Liebe, die unter die Haut geht: Paar feiert Eiserne Hochzeit – „Man muss sich akzeptieren“
Sie sind seit 65 Jahren verheiratet: Luise und Franz Kloiber aus Bad Tölz feiern Eiserne Hochzeit. Gemeinsam gingen sie durch Höhen und Tiefen.
Bad Tölz – Still stehen wollen Luise und Franz Kloiber auch im hohen Alter nicht. „Ich würde krank werden, wenn ich den ganzen Tag in der Wohnung bleiben müsste“, sagt die 86-Jährige. Einmal am Tag gehen die Eheleute, die in Bad Tölz wohnen, entweder zu Fuß oder mit dem Radl nach draußen, bei Wind und Wetter. Besonders gern spazieren sie auf den Kalvarienberg. Gemeinsam gehen die Kloibers seit bald sieben Jahrzehnten durchs Leben. Am Donnerstag feierten sie ihren Eisernen Hochzeitstag. Erste Gratulantin war Stadträtin Ulrike Bomhard.
„Sie hat mich verführt“: Paar heiratet früh – und zieht von Österreich ins Tölzer Land
Zum ersten Mal kreuzten sich die Wege der beiden in Graz. Dort sind Luise und Franz Kloiber geboren und aufgewachsen. Es sei keine besonders schöne Kindheit im Österreich der Nachkriegszeit gewesen, berichten die beiden. Umso freudiger waren sie, als sie einander begegneten. „Sie hat mich verführt“, sagt der zwei Jahre jüngere Franz Kloiber augenzwinkernd. Am 28. November 1959, da war er gerade 18 Jahre alt geworden, heirateten die beiden. „Die Zeit drängte, weil Franz zum Bundesheer musste“, berichtet Luise Kloiber.
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Die Arbeit führte die Eheleute zwei Jahre später nach Deutschland. „Ich habe in Graz als Karosseriebauer und Lackierer gearbeitet“, sagt Franz Kloiber. „In Deutschland war der Verdienst viel höher.“ Bepackt mit einem „Kofferl und 50 Mark“ und dem älteren Sohn Walter fuhren die beiden mit dem Zug in Richtung Oberland. „In Rosenheim wollte ich schon wieder aussteigen“, erinnert sich der 84-Jährige und lacht. „Ich war ja vorher noch nie im Ausland.“ Doch die Eheleute akklimatisierten sich schnell mit den Bayern, die den Österreichern „gar nicht so fremd“ seien wie gedacht.
„Wir haben Tag und Nacht gearbeitet“: Eheleute bauen eigene Firma in Geretsried auf
Sesshaft wurden Luise und Franz Kloiber zunächst in Geretsried. Dort machten sie sich mit einem Kfz-Betrieb selbstständig und bauten sich ein neues Leben auf. „Wir haben Tag und Nacht gearbeitet“, erzählt die 86-Jährige. Ganz ohne Reibereien verliefen die 65 Jahre Ehe nicht, gibt das Paar zu. „In der Firma hat es schon öfter gekracht“, berichtet Franz Kloiber. „Überall gibt es mal Streit“, sagt Luise Kloiber. „Der Zusammenhalt ist das A und O.“ In Höhen wie in Tiefen konnten sie sich aber aufeinander verlassen. Franz Kloiber ergänzt: „Man muss sich gegenseitig akzeptieren und verzeihen können.“
Den Betrieb übergaben sie im Jahr 2000 an den jüngeren Sohn Franz jun. – „ohne einen Euro Schulden“, unterstreichen die Eheleute. Sie freuen sich, dass die Firma weiterhin „sehr gut“ läuft. Immer wieder lassen sich die beiden bis heute im Geschäft blicken.
Die Familie ist für die fleißigen Eheleute ein weiteres Glück im Leben. Neben den beiden Söhnen haben sie zwei Enkel und zwei Urenkel. Luise Kloiber engagiert sich zudem beim TuS Geretsried, geht zum Line Dance und Turnen. Eine Leidenschaft von Franz Kloiber sind Tattoos. Auf seinem linken Unterarm trägt er ein Herz, mit einem Kreuz, einem Anker und den Initialen der Eheleute. Es ist eine Liebe, die seit mehr als 65 Jahren unter die Haut geht. (vfi)