Wirbel um TV-Duell mit Höcke: „Schlag ins Gesicht für Hunderttausende“
Thüringer AfD und CDU sollen sich duellieren. Besonders das Datum der TV-Debatte von Voigt und Höcke erfährt Kritik. Die CDU bleibt dabei.
Erfurt – Die Ankündigung eines Fernsehduells zwischen CDU und AfD hat für scharfe Kritik gesorgt. Am 11. April, ausgerechnet am Tag der Befreiung der NS-Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora, sollen sich der Thüringer CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt und der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke gegenüberstehen.
CDU und AfD sind laut Umfragen derzeit die stärksten Parteien in Thüringen. Dort wird am ersten September dieses Jahres ein neuer Landtag gewählt. Die CDU lag in einer Forsa-Umfrage vom 11.01.2024 zuletzt bei 20 Prozent in Thüringen, während die AfD auf 36 Prozent kam. Die AfD gilt in Thüringen bereits seit einiger Zeit als gesichert rechtsextrem, Höcke ist zudem als Einzelperson gesichert rechtsextrem eingestuft.
„Geschichtsvergessenes Armutszeugnis“: Reaktionen verurteilen CDU-Entscheidung für TV-Duell
„Jahrzehntelang war unter den demokratischen Parteien klar: Nazis bietet man keine Bühne“, schrieb Georg Maier (SPD), der Thüringer Innenminister, auf X. Sein Rat „an den Vorsitzenden der CDU Thüringen: Mehr Haltung und weniger Ego.“
Der Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke) nannte Voigts Entscheidung gegenüber Antenne Thüringen ein „geschichtsvergessenes Armutszeugnis“ und sprach von einem „Schlag ins Gesicht der Hunderttausenden, die für die Demokratie und gegen Rechts auf die Straße gehen“. Der Co-Vorsitzende der Linkspartei, Martin Schirdewan, schrieb auf X, das Treffen am 11. April „zeigt, wohin die Reise der CDU Thüringen gehen soll.“
Die CDU suggeriere damit, Höcke wäre ein normaler politischer Gegner, erklärte die Thüringer Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling (Die Grünen) auf X. „Björn Höcke ein Podium für seine Themen und Verharmlosungen zu bieten, ist schon eine schlechte Idee. Es in Thüringen am Tag des Gedenkens an die Toten der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora zu tun, ist maximal unglücklich“, schrieb die Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.
CDU reagiert – größtenteils mit Schweigen: Bühl will AfD inhaltlich stellen
„Es ist wichtig Herrn Höcke ins Licht zu ziehen und die AfD inhaltlich zu stellen anstatt der Sachdebatte auszuweichen. Der 11. April ist der richtige Tag, weil er mahnt, wohin rechtsextremes Gedankengut führen kann“, konterte der parlamentarische Geschäftsführer für die Thüringer CDU-Fraktion, Andreas Bühl. Zuletzt zeigte eine Wahl-O-Mat-Analyse, dass CDU und AfD inhaltlich näher als gedacht sind. Es bleibt demnach abzuwarten, inwiefern die AfD inhaltlich gestellt wird, wenn keine anderen Parteien anwesend sind.

Die Thüringer CDU bestätigte auf Nachfrage lediglich den Termin und verwies auf den ausrichtenden Sender, Welt TV. „Das Schweigen der gesamten CDU seit 24 Stunden“ sei vielsagend, so Die Linke Thüringen auf X. Der Chefredakteur von Welt TV, Jan Philipp Burgard, begründete die Entscheidung laut FAZ mit den Umfragewerten der beiden stärksten Thüringer Parteien. „Aussagen kritisch zu hinterfragen, die nicht unseren eigenen Werten entsprechen, gehört zu unserer journalistischen Arbeit. Wir sind ein Nachrichtensender, aber verstehen uns auch als Debattenmedium.“, so Burgard. (lismah)