Die Planungen für die Abwasserverbundleitung waren technisch ziemlich aufwendig. Doch der Anschluss der Hohenpeißenberger Abwasserbeseitigung an die Peißenberger Kläranlage, so hieß es beim Pressetermin zum offiziellen Baustart, sei für beide Gemeinden eine „Win-win-Situation“.
„Alles Gute kommt von oben“, scherzte Stefan Ziegler, der Vorstand der Peißenberger Gemeindewerke, gestern beim Pressetermin, als Ingenieur Peter Deubzer (Halblech) die technische Konzeption der künftigen Abwasserverbundleitung zwischen Hohenpeißenberg und Peißenberg erläuterte. Wie bereits berichtet, wird die Rigi-Gemeinde ihr Schmutzwasser ab Frühjahr 2026 in das Peißenberger Kanalsystem ableiten, nachdem es für die eigene, veraltete Kläranlage am Eierbach vom Wasserwirtschaftsamt keine Genehmigungsverlängerung mehr gegeben hatte.
Die Verbundleitung wird auf einer Trassenlänge von 3,7 Kilometern von der Hohenpeißenberger Kläranlage abzweigen und unter einem bereits errichteten Durchlass unter der Umgehung und dann entlang von Forstwegen zwischen Hohenwart und Schendrich Richtung Peißenberg führen – genauer gesagt an die Otto-Hahn-Straße im Bereich der Blechverarbeitungsfirma „EVN“. Dort wird an das Peißenberger Kanalnetz angeschlossen.
Die robusten Rohrleitungen (20 Zentimeter Durchmesser und 2,2 Zentimeter Wandstärke) sollen von der beauftragten Firma „Strommer“ größtenteils im offenen Pflugverfahren verlegt werden, ohne dabei tiefe Gräben ziehen zu müssen. „Wir wollen die Eingriffe in den Boden und die Forstwege so gering wie möglich halten“, erklärte Deubzer beim Pressetermin.
„Die richtige Vorgehensweise“
Trotz des Höhenunterschieds (116 Meter) zwischen der Hohenpeißenberger Klär㈠anlage und dem Schachtanschluss unten in Peißenberg, kann die Leitung nicht als herkömmlicher Freispiegelkanal betrieben werden. Das verhindern die topografischen Gegebenheiten mit mehreren Gefälle-Zacken respektive Hochpunkten. Auch eine reine Druckleitung ist nicht möglich. Dafür würde eine konstante Abflussmenge benötigt. „Aber nachts fällt nur wenig Schmutzwasser an“, so Deubzer. Deshalb wird auf ein kombiniertes System aus Freispiegelleitung (in den fallenden Geländebereichen) und Druckleitungsabfluss an den Hoch㈠punkten zurückgegriffen. „Das ist eine bewährte Bauweise. Für die nächsten 80 Jahre wird das problemlos funktionieren“, versicherte Deubzer. Zusätzlicher Energieaufwand für Pumpen ist bei der technischen Konzeption nicht erforderlich.
Peißenbergs Bürgermeister Frank Zellner bezeichnete die Abwasserverbundleitung beim Pressetermin als „tolles Zeichen für den nachbarschaftlichen Zusammenhalt“. Das Projekt sei für beide Gemeinden eine „Win-win-Situation“. Zum Hintergrund: Die zusätzlichen Anschlusseinheiten aus Hohenpeißenberg werden den Pool der Gebührenzahler vergrößern.
Das wiederum wird für die Peißenberger Abwasserkunden laut Stefan Ziegler „spürbare Entlastungen“ zur Folge haben, da die Kosten künftig auf mehr Nutzer verteilt werden. Zudem kauft sich die Rigi-Gemeinde für vermutlich rund einer Million Euro in die Peißenberger Kläranlage ein. Die Verbundleitung und die interkommunale Nutzung von Infrastruktur, so Ziegler, sei „die richtige Vorgehensweise“: „Man hätte auch Kirchturmpolitik betreiben können. Aber das wäre politisch nicht das richtige Signal gewesen.“
Auch Hohenpeißenbergs Rathauschef Thomas Dorsch war bezüglich der knapp zwei Millionen Euro teuren Verbundleitung (530 000 Euro davon werden staatlich bezuschusst) voll des Lobes: „Ökologisch wie wirtschaftlich ist das Projekt eine tolle Sache.“ Statt einer neuen Kläranlage muss Hohenpeißenberg neben der Leitungsverlegung und dem Einkauf in das Peißenberger Kanalnetz „nur“ noch den Rückbau der eigenen Kläranlage finanziell stemmen. Das Abwasser wird dort dann vor dem Ablass in die neue Verbundleitung über Rechenanlagen sowie Geröll- und Sandfänge nur noch grob vorgereinigt.