ÖDP Kempten lädt zur Feierstunde „75 Jahre Grundgesetz“ ein
Der 9. November hat in der Geschichte der Deutschen eine hervorgehobene Stellung. Diesen Tag nahm nun die Kemptener ÖDP zum Anlass, an 75 Jahre Grundgesetz im Rahmen einer Feierstunde zu gedenken.
Kempten – Der 9. November hat in der Geschichte der Deutschen eine hervorgehobene Stellung. Angefangen vom Ende der 1848er-Revolution über die Ausrufung der Republik 1818, dem Scheitern des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923, der Reichspogromnacht 1938 und dem Fall der Berliner Mauer – all diese historischen Ereignisse fanden am 9. November statt. Diesen Tag nahm nun die Kemptener ÖDP zum Anlass, an 75 Jahre Grundgesetz im Rahmen einer Feierstunde zu gedenken.
Bewusst hatte man sich als Veranstaltungsort den Pfarrsaal St. Lorenz ausgesucht, damit diejenigen, die an der Kundgebung des Stadtjugendrings vor dem ehemaligen jüdischen Bethaus am Residenzplatz teilnahmen, einen kurzen Weg zur Feierstunde hatten. Rund 60 Gäste konnten die beiden ÖDP-Stadträte Michael Hofer und Franz Josef Natterer-Babych im Pfarrsaal begrüßen. Für den musikalischen Rahmen sorgte Annette Naumann am Klavier. Natterer-Babych und Hofer hoben in ihrer Begrüßung die Bedeutung des 9. Novembers für die Geschichte Deutschlands hervor.
Als Hauptredner war Bernhard Suttner aus Regensburg eingeladen worden, der von 1991–2011 bayerischer Landesvorsitzender der ÖDP war. Die zentrale Leitidee im politischen Wirken von Suttner ist der Gedanke: „Weniger ist mehr“. Damit spricht er sich explizit gegen eine rein kapitalistisch, libertär organisierte Gesellschaft aus, die aus seiner Sicht unter anderem zu einer Vermögenskonzentration bei einigen Wenigen führt.
Universelle Wirkmächtigkeit
Suttner macht in seiner Rede deutlich, dass er ein großer Anhänger des 1949 erschaffenen Grundgesetzes ist: „Es ist das Beste, was Deutschlands je hervorgebracht hat“, sagte er. Es sei kritisch auf die zu achten, die es in Frage stellen. Suttner hat seinen rund 50-minütigen Vortrag in sieben Abschnitte unterteilt – den Gottesbezug der Präambel des Grundgesetzes, das heißt, sein Konzept des Universalismus; die Dauer der Gültigkeit des Grundgesetzes, nämlich „auf ewig“; seine Wehrhaftigkeit, gewährleistet durch den Schutz des Bundesverfassungsgerichts; seine Ausrichtung auf einen starken Staat, wie u. a. den Sozial- wie Rechtsstaat; seine Aufforderung an die Bürger, die sich aus ihm ergebenen Rechte und Pflichten anzunehmen, zum Beispiel, dass „Eigentum verpflichtet“ und seine Drittwirkung, u. a. auf Gerichtsurteile.
„Die Grundrechte und der Geist der Verfassung sollen in der gesamten Gesellschaft das Klima des Zusammenlebens prägen“, so Suttner. Im 7. Abschnitt lädt er die Zuhörer ein, einen Verfassungspatriotismus zu entwickeln. „Ja, seien wir ruhig hin und wieder stolz darauf, ein solches Grundgesetz zu haben, auch wenn wir es nicht selbst gemacht, sondern nur im Kern bewahrt und angesichts neuer Problemstellungen weiterentwickelt haben.“ Seine Wertschätzung zum Grundgesetz äußert sich in seinem persönlichen „Geburtstagsgruß“ an 75 Jahre Grundgesetz: „Ad multos Annos! – auf viele Jahre!“
Persönliche Erfahrung
Der junge Kemptener Stadtrat Julius Bernhardt von Future For Kempten erzählte auf der Feier von seinen Erfahrungen mit dem Grundgesetz. Bernhardt lebte in seiner Kindheit für einen Zeitraum von acht Jahren in China und erfuhr dort, wie eine zunehmende Zensur des Staates die Grundrechte der Menschen einschränkt. In Berührung mit dem Grundgesetz kam Bernhardt aber auch durch sein Engagement für Fridays For Future, Stichwort „Versammlungsfreiheit“, und schließlich durch sein Wirken als Stadtrat von Kempten.