Greift Putin an? Experte Masala bewertet Trump-Truppenabzug von Nato-Ostflanke

FOCUS online: Herr Masala, US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Soldaten von der Nato-Ostflanke abzuziehen. Was heißt das jetzt und wie dramatisch ist dieser Schritt?

Carlo Masala: Die USA befinden sich gerade in einer sogenannten "Force Review". Sie schauen weltweit, wie viele Truppen sie wo stationiert haben und ob das ihren Interessen entspricht. Jetzt ziehen sie eine rotierende Brigade von der Ostflanke in Rumänien ab. Das bedeutet, dass 5000 Soldaten nicht mehr zur Verfügung stehen. 5000 Soldaten, das ist nicht dramatisch. Aber es noch nicht klar, ob das bei Trump der Anfang vom Ende ist. Denn die "Force Review" der USA ist noch nicht abgeschlossen. Trump hat bereits verkündet, die militärischen Ausbildungsprogramme in den baltischen Staaten einzustellen. Bleibt Trump dabei? Wir wissen nicht, was jetzt noch kommt.

Das heißt, Trump lässt jetzt die Nato hängen?

Masala: Der Abzug von 5000 Truppen ist, wie ich schon sagte, nicht dramatisch, die Einstellung der militärischen Ausbildungsprogramme ist nicht dramatisch. Trump sagt sich nur: Die europäischen Staaten in der Nato haben sich verpflichtet, mehr für die Verteidigung auszugeben, die Ausgaben auf 3,5 Prozent zu erhöhen, also sollen die Staaten auch bitte mehr für die Verteidigung tun. Nach dem Motto: Eine Brigade von 5000 Männern und Frauen könnt ihr Europa doch allein kompensieren. 

Wird Putin den Abzug der rotierenden Brigade für einen Angriff nutzen? 

Masala: Sicher nicht. Der Abzug von 5000 Soldaten reicht für Putin nicht aus, um einen Angriff zu starten. Und Putin hat im Moment selbst zu hohe Verluste in der Ukraine.

Stimmt es denn, was Trump sagt? Kann Europa den Abzug von 5000 Soldaten kompensieren?

Masala: Mit mehreren Nationen, also multinational, wird das funktionieren. Eine Nation kann aber nicht 5000 Soldaten ersetzen. Wir haben ja in Deutschland selbst das Problem, genügend Soldaten für eine Brigade in Litauen zusammenzubekommen.