Eine Straße als „Sparkonto“ – und ein Tiny-House-Missverständnis

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Wiesenanger heißt die frisch geteerte Erschließungsstraße im neuen Pframminger Baugebiet „Siegertsbrunner Straße III“ Auf 20 bereits vergebenen Parzellen entstehen dort zeitnah Einfamilien- und Doppelhäuser. © Gemeinde

Mit dem Verkauf von 20 Baugrundstücken schafft Oberpframmern Rücklagen für künftige Projekte wie das geplante Feuerwehrhaus.

Zwei Tage nach der Abnahme des Baugebiets steht in Oberpframmern schon der erste Bauzaun: „Der ist schon in der Pole-Position gestanden“, sagt Bürgermeister Andreas Lutz (Bürgerliche/CSU) schmunzelnd über den Bauherrn, der im neuen Einheimischengebiet „Siegertsbrunner Straße III“ sofort mit dem Häuslebau losgelegt hat. Für den Bürgermeister ein freudiger Anblick, denn mit der am Mittwoch erfolgten Freigabe gehen fünf Jahre anstrengenden Planungsvorlaufs zu Ende, mit Hürden beim Hochwasserschutz und durch eine überraschende Baurechtsänderung.

Lauter junge Familien – aber keine Tiny-House-Siedlung

20 der 40 Parzellen hat die Gemeinde für Einfamilien- und Doppelhäuser vergeben, mit 400 bzw. 260 bis 280 Quadratmetern Fläche. Subventionierter Quadratmeterpreis: 800 Euro und damit 350 Euro unter dem örtlichen Bodenrichtwert, wie Lutz erklärt. „Das ist trotzdem ganz schön eng“, gibt der Bürgermeister zu und berichtet, dass einige Interessenten angesichts der zeitgleich enorm gestiegenen Baupreise zurückziehen hätten müssen. Dennoch sei es gelungen, die Grundstücke entlang der „Wiesenanger“ getauften Straße an die richtigen Interessenten zu bringen. „Lauter junge Familien!“, so Lutz erfreut.

Heißgelaufen sei bei ihm im Rathaus das Telefon, als die EZ berichtete, dass die Gemeinde den Grundstückseigentümern erlaubt, nachträglich auf ihrer Parzelle auch Tiny-Häuser aufzustellen. Rundfunk-Anfragen, zig Interessenten: „Das ist eingeschlagen wie eine Bombe.“ Dabei hätten eben viele missverstanden, dass Oberpframmern keine Tiny-House-Siedlung plant, sondern der Bebauungsplan so gedacht sei, dass die Option auf ein kleines Austragshäuserl oder erste Auszugsmöglichkeit für heranwachsende Kinder bestehe – und zwar nur für diejenigen, die ohnehin das Einheimischenbaugrundstück bebauen.

Eine Straße als Sparkonto

Das Geld aus den Grundstücksverkäufen könne die Gemeinde gut gebrauchen, so Lutz. Oberpframmern werde ein neues Feuerwehrhaus bauen müssen, was mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag zu Buche schlage, weshalb jetzt schon Rücklagen gebildet würden. „Die Fahrzeuge sind zu groß geworden“, so Lutz über den Bedarf, das bestehende Gebäude aus dem Jahr 1978 zu ersetzen – eine Aufgabe, um die sich auch der Nachfolger des kommenden Jahres aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters kümmern werden muss. Genau wie die Ganztagsbetreuung an der Schule umzusetzen, auch das wird teuer.

Da ist es gut, so Lutz, dass die Gemeinde nun 20 weitere, fertig erschlossene Parzellen in der Hinterhand habe, die sie bei Bedarf vermarkten kann: „Ich sehe das wie ein Sparkonto.“ Dank der Lage der Gemeinde „an der Tür zu München“ und der Tatsache, dass die Pframminger durchaus gelegentlich für Nachwuchs sorgten, lasse ihn auch künftig mit Bedarf für Einheimischen-Wohnraum rechnen.