Als Europa zu Gast bei Freunden war – und wir mittendrin

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Auftakt zum Träumen: Jamal Musiala erzielte das 2:0 für Deutschland beim EM-Auftaktspiel 2024 in der Allianz Arena in München. © Team2/tz.de/merkur.de

2024 fand in Deutschland die Fußball-EM statt. Was damals vor allem in München los war, beleuchtet DFB-Reporter Florian Schimak in der Rückschau.

München – Eine der ersten Erinnerung meines Lebens ereignete sich im Jahr 1990. Irgendwann im Juli werde ich irgendwo in Südhessen von meinem Vater auf dessen Schulter in ein brechend volles Sportheim getragen. Der Grund? Deutschland wurde in Italien gerade Fußball-Weltmeister. Spätestens da war vermutlich klar, dass ich Sportjournalist werden will.

36 Jahre später fand die Fußball-EM in Deutschland statt und ich durfte als DFB-Reporter für IPPEN.MEDIA darüber berichten. Mehr Kindheitstraum geht nicht. Dass das DFB-Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann sein Base Camp in Herzogenaurach und viele Spiele in München und Stuttgart austrug, machte es natürlich doppelt aufregend, denn so konnte ich alles hautnah miterleben.

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EM-Auftaktspiel für Deutschland – und ich fahre mit dem Radl hin

Dass das Auftaktspiel unserer DFB-Jungs dann sogar in der Allianz Arena, meinem „Wohnzimmer“ als Bayern-Reporter, stattfand, setzte dem Ganzen natürlich noch einmal die Krone auf. Vor allem, weil es gegen Schottland ging! Man hätte sich für die bayrische Landeshauptstadt keinen besseren Gegner wünschen können.

Ihr braucht einen Beweis: Als ich am Vormittag des 14. Juni, dem Tag der Partie gegen die Schotten, eine Runde durch den Olympiapark joggte, wurde ich bereits von Gesängen, Anfeuerungsrufen und der reinsten Vorfreude der schottischen Fans begleitet.

Als ich dann am Mittag mit dem Rad (zu einem EM-Eröffnungsspiel, wie mega ist das?) in Richtung Allianz Arena aufbrach, kam langsam die Anspannung und Nervosität, die ich immer vor solch großen Ereignissen mit mir herumtrage. Bei den früheren großen Turnieren saß ich bei den Eröffnungsspielen entweder mit feuchten Händen in der Redaktion oder schaute mit Freunden. Letzteres hatte den Vorteil, dass eins oder zwei Bier entspannen.

Die Pressekonferenz nach dem EM-Auftaktspiel: Vorne rechts lauscht DFB-Reporter Florian Schimak gespannt den Aussagen von Jamal Musiala.
Die Pressekonferenz nach dem EM-Auftaktspiel: Vorne rechts lauscht DFB-Reporter Florian Schimak gespannt den Aussagen von Jamal Musiala. © IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.

Gänsehaut und Mega-Erlebnis im „Wohnzimmer“ des FC Bayern

Mit Ankunft in der Arena stellte ich fest, dass die UEFA „mein Wohnzimmer“ ordentlich umdekoriert hatte. Der Media Bereich glich einem vollgepackten Coworking-Space. Getränke und Essen waren absurd teuer (Cola 0,5l für 6 Euro) und das kostenlose Wasser für die Reporter war nach 20 Minuten leer. So bekam man einmal mehr das Gefühl: Heute steht was ganz Besonderes an!

Knapp 45 Minuten vor Anpfiff setzte ich mich auf meinen Platz auf der Pressetribüne. Schon einmal ein bisschen EM-Stimmung aufsaugen. Meine Sitznachbarn: Die Medienabteilung des schottischen Fußballverbandes. „Klasse!“, dachte ich mir: „Nun muss ich mich 90 Minuten zusammenreißen und darf mich nicht freuen.“

So saß ich die ersten 15 Minuten hypernervös auf der Tribüne. Als die schottischen Kollegen neben mir aber bei der ersten Schottland-Chance fast auf ihren Tischen standen, wusste ich, dass ich keine Neutralität vortäuschen brauchte. Doch erst mit den Treffern von Florian Wirtz (10.) und Jamal Musiala (19.) wurde ich ruhiger und konnte die Partie genießen. Eigentlich verrückt, steht man doch selbst gar nicht auf dem Platz. Aber so ist eben Fußball, da gehören Emotionen halt einfach dazu.

IPPEN.MEDIA Tag des Lokaljournalismus

Eine lebendige Demokratie braucht starke, unabhängige Lokalmedien –  heute mehr denn je. Um diese Bedeutung herauszustellen, veranstaltet das Netzwerk von IPPEN.MEDIA am 15. Mai den Tag des Lokaljournalismus. Gemeinsam publizieren alle Marken auf sämtlichen Publikationswegen hunderte Beiträge, die die Relevanz von Lokaljournalismus für die Menschen, die Regionen und die Gesellschaft zeigen. Alle Texte, Videos und Bilder finden Sie auf den Webseiten verlinkt und auf Social-Media-Kanälen unter #näherdran #TagdesLokaljournalismus. 

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Tag des Lokaljournalismus: Wie ich schottische Fans in Herz schloss

Am Ende siegte Deutschland mit 5:1 gegen Schottland. Die schottischen FA-Jungs waren dabei die nettesten Sitznachbarn, die man sich hätte vorstellen können. Mit einem Handshake und den besten Wünschen (“Amazing performance and good luck“) für den Weg ins Finale verabschiedeten sie sich.

Für uns Reporter beginnt nach dem Spiel erst der Ernst des Lebens, da bleibt dann wenig Zeit zum Freundschaft knüpfen. Leider. Aber dass die Schotten einfach grandiose Fußball-Fans sind, das stellte ich dann noch mitten in der Nacht fest. Nach getaner Arbeit ging es dann trotz Rad mit der U-Bahn in Richtung Sendlinger Tor, um dort noch ein Feierabendbier zu trinken.

Dass die Bahn dabei nachts um 2 Uhr völlig überfüllt war und an jeder Haltestelle von Fröttmaning ab gefühlt 10 Minuten hielt, war völlig belanglos. Weil‘s so wunderbar war, zwischen all den – trotz der klaren Niederlage – singenden und aufgrund des Münchner Biers bestens gelaunten schottischen Fans zu hängen. Auch die nächtliche Spiel-Analyse mit einem sehr, sehr, sehr betrunkenen Kilt-Träger war herzallerliebst.

Auftakt zum Träumen: Jamal Musiala erzielte das 2:0 für Deutschland beim EM-Auftaktspiel 2024 in der Allianz Arena in München. © Team2/tz.de/merkur.de

Als Europa zu Gast bei Freunden war – und wir bei der EM 2024 mittendrin

Die ganze Stadt freute sich drei Tage lang über die schottischen Fans. Kurz darauf über die rumänischen, slowenischen, ukrainischen und dänischen Anhänger. Vor allem aber auf die Nachbarn aus den Niederlanden. Ganz München war da in Orange getaucht. Der Fansong „Von links nach rechts“ löst bei mir noch immer Gänsehaut aus.

Vor allem, wenn ich an den Fanzug der Oranje-Anhänger durch den Olympiapark denke. Die Leute fühlten sich wohl – und die Münchner fühlten sich wohl.

Das Motto der Heim-WM 2006 „Die Welt zu Gast bei Freunden“ passte genauso 20 Jahre später auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Sozusagen „Europa zu Gast bei Freunden“.

Zwischen Superstars und Wohnungssuche: Auch das ist Lokaljournalismus

Für mich persönlich ging es bei der EM weiter nach Stuttgart, wo dann letztlich auch das Turnier für das DFB-Team im Viertelfinale auf tragische Art und Weise endete. So erlebte ich dort nicht nur das letzte Spiel von Toni Kroos in seiner einzigartigen Karriere, sondern sah auch Thomas Müller letztmals im Deutschland-Trikot.

Mein letztes EM-Spiel verfolgte ich dann aber wieder in „meinem Wohnzimmer“. Für das Halbfinale zwischen Frankreich und Spanien war ich in der Allianz Arena und sah ein Traumtor eines gewissen Lamine Yamal.

Witzigerweise war ich wenige Stunden zuvor noch mit meiner Freundin bei einer Wohnungsbesichtigung im Münchner Dreimühlenviertel. Warum ich das erzähle? Weil auch das Lokaljournalismus aus München ist: Alles zwischen Mega-Event mit Top-Stars vor der Haustür und verzweifelter Wohnungssuche, um überhaupt erstmal eine Haustür zu finden. (smk)

Von der Fußball-EM 2024 berichtete Florian Schimak

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