Wieso die Nasa die nächste Mondlandung verschiebt

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2024 sollten Menschen den Mond umkreisen und 2025 dort landen. Diese ehrgeizigen Ziele hat die Nasa nun beerdigt. Fachleute sind nicht überrascht.

Washington D.C. – Fachleute hatten einen solchen Schritt bereits länger erwartet, nun hat die Nasa es offiziell gemacht: Die Raumfahrtorganisation verschiebt die nächste US-Mondlandung („Artemis 3“) auf September 2026. Und auch die geplante Mondumrundung mit drei Astronauten und einer Astronautin („Artemis 2“) wird verschoben und soll erst im September 2025 stattfinden. Zuletzt war geplant, dass „Artemis 2“ mit einer vierköpfigen, bereits bekannten Crew, im November 2024 zum Mond startet und diesen umkreist.

„Artemis 3“, die erste Mondlandung seit 1972, sollte ersten Plänen zufolge bereits 2024 wieder Menschen auf den Mond bringen. Bereits damals waren sich Fachleute sicher: Die Nasa würde den ehrgeizigen Termin nicht halten können – schließlich gab es weder eine Rakete, die in der Lage war, eine Raumsonde zum Mond zu befördern, noch eine Raumsonde, die Menschen transportieren konnte.

Mission Zeitplan
Artemis 1 – unbemannte Kapsel fliegt um den Mond hat im November 2022 stattgefunden
Artemis 2 – erster Crew-Flug um den Mond, ohne Landung neuer Termin: September 2025 (zuletzt geplant für November 2024)
Artemis 3 – erste Mondlandung seit 1972 neuer Termin: September 2026 (zuletzt geplant für Dezember 2025, ursprünglich für 2024)
Artemis 4 – weitere Mondlandung Termin bleibt bei September 2028

Nasa verschiebt Mondlandung auf 2026 – „Sicherheit hat oberste Priorität“

Und selbst wenn es all das gegeben hätte: Es existierten weder Raumanzüge für einen Außenbordeinsatz auf dem Mond, noch eine Mondlandefähre. 2021 verschob Nasa-Chef Bill Nelson die geplante Mondlandung dann auch auf „nicht vor 2025“ und gestand ein: „2024 war kein technisch wirklich machbares Ziel.“

Mittlerweile hat sich in der Raumfahrt einiges verändert: Die Schwerlastrakete SLS hat ihren Jungfernflug absolviert, genau wie das Crewmodul „Orion“. Dieses Duo soll in Zukunft Menschen zum Mond befördern. Doch bei beiden gibt es offenbar noch Nachbesserungsbedarf, wie die Nasa mitteilt. Deshalb werden die „Artemis“-Missionen zum Mond verschoben. Außerdem fehlen weiterhin eine Mondlandefähre und die Raumanzüge.

Neuer Termin für Nasa-Mondlandung: „Wir müssen realistisch sein“

Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX testet die Riesenrakete „Starship“, dessen obere Stufe künftig Menschen auf die Mondoberfläche transportieren soll. Und auch an den Raumanzügen wird noch gearbeitet. „Die Sicherheit unserer Astronauten hat für die Nasa bei der Vorbereitung künftiger ‚Artemis‘-Missionen oberste Priorität“, erklärt Nasa-Chef Bill Nelson in einer Mitteilung. Catherine Koerner vom Nasa-Hauptquartier in Washington D.C. ergänzt: „Wir lassen die Hardware zu uns sprechen, damit die Sicherheit der Besatzung unsere Entscheidungen bestimmt.“

Sie sind die Crew von „Artemis 2“ und müssen nun länger auf ihren Flug rund um den Mond warten: Reid Wiseman, Victor Glover, Christina Koch und Jeremy Hansen (v.l.). (Archivbild)
Sie sind die Crew von „Artemis 2“ und müssen nun länger auf ihren Flug rund um den Mond warten: Reid Wiseman, Victor Glover, Christina Koch und Jeremy Hansen (v.l.). (Archivbild) © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der hochrangige Nasa-Vertreter Jim Free erklärt bei einer Pressekonferenz: „Wir müssen realistisch sein. Wir sehen uns den Fortschritt unserer Raumschiffe an, den Bedarf an Treibstofftransfer und die Notwendigkeit zahlreicher Landungen. Wir betrachten unsere Raumanzüge, die wir auf eine andere Art und Weise beschaffen als bisher, und wir entwickeln auch die neuen Raumanzüge. Das ist eine unglaublich große Herausforderung und eine wirklich große Sache.“

Esa hat Verständnis für die Verschiebung der Mondlandung

Bei der europäischen Raumfahrtorganisation Esa hat man Verständnis für die Verschiebung der Mond-Missionen. „‚Artemis‘ ist ein ehrgeiziges Programm für eine anhaltende Präsenz auf dem Mond, und das Hauptanliegen der Esa ist dasselbe wie das unserer Partner – die Sicherheit der Besatzungen zu gewährleisten“, teilt die Esa der Nachrichtenagentur dpa mit. Daniel Neuenschwander, Esa-Direktor für Raumfahrzeugträger bedauert die Verschiebung, ist aber nicht wirklich davon überrascht.

Die Nasa-Rakete SLS und die „Orion“-Kapsel haben ihren Jungfernflug absolviert. Doch nun muss nachgebessert werden, bevor erstmals Menschen damit zum Mond fliegen können. (Archivbild)
Die Nasa-Rakete SLS und die „Orion“-Kapsel haben ihren Jungfernflug absolviert. Doch nun muss nachgebessert werden, bevor erstmals Menschen damit zum Mond fliegen können. (Archivbild) © Joe Burbank/dpa

Bereits im Sommer 2023 hatte mit Jim Free erstmals ein hochrangiger Nasa-Verantwortlicher öffentlich die geplante Mondlandung im Jahr 2025 angezweifelt – nach einem Besuch bei SpaceX und einem Blick auf die Arbeit am „Starship“. Im Dezember zeigte ein Bericht des US-Rechnungshofs GAO, dass eine Mondlandung im Jahr 2025 quasi nicht möglich ist – hauptsächlich wegen des fehlenden Fortschritts beim „Starship“.

Wann die Nasa die Mondlandung verschieben würde, war also nur eine Frage der Zeit. Ob die neuen Termine von der Nasa eingehalten werden können, ist schwer vorherzusagen – die Zeit wird es zeigen. (tab)

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