Russische Ermittler nehmen ranghohen General fest – USA attestieren Putin „Verzweiflung“
Das russische Verteidigungsministerium kommt inmitten des Ukraine-Kriegs nicht zur Ruhe – auch wegen der hohen Kriegskosten?
Moskau – Russlands Verteidigungsministerium wird aktuell ordentlich durchgeschüttelt: Nach der Entlassung von Sergej Schoigu haben die Ermittler jetzt einen General festgenommen. Er sollte über Staatsgeheimnisse wachen. Betroffen sei der Chef der Kaderverwaltung beim Ministerium, Generalleutnant Juri Kusnetzow.
Ihm wird eine Straftat vorgeworfen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Dienstag (14. Mai). Nähere Angaben machte die russische staatliche Nachrichtenagentur zunächst nicht.
Putin lässt im Ukraine-Krieg weiteren General Russlands festnehmen
Der beim Ministerium gut vernetzte Militärblog „Rybar“ berichtete derweil, dass die Ermittler sich für Kusnetzows Tätigkeit auf seinem vorherigen Posten interessierten, als er Chef des Dienstes für den Schutz von Staatsgeheimnissen war. Die Polizei durchsuchte Büroräume und das Haus des Beamten.

Erst Ende April war mit Timur Iwanow ein ranghoher General ins Visier der Ermittler geraten. Der für Bauprojekte verantwortliche Vize-Verteidigungsminister wurde wegen eines Bestechungsskandals verhaftet. Iwanow galt als enger Vertrauter von Minister Schoigu. Präsident Wladimir Putin löste nun im Zuge einer Regierungsumbildung Schoigu als Verteidigungsminister ab. Allerdings bekam der 68-Jährige mit der Ernennung zum Sekretär des nationalen Sicherheitsrats einen ehrenvollen Abgang.
USA attestieren Putin „Verzweiflung“ wegen Kosten im Ukraine-Krieg
Experten sehen die Aufdeckung der Skandale beim Ministerium auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs. Nach mehr als zwei Jahren sind die Ergebnisse der russischen Invasion aus Kremlsicht immer noch dürftig. Die Entlassung Schoigus zeigt aus Sicht der USA die „Verzweiflung“ von Putins über die hohen Kriegskosten, sagte US-Außenamtssprecher Vedant Patel am Montag.
Der Ukraine-Krieg belaste die russische Wirtschaft stark, die russischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten. Einige Schätzungen gingen von bis zu 315.000 Opfern aus, sagte Patel. Russland habe „diesen unprovozierten Krieg gegen die Ukraine begonnen“. Putin könne ihn jederzeit beenden, „indem er seine Truppen aus der Ukraine abzieht“.
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Putin hatte den seit 2012 amtierenden Schoigu überraschend seines Amtes enthoben und ihn stattdessen zum Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates ernannt, wie aus einem vom Kreml veröffentlichten Dekret zur Regierungsumbildung hervorging. Neuer Verteidigungsminister wird der Ökonom Andrej Beloussow. (dpa/AFP/frs)