Erdgas aus dem Schwarzen Meer soll Europas Energieproblem lösen

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Der Ukraine-Krieg hat die Frage nach Europas Energieunabhängigkeit befeuert. Aber sind Gasvorkommen in Rumänien die richtige Lösung?

Bukarest – Erdgas aus Rumänien: Laut Daniel Apostol liegt hier die Rettung der EU in Sachen Energieunabhängigkeit. In einem Politico-Artikel lobbyiert der Generaldirektor des rumänischen Verbandes von Arbeitgebern in der Öl- und Gasindustrie dafür, die natürlichen Gasvorkommen aus dem rumänischen Teil des Schwarzen Meeres zu extrahieren.

Rumänisches Erdgas soll Europa unabhängig machen

„Neptun Deep“ heißt das Gasfeld 160 Kilometer von der Küste entfernt. Laut Angaben des österreichischen Ölkonzerns OMV befinden sich dort etwa 100 Milliarden Kubikmeter förderfähiges Erdgas. OMV-Tochter Petrom betreibt das Projekt zusammen mit dem staatlichen rumänischen Partner Romgaz. Das erste Gas wird ab 2027 erwartet.

Gasförderplattform auf dem Meer im Sonnenuntergang. So sieht es bald an der rumänischen Schwarzmeerküste aus.
Schwarzmeer-Idylle mit Gasförderplattform (Symbolfoto) © Sergiy Serdyuk/Anna Kondratyeva/Design Pics/IMAGO

Apostol argumentiert, die Förderung würde Europas Abhängigkeit von Russland und anderen Staaten mit niedrigen Umweltstandards reduzieren. Indem die Eigenproduktion Fluktuationen auf dem Importmarkt vermeide, garantiere das Erdgas aus dem Schwarzen Meer die europäische Energiesicherheit. Außerdem würde die Förderung dazu beitragen, die Industrie wirtschaftlich wettbewerbsfähig halten. Zuletzt sei Erdgas ein wichtiger Schritt für die Klimaziele der EU.

Die Gasextraktion ist extrem umweltschädlich

Umweltschützer kritisieren das Vorhaben scharf. Die OMV investiere in ein „fossiles Verbrechen“, sagte vergangenes Jahr der Klimaexperte von Greenpeace Österreich, Marc Dengler. Das Projekt bedrohe die Artenvielfalt im Schwarzen Meer. Zudem ist Erdgas kein umweltfreundlicher Brennstoff: Zwar würden Gaskraftwerke laut Schätzungen des Umweltbundesamts (UB) circa 40 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als Kohlekraftwerke. Aber das Methan, das bei der Förderung entweicht und das den Hauptbestandteil von Erdgas darstellt, ist enorm klimaschädlich – und zwar dem UB zufolge im Schnitt rund 28-mal klimaschädlicher als CO₂, dem bekanntesten Umwelt-Übeltäter.

Der EU ist das egal: 2022 hat sie in ihrem Regelwerk der Taxonomie Kern- und Gasenergie unter bestimmte Bedingungen als nachhaltig eingestuft. Ob sie so ihr selbstgestecktes Ziel, bis 2050 auf den Ausstoß von Treibhausgasen zu verzichten, erreichen kann, ist fraglich. (ah)

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