Krieg in der Ukraine - "Wen sollen wir angreifen?": Russisches Kreml-TV diskutiert nuklearen Angriff auf Ukraine
Ein russischer Propagandist hat im Staatsfernsehen einen möglichen Nuklearschlag auf die Ukraine angesprochen. Wie "Newsweek" berichtet, bezog sich Sergey Mardan, ein Verbündeter von Präsident Wladimir Putin, dabei auf eine Umfrage, wonach ein Drittel der Russen einen Nuklearschlag auf die Ukraine befürworten würden.
Mardan: Zahl der Atomwaffen-Unterstützer sei "unglaublich hoch"
Ein Videoausschnitt von Mardans Äußerungen wurde auf X (ehemals Twitter) von Julia Davis, der Gründerin von "Russia Media Monitor", am Samstag veröffentlicht. Mardan erwähnte in dem Clip, dass die Zahl der Russen, die einen Atomangriff nicht ablehnen würden, "unglaublich hoch" sei, viele aber auch Angst vor einem Atomkrieg hätten.
Er gab zu verstehen, dass er die Beweggründe derjenigen, die einen Atomangriff befürworten, sehr gut nachvollziehen könne. Sie argumentierten, man solle lieber eine Atombombe einsetzen, als das Leben russischer Soldaten zu riskieren.
Propagandist spricht sich gegen Atomschlag aus
Trotz der angeblichen Umfrageergebnisse argumentierte der Propagandist laut "Newsweek" gegen einen Nuklearschlag. Er könne zwar die angeblichen Forderungen der russischen Bevölkerung nach einem Einsatz von Atomwaffen nachvollziehen, bezweifelt jedoch die Umsetzbarkeit eines solchen Vorhabens.
"Aber dann stellt sich die Frage: Wen sollen wir konkret atomar angreifen?", betont Mardan in der TV-Sendung. Er erklärte, dass die Ukraine ein Teil Russlands sei und ein Angriff auf ukrainische Städte wie Kharkiv oder Kiew einem Angriff auf russische Städte gleichkäme. "Die gesamte Fläche von Kharkiv, Dnipro, Cherson, Saporischschja, Kiew und Tschernihiw ist Russland," sagte Mardan im Staatsfernsehen
Die Äußerungen des Putin-Verbündeten geschehen zu einem Zeitpunkt, an dem Russlands stellvertretender Außenminister, Sergey Ryabkov, erneut äußerte, dass der Krieg in der Ukraine Moskau dazu veranlassen könnte, seine Atomdoktrin zu ändern. Diese sieht den Einsatz von Atomwaffen gegenwärtig nur vor, wenn Russland seine Souveränität und territoriale Integrität als bedroht ansieht, so "Newsweek".
Putin diskutierte wiederholt über Einsatz von Atomwaffen
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich in der Vergangenheit wiederholt über den Einsatz von Nuklearwaffen im Krieg gegen die Ukraine geäußert. Während seiner Rede zur Lage der Nation im Februar, wartne der Kreml-Chef vor der Schlagkraft der russischen Atomwaffen.
Der Westen solle bei seinen Drohgebärden daran denken, dass auch Russland Waffen habe, die auf dem Gebiet dort Ziele treffen könnten, sagte er und betonte, dass eine Eskalation und ein Einsatz von Atomwaffen zur „Auslöschung der Zivilisation“ führen könnten.
Konkret warnte er auch die Nato-Staaten davor, Militärkontingente in die Ukraine zu entsenden, um gegen russische Truppen zu kämpfen. Dabei wies der Präsident Behauptungen, dass Russland den Westen angreifen wolle, als „Blödsinn“ zurück.
In einem Interview betonte der Staatschef, dass ein Einsatz nicht ausgeschlossen sei, wenn seine Staatlichkeit, Souveränität oder Unabhängigkeit bedroht sei. Zwar sei der Gebrauch von Nuklearwaffen für seine Kriegsziele nicht nötig, es liege jedoch vor allem an der USA, jegliche Eskalation zu vermeiden, die einen Atomkrieg auslösen könnte.
Atomwaffeneinsatz in Ukraine bislang nicht notwendig
Auf die Frage, ob er jemals in Erwägung gezogen habe, taktische Atomwaffen in der Ukraine einzusetzen, antwortete Putin laut AP, dass dafür bisher keine Notwendigkeit bestanden habe. #
Darüber hinaus äußerte sich Putin zuversichtlich, dass Moskau seine Ziele in der Ukraine erreichen wird. Er ließ zudem Raum für Gespräche offen, betonte jedoch, dass jegliche Einigung feste Zusicherungen des Westens erfordern würde.
Kommandeur will NATO bis 2030 zerstören
Erst Anfang April hatte ein russischer Kommandeur mit einer Ausweitung des Krieges auf die NATO-Staaten gedroht. Der General und Kommandant der tschetschenischen Streitkräfte, Apti Alaudinov, hat sich in einem Interview auf „Russia-1“ dabei vor allem für die Zerstörung der NATO bis zum Jahr 2030 ausgesprochen.
Alaudinov, der kürzlich von Putin zum Stellvertreter des Hauptdirektorats für militärisch-politische Arbeit im Verteidigungsministerium ernannt wurde, drohte in der TV-Show des russischen Staatsfernsehens, dass das Militärbündnis „in dem Format, wie es heute existiert, nicht weiterbestehen“ werde. Nach dem Sieg über die NATO würden die meisten europäischen Staaten „niederknien und Russland einen Eid schwören, bittend darum, in unsere Koalition aufgenommen zu werden“, betonte der Putin-Vertraute.