In Baden-Württemberg ist der Gender Pay Gap bundesweit am größten
In keinem anderen Bundesland in Deutschland ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen so groß wie in Baden-Württemberg. Das zeigt eine Auswertung des Statistischen Landesamts.
Stuttgart - Am sogenannten Equal Pay Day wird jedes Jahr auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht. Im Jahr 2025 wird der internationale Aktionstag am 7. März begangen. Gleichzeitig rückt im Rahmen des Equal Pay Days der Gender-Pay-Gap in den Fokus. Dieser betrachtet den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied.
Um das Datum des Equal Pay Days zu ermitteln, wird dieser Unterschied in Tage umgerechnet und von einem gleichen Stundenlohn für beide Geschlechter ausgegangen. Der Equal Pay Day markiert also das Datum im Jahr, bis zu dem Frauen theoretisch unbezahlt arbeiten, während Männer ab dem ersten Tag des Jahres bezahlt werden. Für 2025 lässt sich daraus schließen, dass Frauen in Deutschland, wie schon im Vorjahr, theoretisch 66 Tage unbezahlt gearbeitet haben.
In Baden-Württemberg ist der Gender Pay Gap deutschlandweit am Größten
Besonders drastisch ist die Situation in Baden-Württemberg. Hier erhielten weibliche Beschäftigte 2024 einen durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 22,80 Euro, während Männer auf 28,20 Euro pro Stunde kamen. Das vermeldete das Statistische Landesamt. Damit erhielten Frauen durchschnittlich 19 Prozent weniger Lohn pro Stunde als ihre männlichen Kollegen.
Bei den 19 Prozent handelt es sich um den unbereinigten Gender Pay Gap. Er berücksichtigt nicht die strukturellen Unterschiede, wie z. B. die Ausbildungsabschlüsse, die Berufswahl und die Erwerbsbiografie. Im Gegensatz dazu steht der bereinigte Gender Pay Gap. Per Definition werden hier eben diese unterschiedlichen Faktoren berücksichtigt und herausgerechnet, um den Verdienst von Männern und Frauen mit möglichst ähnlichen Merkmalen zu vergleichen. Dieser lag im Jahr 2024 im Südwesten bei fünf Prozent.
Bundesland | Baden-Württemberg |
Einwohner | 11,34 Millionen (Stand: 2023) |
Davon Frauen | 50,3 Prozent (Stand: 2019) |
Davon Männer | 49,7 Prozent (Stand: 2019) |
Gründe für Verdienstunterschied haben oft familiären Ursprung
Als größten Faktor für den Verdienstunterschied nennt das Statistische Landesamt den Umstand, dass Frauen vielfach in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, die schlechter vergütet werden. Außerdem haben sie häufiger Unterbrechungen in ihrer Erwerbsbiografie, beispielsweise aus familiären Gründen, und sind öfter in Teilzeit beschäftigt.
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Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich der unbereinigte Lohnunterschied jedoch um drei Prozent (2023: 22 Prozent). Das lasse sich auf die stärkere Entwicklung der Bruttomonatsverdienste der weiblichen Beschäftigten zurückführen, der von 2023 auf 2024 um über 10 Prozent gestiegen ist - von durchschnittlich 2.580 Euro auf 2.849 Euro. Die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg bewerte den Rückgang der Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen als ermutigendes Signal. Dennoch war die Lohnlücke in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr so hoch wie in keinem anderen Bundesland.

Lohnunterschied wächst mit steigendem Alter
Interessante Entwicklungen gebe es beim Blick aufs Lebensalter. Während Männer und Frauen in Baden-Württemberg bis zum 20. Lebensjahr ungefähr gleich viel verdienen, erhöht sich der Bruttoverdienst bei Frauen ungefähr ab einem Alter von 32 Jahren nicht mehr kontinuierlich, sondern stagniert für das restliche Berufsleben bei rund 23 bis 25 Euro. Die Löhne der Männer wachsen hingegen bis zu einem Alter von 63 Jahren auf über 34 Euro an.
Beim Blick in die Vergangenheit zeigt sich, dass sich der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern verkleinert hat. So betrug der unbereinigte Gender Pay Gap in Baden-Württemberg im Jahr 2014 noch 27 %. In den vergangenen zehn Jahren ist er somit um acht Prozent gesunken.