Deutscher Marktführer baut am Hauptsitz jede zehnte Stelle ab – „Es tut uns leid“

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Ein deutsches Familienunternehmen leidet nach starken Jahren an gesunkener Nachfrage und kommt am Stammsitz um einen Stellenabbau nicht mehr herum.

Neckarsulm - Die generell schwierige Wirtschaftslage, in der sich vor allem viele Industrieunternehmen in Deutschland derzeit befinden, nimmt immer konkretere Züge an. Sowohl Schwergewichte wie Bosch und Mercedes-Benz als auch Mittelständler und Kleinbetriebe, sie alle kämpfen derzeit darum, den Betrieb so gut es geht zu stabilisieren. Alleine beim schwäbischen Autobauer mit dem Stern könnten laut einem Bericht mehr als 15.000 Stellen gestrichen werden.

Nun gibt es Neuigkeiten von einem weiteren Betrieb aus Baden-Württemberg. Nach der Arbeitszeit- und Gehaltskürzung bei Bosch Engineering in Abstatt und der Insolvenzanmeldung von iwis mechatronics in Schwaigern kündigt mit der Franz Binder GmbH & Co. Elektrische Bauelemente KG das nächste Unternehmen aus dem Kreis Heilbronn Einschneidungen an.

Stellenabbau bei Binder in Neckarsulm soll bis Ende März 2025 umgesetzt sein

Am Hauptsitz des Steckverbinderherstellers in Neckarsulm soll etwa jede zehnte Stelle abgebaut werden, berichtet die Heilbronner Stimme. Darauf hätten sich die Geschäftsleitung und der Betriebsrat verständigt und einen Interessensausgleich und Sozialplan vereinbart. Grund für die Maßnahmen sei ein starker Nachfrage- und Umsatzrückgang nach „zwei hervorragenden Jahren“ 2022 und 2023, sagte Geschäftsführer Markus Binder.

Bis zum Ende des nächsten Quartals – sprich: Ende März 2025 – soll der Personalabbau bereits umgesetzt sein. In Neckarsulm sind derzeit rund 850 Mitarbeiter beschäftigt, was bedeuten würde, dass etwa 85 Arbeitsplätze wegfallen. Der Stellenabbau erstrecke sich laut dem Betriebsratsvorsitzenden Kai Edwell durch alle Bereiche des Familienunternehmens, jedoch ausschließlich am Standort Neckarsulm. „Es tut uns leid für die, die es trifft“, so Edwell.

Stammsitz von Franz Binder in Neckarsulm
Am Hauptsitz von Franz Binder in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) soll etwa jede zehnte Stelle entfallen. Derzeit sind dort rund 850 Mitarbeiter angestellt. © Franz Binder GmbH & Co.

Kurzarbeit am Stammsitz soll zum Jahreswechsel aufgehoben werden

Die Mitarbeiter seien bereits informiert und den Betroffenen ein Angebot für ein Freiwilligenprogramm vorgelegt worden. Sollten zu wenige davon Gebrauch machen, müssten betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden, sagte der Betriebsratschef laut der Heilbronner Stimme. „Wir haben Verantwortung für den Standort. Ganz fatal wäre es, wenn man gar nichts gemacht hätte.“ Positiv sei zu erwähnen, dass in Neckarsulm bereits das gesamte Jahr Kurzarbeit herrsche, diese zum Jahreswechsel aber aufgehoben werde.

Die Binder-Gruppe hat insgesamt rund 1800 Mitarbeiter und ist neben weiteren Standorten in Deutschland auch in der Schweiz, Ungarn, den USA und China ansässig. Das Familienunternehmen zählt zu den Marktführern im Bereich Rundsteckverbindern und wurde 1960 von Franz Binder in Neckarsulm gegründet. Dieser übergab 2014 alle Geschäftsanteile an seinen Sohn Markus.

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