Der Heuschneider meldet Insolvenzverfahren an

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Trotz des Insolvenzverfahrens ist das Geschäft noch komplett geöffnet. © Hermann Weingartner

Dorfens Elektronikfachbetrieb ist in Schieflage. Geschäftsführer Tremmel musste handeln, hofft aber auf Lösungen.

Dorfen - Ein Insolvenz-Tsunami erfasst derzeit das ganze Land. Betroffen sind große Unternehmen auch mit jahrzehntelanger Tradition genauso wie der Mittelstand und kleinere Firmen. Jetzt hat es auch Dorfens Elektronikfachbetrieb Technikwerker – Der Heuschneider getroffen. Er musste unter der Marke Technikwerker GmbH Insolvenz anmelden. Das sagte Geschäftsführer Stefan Tremmel im Gespräch mit der Heimatzeitung. Das Verfahren laufe bereits.

Das Amtsgericht Landshut habe am 9. August die vorläufige Insolvenzverwaltung seiner Firma angeordnet und Daniel Barth von der PLUTA-Rechtsanwalt GmbH zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, so Tremmel. An Lösungen werde gearbeitet. Man sei optimistisch, der Ausgang sei aber noch offen.

Mit Corona begann die Talfahrt

Das schwierige Umfeld und die aktuelle Situation belasten den Dorfener Unternehmer auch persönlich sehr schwer, der stets enormes Herzblut und Engagement in sein Geschäft gesteckt hat. Seit 2012 gibt es den Elektronikfachmarkt an der B15. Aus einem Insolvenzverfahren 2017 in „Eigenverantwortung“ war dann ein erfolgreicher Neustart mit der Technikwerker GmbH gelungen – bis Corona kam.

Corona-Kredite halfen, müssen aber auch bedient werden. Jetzt sei trotz größter Anstrengungen und Sparmaßnahmen in der gesamten Firma und Unterstützung des „tollen Mitarbeiter-Teams“, so Tremmel, der Schritt in die Insolvenz unvermeidlich gewesen.

„Das Problem war der Laden. Ich musste einen Schlussstrich ziehen, sonst hätte ich mich strafbar gemacht“, betont Tremmel. Wichtig sei ihm jetzt, „dass der Geschäftsbetrieb samt Laden noch vollumfänglich fortgeführt wird und die Gehälter der 25 Mitarbeiter über das Insolvenzgeld gesichert sind“. Eine endgültige Entscheidung, ob und wie es weiter gehe, werde man am Ende des Insolvenzverfahrens zum Oktober-Beginn sehen.

Der 48-Jährige hofft, dass bis dahin noch eine Lösung und Konzept gefunden werden, damit sein Betrieb eine Zukunft hat. Daran arbeite mit Hochdruck auch der Insolvenzverwalter. In einer Pressemitteilung schreibt Barth: „Wir werden sämtliche Sanierungschancen prüfen. Ziel ist es, den Betrieb zu erhalten. Wir suchen einen Investor, der in das Unternehmen einsteigen will.“

Aber auch Tremmel versichert, er und die Mitarbeiter, „die alle zum Unternehmen halten“, überlegten fieberhaft, wie ein Ausweg aus der Situation funktionieren könnte. Vorstellbar sei etwa, dass eine Lösung mit kleinerem Team und hoher Fachkompetenz ohne Laden und unter Beibehaltung von Werkstatt und Service die Wende sein könnte. Das Personal sei schon länger informiert gewesen.

Zur Insolvenz äußert sich der Dorfener im Detail, dass die Situation nicht über Nacht entstanden sei und sich abgezeichnet habe. Er hätte vielleicht im Ladenbereich schon etwas früher reagieren müssen, habe aber nicht zuletzt aus Verantwortung als Arbeitgeber diese Entscheidung mit der Hoffnung auf Besserung hinausgeschoben. Er habe vergebens auf einen Konjunkturaufschwung gehofft.

Und dann kam auch noch der Ukraine-Krieg mit Folgen wie explodierende Energiepreise, stark gestiegene Zinsen, hohe Inflation sowie Rückgang der Kundenfrequenz und Kaufzurückhaltung im Einzelhandel. Eine wirtschaftliche Erholung des Einzelhandels sei nicht in Sicht, so Tremmel. Bis zuletzt seien die Geschäftsfelder Service und Werkstatt sowie Firmenkunden sehr gut und profitabel gelaufen. Die Subvention aus den profitablen Geschäftsbereichen „seit etwa einem Jahr für den Laden ist nun einfach nicht mehr tragbar gewesen“.

Rückzug aus dem Förderkreis

Aufgrund der seit Monaten schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für seine Firma mit deutlichen Verlusten im Ladengeschäft sei für ihn als Geschäftsführer der Antrag auf ein vorläufiges Insolvenzverfahren zu stellen, alternativlos geworden und nach gesetzlichen Vorgaben zwingend gewesen. Mit seinem Fachgeschäft habe er immer auch etwas für die Stadt tun wollen, versicherte der Unternehmer, „weil es Jahrzehnte ein vielfacher Wunsch der Bürger und im Stadtrat war, dass auch Dorfen ein größeres Elektronikfachgeschäft vor Ort hat“. Für Dorfen wäre nun das Aus ein großer Verlust, da der Betrieb auch als Nahversorger agiert.

Ein weiterer Verlust in der Stadt ist bereits sicher: Tremmel hat angekündigt, sein Amt als langjähriger Vorsitzender des Förderkreises Dorfen niederzulegen. Im Zuge „der schwierigen Zeiten brauche ich jetzt meine ganze Energie für die Situation“. Es werde aber einen geregelten Übergang für eine oder einen Nachfolger gefunden, versichert er. 

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