Diabetes kommt von zu viel Zucker? Fünf Mythen über die Stoffwechselkrankheit
Diabetes ist eine Volkskrankheit, über die noch immer viel Unwissenheit herrscht. Welche Annahmen über die Stoffwechselstörung ein Mythos sind.
Jährlich erkranken in Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen an Diabetes, wie die Deutsche Diabetes Hilfe informiert. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselkrankheit, die zu erhöhten Blutzuckerwerten führt, da Betroffene einen Mangel am Hormon Insulin haben oder der Körper unempfindlich gegenüber Insulin wird. Diabetes ist eine ernstzunehmende Erkrankung, denn zwei von drei Diabetiker sterben an einer Herzerkrankung oder einem Schlaganfall. Laut Bundesgesundheitsministerium entwickelt sich die Krankheit bei 90 bis 95 Prozent der Betroffenen im Laufe des Lebens (sogenannter Typ 2 Diabetes). Aufklärung und Prävention sind deshalb wichtige Schritte zur Bekämpfung der „Zuckerkrankheit“. Doch noch immer kursieren viele Ammenmärchen.
Mythos 1: Wer zu viel Zucker isst, bekommt Diabetes

Diabetiker sind zu dick und essen zu viel Süßes? Viele Menschen glauben, dass Diabetes durch Zuckerkonsum entsteht. Doch das ist falsch. Bei Typ 1 Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden. Typ 1 Diabetes tritt häufig schon im Kindesalter auf. Die Veranlagung der Krankheit ist genetisch bedingt, die genauen Ursache sind bisher unbekannt.
Typ 2 Diabetes ist möglicherweise ebenfalls erblich bedingt, wird aber vor allem durch den Lebensstil ausgelöst. Risikofaktoren sind dabei tatsächlich Übergewicht und die Ernährungsweise. Entscheidend ist dabei aber nicht unbedingt die verzehrte Menge an Zucker, sondern auch die Fettmenge und wie viel Salz ein Mensch zu sich nimmt. Ein weiterer Risikofaktor ist Bewegungsmangel. Zudem können laut Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) bestimmte Medikamente dazu führen, dass ein Diabetes entsteht.
Mythos 2: Wer übergewichtig ist, bekommt irgendwann Diabetes Typ 2
Nicht unbedingt. Zwar verdoppelt sich laut Deutscher Diabetes Hilfe das Risiko für Diabetes bei Übergewicht (nach Definition ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25) und verdreifacht sich sogar bei Adipositas (ab einem BMI von 30). Es gibt aber auch übergewichtige und adipöse Menschen, die nie einen Diabetes entwickeln. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Risikofaktoren, zu denen neben den genannten Faktoren auch das Alter gehört.
Mythos 3: Diabetiker dürfen keine Süßigkeiten essen
Das war einmal. Tatsächlich durften Kinder mit Diabetes früher keinen Zucker essen. Mittlerweile ist die Forschung einen Schritt weiter. So ist mittlerweile beispielsweise bekannt, dass Kohlenhydrate aus Weißbrot und Kartoffelbrei den Blutzucker schneller ansteigen lassen als Schokolade. Diabetiker müssen darauf achten, einen möglichst stabilen Blutzuckerspiegel zu halten. Denn davon ist abhängig, wie viel blutzuckersenkende Medikamente (Insulin) sie benötigen. Wie auch bei stoffwechselgesunden Menschen gilt für sie: Die Dosis macht's. Das bedeutet: Süßes nur in Maßen und Kohlenhydrate möglichst aus ballaststoff- und vitaminreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten und Gemüse zu sich nehmen. Außerdem sollten die Süßigkeiten in kleinen Portionen über den Tag verteilt werden. Purer Zucker und zuckerhaltige Getränke, die den Blutzucker in die Höhe schießen lassen, sind aber tatsächlich problematisch.
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Mythos 4: Diabetiker sollten Zucker durch Zuckersatzstoffe ersetzen
Im Handel gibt es spezielle Diät-Produkte, die als „zuckerfrei“ beworben werden. Sie enthalten statt Zucker Zuckerersatzstoffe. Oft steckt in ihnen aber mehr Fett als in normalen Süßigkeiten. Zudem sind sie oft stark verarbeitet, überteuert und können Verdauungsbeschwerden wie Blähungen und Durchfall auslösen. Bestimmte Süßstoffe wie Aspartam stehen zudem im Verdacht, Krebs zu begünstigen.
Diabetes-Experten empfehlen deshalb: Finger weg von Ersatzprodukten. Grundsätzlich sollten sich Diabetiker, wie andere Menschen auch, an den Richtlinien einer gesunden Ernährung orientieren. Diese sind laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE):
- Reichlich pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst und Getreide essen. Sie sind ballaststoffreich, enthalten viele Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe bei wenig Kalorien
- Tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier eher ergänzend essen
- Weißes Fleisch rotem Fleisch vorziehen
- Vollkornprodukte statt Weißmehlprodukte konsumieren
- Bei Fetten wertvolle Pflanzenfette (z.B. aus Nüssen) wählen. Sie haben eine gesundheitsfördernde Wirkung, während Industriefette das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen
- Sparsam mit Zucker und Salz sein
Mythos 5: Sport ist für Menschen mit Diabetes gefährlich
Das Gegenteil ist sogar der Fall: Diabetiker, die Sport treiben, können ihr Gewicht reduzieren und den Blutzucker besser einstellen. Darüber hinaus senkt körperliche Aktivität den Blutdruck und fördert die Durchblutung. Diabetiker-geeignete Sportarten können sogar dazu beitragen, dass sich der Insulin-Bedarf verringert und Folgeerkrankungen vorgebeugt werden.
Tatsächlich sollten Diabetiker beim Sport aber ein paar Regeln beachten. So sollte der Blutzucker während des Sports kontrolliert und das Blutzuckerverhalten des Körpers genau beobachtet werden. So lernen Diabetiker abzuschätzen, wie viel sie vor und nach dem Sport essen können und wie viel Insulin sie benötigen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.