Psychiatrische Tagesklinik Ebersberg: Umzug für mehr Platz und Licht
Zum Wohle ihrer Patienten verlässt die psychiatrische Tagesklinik Ebersberg die bisherigen Räumlichkeiten. Ein Umzug in eine offene und sorgfältig konzipierte Umgebung steht an.
Ebersberg – Noch ist die neue Tagesklinik Ebersberg eine Baustelle: Stemmeisen und Bohrer bestimmen die Geräuschkulisse, aufgerissene Böden und offene Decken das Bild. Besucher müssen manches Hindernis in Form von Kabelkanälen und Baumaschinen überwinden.
Früher gab es Ärger um die stationären Angebote der Kreisklinik
Derzeit baut das Wasserburger kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Ebersberg die ehemaligen Räumlichkeiten einer IT-Firma um in eine teilstationäre psychiatrische Einrichtung mit Institutsambulanz. Die medizinische Einrichtung ist in dem wenige Jahre alten Bau an der Bahnhofstraße in Gesellschaft anderer Ärzte, vom Zahnchirurgen über eine Allgemeinärztin bis zum Urologen. Es ist ein Umzug innerhalb Ebersbergs: Das Angebot, das die kbo-Klinik 2018 von der Kreisklinik übernommen hatte, war bislang in deren Räumen untergebracht.
2017 hatte sich die Ebersberger Kreisklinik von der stationären Behandlung psychisch Erkrankter verabschiedet, um die psychosomatische Tagesklinik auszubauen und mehr Betten für Innere Medizin und Chirurgie zu schaffen. Ein umstrittener Schritt, auf den hin der damalige Chefarzt öffentlichkeitswirksam kündigte. Sein Vorwurf: „Mit Herzkathetern ist halt mehr Geld verdient.“ Es gehe der Klinik um Gewinnmaximierung. Nun zieht der nachgefolgte Träger in eigene Räume.
Das Ziel: Den Alltag wieder meistern können
In den Räumen der Inn-Salzach-Klinik an der Bahnhofstraße sollen ab Juni Menschen, die unter psychischen Erkrankungen leiden, Beratung und Therapie sowie medikamentöse Hilfe erhalten. Der Leiter der Tagesklinik und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Manfred Koniarczyk, erklärt das Ziel: Wieder so stabil werden, dass der Alltag in Beruf und Familie zu stemmen ist.
Dieser Prozess sei auch teilstationär oder ambulant möglich. Die Wohnortnähe könne sogar hilfreich sein, denn die Alltagsübung gehöre dann zum Therapieprogramm automatisch dazu, erklärt Koniarczyk. Schon weil sich manche Patienten – etwa Eltern mit kleinen Kindern oder pflegende Angehörige – nicht einfach mehrere Wochen ausklinken könnten. Wer in einer Tagesklinik behandelt wird, geht abends zurück ins private Umfeld. Das kann je nach Falllage hilfreich sein – oder auch nicht.

„Wer hier behandelt wird, muss fit sein“: Ambulanz-Angebot passt nicht zu jedem Fall
Suizidale Menschen, jene mit akuter Suchterkrankung oder Verwirrtheitszuständen seien oft besser stationär aufgehoben. Über die Ebersberger Tagesklinik sagt ihr Chef: „Wer hier behandelt wird, muss fit sein.“ Das bedeute, selbstständig Termine wahrnehmen und Therapien annehmen und umsetzen zu können. Für solche Betroffene sei eine „Ambulantisierung“ gesundheitspolitisch erwünscht: Konzentration der stationären Medizin auf große, zentrale Einrichtungen, dazu die flächendeckende Ergänzung mit Tageskliniken als teilstationäre Angebote und Ambulanzen.
Für diese Aufgabenstellung hat das Inn-Salzach-Klinikum (ISK) Wasserburg vor rund einem Jahr eine eigene Chefarztstelle geschaffen: Ruth Höfter übernahm die Leitung des Bereichs Regionalversorgung. Das ISK betreibt fünf Tageskliniken mit insgesamt 140 Plätzen in Wasserburg, Rosenheim, Freilassing, Altötting und eben Ebersberg.
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435 Quadratmeter Platz auf zwei Stockwerken: Therapie von drei bis zwölf Wochen
Der Umzug aus dem ehemaligen Wohnbereich der Kreisklinik an der von-Scala-Straße in die Bahnhofstraße soll für moderne Therapie- und Behandlungsbedingungen mit rund 25 Mitarbeitenden in Teil- und Vollzeit sorgen. Wichtigstes architektonisches Element im Inneren seien viel Licht und helle, freundliche Farben. Die Tagesklinik solle nicht wirken wie ein Krankenhaus.
Auf 435 Quadratmetern Fläche über zwei Stockwerke entstehen barrierefreie Räume für Einzel- und Gruppengespräche, Musik-, Kunst-, Tanz-, Ergo- und Bewegungstherapie sowie Sozialtrainingseinheiten. Ein kurzer Fußweg ins Grüne ermöglicht es auch, Bewegungstherapien ins Freie zu verlegen. Drinnen ist Platz für drei Gruppen zu je acht Patienten, die von Haus- oder Fachärzten zugewiesen werden. Manchmal auch im Anschluss an einen stationären Aufenthalt, um eine Begleitung in den Alltag zu ermöglichen. Eine Therapie dauere je nach Krankheitsbild drei bis zwölf Wochen.
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