40 Freisinger Verbände verteidigen Demokratie
Drei Monate nach der Großdemo gegen Rechts, mit 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, ist es der Grünen Jugend und den Jusos erneut gelungen, die Menschen in Freising zu mobilisieren. An der Kundgebung anlässlich der Unterzeichnung des Grundgesetzes nahmen knapp 400 Leute teil. Im Vorfeld kam es aber zu unschönen Szenen.
„Gegen Rechtsextremismus! Für die Würde des Menschen! Demo zu 75 Jahren Grundgesetz“, lautete das Motto am Donnerstagabend. Und die Leute kamen zuhauf an den Marienplatz, um ein Zeichen für den Erhalt der demokratischen Werte und gegen rechtspopulistische Tendenzen zu setzen.
Dass das bitter nötig ist, machte Andreas Hauner, Sprecher der Grünen Jugend Freising, deutlich. Bei den Vorbereitungen für die Demo sei „ein Grüppchen von Männern aufgetaucht“, habe demonstrativ auf den Boden gespuckt „und uns als Schwuchteln bezeichnet“, sagte er. Das zeige, dass es noch viel zu tun gebe für die Verteidigung der Demokratie. Deshalb sei es gut, mit so vielen Menschen und der Unterstützung von 40 Verbänden für soziales Miteinander am Marienplatz „zusammenzustehen“.
Applaus brandete auf. Es war der gelungene Auftakt einer Kundgebung, die von Appellen und Aufrufen geprägt war. Man solle für die Werte der Demokratie eintreten, für sie kämpfen und sie auch und gerade gegen Angriffe von Rechts verteidigen. Lucy Knott, Vorstandsmitglied der Grünen Jugend, die zusammen mit Johannes Zander von den Freisinger Jusos für die Organisation verantwortlich war, machte deutlich „wie kostbar die Demokratie ist“. Sie stelle ein Symbol für Solidarität und soziale Gerechtigkeit dar. Für die AfD sei jedoch kein Platz im Grundgesetz, stellte Knott fest. Weil sich in den letzten Jahren gezeigt habe, wie rechte Kräfte versuchten die Demokratie zu untergraben.
Zander zielte auf Artikel 1 des Grundgesetzes ab und erklärte, dass die Verfassung der Bundesrepublik nicht umsonst mit der Unantastbarkeit der Würde des Menschen beginnt. Im Umkehrschluss bedeute das aber auch, „dass ich mein Handeln reflektieren muss“, und die Würde jedes einzelnen zu respektieren sei.
Migrationsrat Sem Haikali sprach sich für mehr Miteinander und Zusammenhalt aus. „Für mich ist dass das, was uns Menschen ausmacht“, sagte er im Brustton der Überzeugung. Mit dem Grundgesetz habe man den rechtlichen Rahmen dafür geschaffen. Voraussetzungen, die es vor allen Formen des Rechtsextremismus zu schützen gelte. Gelegenheit den Rechten eine Absage zu erteilen biete sich bei der am Sonntag stattfindenden Europawahl. Der Appell von Haikali lautete: „Nutzt die Chance und gebt eure Stimme für die Parteien, die für die Grundpfeiler der Gesellschaft stehen.“
Manuela Urbansky, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, erinnerte sich an die positive Stimmung, die während ihrer Jugend geherrscht habe. Ihre Patenkinder würden dagegen in einer ganz anderen Welt aufwachsen. Einer, die von Krieg und Klimawandel bedroht sei. Leider meinten immer mehr Menschen, in den rechtspopulistischen Gedanken eine Lösung für die Krisen und Probleme unserer Zeit zu finden. „Das aber ist falsch“, ergänzte Ernst Fischer, Vorsitzender des Kreisbildungswerkes. „In diesem Denken wird die gleiche Würde aller Menschen geleugnet oder zumindest relativiert. Für uns Christen aber ist klar: Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde!“, betonte Fischer.
Luise Gutmann, Vertreterin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), ging mit dem Rechtsextremismus im Lande hart ins Gericht. Das Deutsche Institut für Menschenrechte halte ein Verbot der AfD durch das Verfassungsgericht für möglich, gab sie zu bedenken.
Und unter dem Beifall der Menge fügte Gutmann noch an: „Ich halte ein Verbot der AfD für geboten.“ Der zentralen Kundgebung folgte ein Demonstrationszug, der über die Ziegelgasse, die Kammergasse und die Weizengasse auf die Hauptstraße und zurück zum Marienplatz führte. Ausgeschert und währenddessen nach Hause gegangen ist so gut wie niemand.