wichtigster Mandant indes nicht: Dieser Dragan Sergowicz (Sascha Geršak) ist dummerweise ein brutaler Mafia-Boss, der von seinem Anwalt erwartet, 24/7 erreichbar und einsatzbereit zu sein. Schließlich gilt es rund um die Uhr, Dragan oder dessen Leuten aus juristischen Patschen zu helfen.
Um seine Ehe zu retten, lässt sich Björn auf ein von seiner Frau gebuchtes Achtsamkeitsseminar ein. Der engagierte Einzeltrainer, den Peter Jordan hingebungsvoll als Gelassenheit in Person gibt, hat wirklich gute Techniken parat, um im Alltag wieder mehr zu sich zu finden und zu lernen, die Prioritäten richtig zu setzen. Wendet Björn vorbildlich schnell an – allerdings etwas anders, als vom Achtsamkeitsexperten gedacht.
„Achtsam morden“ ist die perfekte Serie für Halloween
„Lassen Sie den Atem fließen“ zum Beispiel hilft nicht nur, wenn man genervt vom schreienden Nachwuchs in der Küche sitzt. Björn lässt den Atem kräftig fließen – und greift dann zur Kettensäge. Bereit, die Leiche seines ersten Mordes zu zerlegen, damit deren Einzelteile besser in den Gartenhäcksler passen. Denn durch eine Verkettung unglücklicher Umstände findet Björn unverhofft seinen unkonventionellen Weg zu mehr Ausgeglichenheit. Und dieser Weg ist gepflastert von Leichen.
Klingt rabenschwarz? Ist es auch. Max Zähle und Martina Plura haben die gleichnamige erfolgreiche Romanreihe „Achtsam morden“ von Karsten Dusse in acht kurzweiligen und mitunter ziemlich makabren 42-minütigen Folgen für Netflix verfilmt. Immer wieder schiebt sich das Gesicht des Coaches in die Kamera und durchbricht die vierte Wand, um Björn und uns Zuschauern ein paar Achtsamkeitstipps mit auf den Weg zu geben. Der Protagonist wendet sie allesamt an. Und wird gelassener und gelassener – obwohl um ihn herum alles immer mehr außer Kontrolle gerät. Denn wenn du den Boss einer Mafiaorganisation auf dem (trotzdem erstaunlich reinen) Gewissen hast, steht bald nicht nur die Polizei vor deiner Tür.

Die Charaktere der mitunter ziemlich trotteligen Mafiosi werden ordentlich überzeichnet, mit dem Effekt, dass man die grausigen Taten, die sie verüben, gut verdauen kann. Alles nur schwarze Komödie.
Der 42-jährige Tom Schilling ist die Idealbesetzung für den Antihelden im Zentrum der Geschichte: Mit seiner zarten Statur und dem immer noch jugendlichen Gesicht wäre Björn in der Mafia-Welt ein gefundenes Fressen für die mit Testosteron vollgepumpten Gangsterjungs. Seine Waffe ist das Wort. Es macht großen Spaß, dem überarbeiteten Familienvater dabei zuzusehen, wie er Folge für Folge selbstbewusster seinen Mann steht. Kann man sich durchaus eine Scheibe von abschneiden – aber besser nicht mit der Kettensäge.