In der brandenburgischen Stadt Oranienburgsteht man vor einem ernsthaften Problem: einem Strom-Engpass. Neue Einwohner, die eine Wärmepumpe installieren möchten, stehen vor einer großen Hürde, denn die Stadtwerke müssen ihnen derzeit mitteilen, dass dies unmöglich ist. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen auf, die auch für andere Regionen Deutschlands von Bedeutung sein könnten.
„Oranienburg ist erst der Anfang“, sagte der FDP-Politiker Michael Kruse dem „ZDF“. „Wir diskutieren abstrakt, wie viel Erneuerbare Energien wir zusätzlich brauchen und wir diskutieren nicht darüber, wie viel Netzausbau wir brauchen und diese beiden Komponenten werden nicht zusammen gebracht“, sagt Kruse. Das Bundeswirtschaftsministerium sieht das anders.
Die brandenburgische Stadt mit seinen knapp 48.000 Einwohnern sei ein klarer Einzelfall. Kommunalpolitiker und Stadtwerke hätten den wichtigen Netzausbau einfach zu spät angepackt. Die Situation habe sich zugespitzt, nachdem immer mehr Menschen Wärmepumpen installiert und damit den Stromverbrauch in die Höhe getrieben hätten. Gleichzeitig waren auch viele Unternehmen in die Stadt gezogen, die den Energiebedarf vergrößerten.
Die Bundesnetzagentur sprach von einer „nicht akzeptablen“ Situation und gab gleichzeitig Entwarnung. Vergleichbare Fälle in Deutschland gibt es aus ihrer Sicht nicht: „Nach vorläufiger Bewertung der Bundesnetzagentur handelt es sich um Fehleinschätzungen bei der Planung.“ Um den Missstand schnellstmöglich zu beheben, habe man weitere Informationen von den Stadtwerken der Gemeinde eingefordert.
Kann ein Stromengpass auch in anderen Städten auftreten?
Unwahrscheinlich, aber möglich. „Unsicherheiten lassen sich nie ganz ausschließen“, sagt ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VkU) der „Bild“-Zeitung. Sollte der Stromverbrauch in einer Stadt plötzlich massiv ansteigen und die Stadtwerke darauf nicht vorbereitet sein, könne es zu Engpässen kommen. Zudem könnte der Bau neuer Gewerbe- und Industriegebiete dazu führen, dass sich viele Unternehmen ansiedeln. Darauf sollten die Netze vorbereitet sein.
Die Politik müsse nun „schnell, beherzt und unbürokratisch“ handeln, sagt André Berghegger, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. „Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass ein akuter Netzanpassungsbedarf besteht, damit die Energiewende gelingen kann."
So will Oranienburg das Problem lösen
Die Stadt teilt unterdessen mit, sie habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt und prüfe nun Übergangslösungen. Ein neues Umspannwerk sei in Planung und soll 2026 seinen Betrieb aufnehmen, so die Pressestelle. Zur Überbrückung des Engpasses bis zur Fertigstellung eines neuen Umspannwerkes ist der Einsatz eines temporären Ersatz-Umspannwerkes oder der Einsatz von Gasturbinen zur Stromversorgung im Netz der Stadtwerke möglich.