China-Abhängigkeit bei seltenen Erden: Frankreich wird zur Europa-Hoffnung – doch ein Problem bleibt

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China hat die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe beschränkt. Dabei geht es auch um seltene Erden. Europa wendet sich jetzt Frankreich zu.

Paris – Die europäische Industrie wendet sich offenbar immer mehr Frankreich zu, um ein Ökosystem für die Versorgung mit seltenen Erden aufzubauen. Dahinter steckt das übergreifende Ziel, die Abhängigkeit von China zu verringern. Erst im April hat das chinesische Regime die Exporte seltener Erden deutlich beschränkt – daraufhin gingen die chinesischen Exporte von Seltenerd-Magneten um rund 51 Prozent zurück. Peking gab als Grund die US-Sanktionen an, die ebenfalls im April in Kraft traten.

Frankreich als Rohstoff-Hoffnung – kommen die seltenen Erden bald aus Europa?

Das große Problem dabei: Diese Magneten sind für wichtige Technologien rund um die Energiewende unverzichtbar. Darunter befinden sich etwa Elektroautos oder Windkraftanlagen. Der Mangel an seltenen Erden traf auf die Autoindustrie. Einige Zulieferer warnten bereits davor, dass sie wegen des Rohstoffmangels eventuell die Produktion kürzen müssten. Frankreich hat nun eine Führungsrolle bei dem Versuch, die Abhängigkeit von China zu beenden, eingenommen.

Angeblich verfügt die „Grande Nation“ über mehr Projekte zur Produktion kritischer Rohstoffe als jedes andere EU-Land, und sie zielt darauf ab, die europäische Versorgung mit bestimmten Metallen zu verbessern. Allerdings liege Frankreich noch weit hinter China. Verschiedene französische Unternehmen hätten zudem bereits Alarm geschlagen, weil die Anfragen von Autoherstellern und anderen industriellen Gruppen gewaltig sei. Das Problem: „Es ist sehr frustrierend, weil es eine enorm hohe Nachfrage gibt und wir nicht genügend Kapazitäten haben, um darauf zu reagieren“, zitierte die Financial Times Erick Petit aus der Führungsriege von MagREEsource, einem Hersteller für Magnete.

Der Eiffelturm von einer Hochbahn der Pariser Metro in Paris aus gesehen
Blick auf den Eifelturm in Paris (Archiv). China hat die Ausfuhr wichtiger Rohstoffe beschränkt. Dabei geht es auch um seltene Erden. Europa wendet sich jetzt Frankreich zu. © IMAGO/Zoonar.com/Jérome CORREIA

Mega-Monopol auf seltene Erden – China nach wie vor auf Pole Position

Was hat es dabei mit China auf sich? Das Land beschränkt schon seit vielen Monaten die Ausfuhr einiger seltener Rohstoffe. Im Jahr 2024 zum Beispiel hatte es eine Runde dieser Maßnahmen mit US-Beschränkungen zur Auslieferung von Computerchips verargumentiert. Im April 2025 kamen noch sieben verschiedene Arten von Seltenerdmetallen auf die Liste der exportbeschränkten Rohstoffe. Auch hier beschränkte China den Export von Magneten, aus der drei der betroffenen Rohstoffe hergestellt werden. Nebst anderen beschränkte China den Export von Yttrium, Samarium und Scandium.

Was China in diesem Kontext so gefährlich macht, ist, dass es 70 Prozent der global geförderten seltenen Erden abbaut. Der Rest entfällt größtenteils auf Myanmar, Australien und die Vereinigten Staaten. Darüber hinaus hat China einen Anteil von 90 Prozent an der Verarbeitung dieser Rohstoffe. Das heißt: Auch die Länder, die diese seltenen Erden abbauen, müssen einen großen Teil davon nach China verschiffen, damit Peking die Verarbeitung erledigt. Und das wiederum heißt: Ja, China hat einen gewaltigen Vorteil beim Abbau, aber bei der Verarbeitung fast schon ein Monopol.

China nutzt seltene Erden als Waffe schon seit 2010

Der Thinktank Center for Strategic & International Studies (CSIS) gab dazu an, dass dieser Schritt der chinesischen Regierung mindestens vorhersehbar war. Schon 2010 hatte China seine seltenen Erden als Waffe eingesetzt und eine Exportbeschränkung gegen Japan eingesetzt, als es zu einem Fischerei-Disput kam. Zwischen 2023 und 2025 begann China damit, weitere seltene Rohstoffe zu beschränken, allerdings nur bei der Ausfuhr in die USA. Hier ging es unter anderem um Gallium, Antimon, Grafit und Wolfram.

Der Name für seltene Erden ist dabei jedoch irreführend. Diese Rohstoffe kommen in der Tat recht häufig vor, allerdings ist die Trennung der einzelnen Elemente komplex und mit einem enorm schädlichen chemischen Vorgang verbunden.

Europa will eigene Kapazitäten schaffen – Gesetz legt Beschaffung von seltenen Erden fest

In Europa ist die von China ausgehende Gefahr seit einigen Jahren bekannt. Der sogenannte Critical Raw Materials Act der EU soll dafür sorgen, dass die Abhängigkeit zu anderen Ländern beschränkt und nach Möglichkeit im Zaum gehalten wird. Er legt fest, dass ab 2030 bestimmte Anteile des EU-Verbrauchs von seltenen Erden aus europäischen Kapazitäten stammen müssen.

Zum Beispiel legt diese Richtlinie fest, dass nicht mehr als 65 Prozent des jährlichen EU-Verbrauchs aus einem einzelnen Drittland importiert sein dürfen. Außerdem müssen 25 Prozent des Recyclings innerhalb Europas stattfinden, und ebenso 40 Prozent der Verarbeitung.

Der Critical Raw Materials Act sorgt außerdem dafür, dass EU-Unternehmen Unterstützung erhalten, wenn sie in dieser Branche tätig sind. Wer davon profitiert, sind zum Beispiel die französischen Akteure, die jetzt als Hoffnungsträger gelten.

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