Paris kämpft gegen Rattenplage: Stadt ergreift vor Olympia besondere Maßnahmen
Die französische Hauptstadt stellt Fallen gegen die rund 6,5 Millionen dortigen Ratten auf. Doch ausrotten möchte sie der Olympia-Ort nicht.
Paris – Die 33. Olympischen Sommerspiele in Paris haben begonnen! Bereits zwei Tage vor der großen Eröffnungsfeier (am 26. Juli) starteten die ersten Bewerbe des Groß-Events. Zuletzt stand die Seine im Herzen der Stadt und als Austragungsort einiger Wettkämpfe immer wieder im Fokus, aufgrund der Qualität des Wassers im Fluss.
Doch dieses Problem scheint spätestens nach einer kuriosen Bade-Aktion von Frankreichs Sportministerin gelöst. Mit einer anderen Schwierigkeit hat Paris allerdings weiterhin zu kämpfen: In der Olympia-Stadt befinden sich viele Ratten. Dieser möchte sie sich jetzt mit Fallen, zusätzlichem Personal und speziellen Mülleimern entledigen.
Kurz vor dem Beginn der Spiele äußerte sich die stellvertretende Pariser Bürgermeisterin Anne-Claire Boux gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP zur Rattenplage in der Stadt. Alle olympischen Wettkampfstätten und Orte für Feierlichkeiten seien dahingehend „einer Untersuchung unterzogen“ und dem nach Bedarf entgegengewirkt worden. Dies umfasse neben grundlegenden Reinigungsarbeiten das Aufstellen geschlossener Mülleimer, „die die Ratten nicht anlocken“, erklärte Boux, die auch als Beauftragte der Stadt für öffentliche Gesundheit fungiert.
Diese Aktion gegen die Pariser Rattenpopulation schließt überdies 26 Fan-Zonen, einige Parks und Gärten sowie die Gebiete rund um stark frequentierte Sehenswürdigkeiten ein. Zusätzlich brachten 70 Mitarbeiter des städtischen Gesundheits- und Hygienedienstes, die vielsagend als „SMASH“-Team firmieren, rund 1.000 mechanische Fallen an mehreren betroffenen Stellen an. Außerdem verfüllten sie Kanalisationsschächte und installierten mancherorts Gitter, damit die Nager, die potenziell Krankheiten übertragen, dort nicht nisten können.
„Olympische Teams“ sollen Müllentsorgung während der Pariser Spiele sichern
Antoine Guillou, der stellvertretende Pariser Bürgermeister für Abfallwirtschaft, erklärte im AFP-Interview, dass zu den mehr als 7.000 gewöhnlichen rund 150 Mitarbeiter aus der Abfallwirtschaft und -verwaltung der Stadt in „olympischen Teams“ organisiert sind. Ihre Aufgabe sei es, den Müll der Zuschauerinnen und Zuschauer nach den Wettkämpfen gesondert einzusammeln. Vor allem Nahrungsreste locken die Nagetiere an – auch tagsüber.
Guillou forderte die Gäste und Einwohner der Stadt zudem auf, ihren Abfall selbstständig und in Mülleimern zu entsorgen, um ihren Beitrag im Kampf die Rattenplage zu leisten. Er mache sich „überhaupt keine Sorgen“, dass die Situation ausarte, bekräftigte der Politiker. „Im Gegenteil: Die Spiele werden uns helfen, endgültig zu beweisen, dass die Vorstellung, dass man in Paris auf viele Ratten trifft, falsch ist.“ Nach Angaben des Sport-Informations-Dienstes (SID) beläuft sich die Zahl der Ratten in Frankreichs Hauptstadt auf rund 6,5 Millionen.
Meine news
Trotz Plage: Olympia-Stadt Paris möchte Ratten nicht ausrotten
Dieses besondere Maßnahmen-Paket soll das Rattenaufkommen an für die Spiele relevanten Orten wie dem Park beim Eiffelturm eindämmen – die Tiere jedoch nicht gänzlich beseitigen. „Niemand kann den Ehrgeiz haben, die Ratten in Paris auszurotten“, betonte Boux insbesondere mit Blick auf deren Nutzen für die Stadt. Die Nager seien „nützlich, um die Kanalisation instand zu halten.“ Somit sei es „das Wichtigste, dass sie dort bleiben.“ Immer wieder werden Stimmen laut, die einen friedlichen Umgang mit den Ratten fordern.
Dennoch behält sich die Stadtverwaltung drastische Schritte vor. Sollten sich während der Spiele größere Ansammlungen der Nagetiere ergeben, stünde die 70-köpfige Truppe zur Intervention bereit, schilderte Doux weiter. Als ultima ratio werde sie hierbei auf „biozidhaltige Fallen“ zurückgreifen, führte die Gesundheitsbeauftragte an.
Rattenplage vor Olympia: Pariser Bezirks-Bürgermeister befürchtet „Invasion“
Gegen andere Tiere wie Bettwanzen und Tigermücken sind keine speziellen Sanktionen geplant. Aber auch diese könnten während Olympia Probleme bereiten, warnte jetzt Geoffroy Boulard gegenüber der AFP. Der Bürgermeister des 17. Pariser Arrondissements (Verwaltungsbezirk) und Vizepräsident des Gemeindeverbandes Metropole Groß-Paris bemängelte das „Schweigen“ der Stadtverwaltung in Bezug auf eine mögliche „Invasion von Tausenden unerwünschten Tieren“.
Boulard verwies auf Fachleute, die sich dahingehend besorgt gezeigt hätten. Und auch die nun erfolgende, vorübergehende Intensivierung der Rattenbekämpfung sieht er kritisch. Der 45-Jährige forderte die Stadt auf, diese Causa grundlegend voranzutreiben und sich über den Olympia-Zeitraum hinaus um nachhaltige Lösungen zu bemühen.
Doch nicht nur die Nagetiere in Paris sorgen rund um den Start der Spiele für politisches Aufsehen. Ein Kopftuch-Verbot für Französinnen bei Olympia rief jetzt Menschenrechtsorganisationen auf den Plan. (wuc)