Harte Worte: Warum ein Top-Autobauer nicht in Deutschland produzieren will
Der Standort Deutschland scheint für Autobauer immer unbeliebter zu werden. Eine große ausländische Marke begründete nun im Interview, was sie an den Bedingungen hierzulande stört.
Göteborg - Die schwedische Elektroauto-Marke Polestar wird ihr für Europa geplantes Modell 7 wohl nicht in Deutschland produzieren. „Deutschland ist leider nicht gerade der billigste Standort für die Autoproduktion“, sagte Polestar-Chef Michael Lohscheller der Zeitung Welt vom Donnerstag (23. Januar). Er hatte vergangene Woche erklärt, dass das Unternehmen nach einem Produktionsstandort in Europa für den Polestar 7 suche. Die Entscheidung soll in etwa drei Monaten verkündet werden.

„Wir würden uns freuen, wenn man eine Investitionsentscheidung für einen Produktionsstandort in Deutschland treffen könnte“, sagte Lohscheller der Welt weiter. „Aber wir wissen auch alle, wie die Rahmenbedingungen zurzeit sind.“ Der Manager war früher Chef von Opel.
Drohender Handelskrieg zwischen China und den USA: Polestar sieht sich gut gewappnet
Polestar lässt seine Autos laut Bericht derzeit beim Mutterkonzern Geely in China, beim Schwesterunternehmen Volvo in den USA und in einem Renault-Werk in Südkorea bauen. Durch die Verteilung der Produktionsstandorte hält Lohscheller die Marke für gut auf mögliche Handelskonflikte vorbereitet. „Wir gucken uns die Warenströme genau an und versuchen uns unabhängig von Zöllen aufzustellen“, sagte er.
Die Autos aus China werden demnach auch in Großbritannien, Norwegen und der Schweiz verkauft, wo die Ausgleichszölle der EU für E-Autos aus China nicht gelten. Das Modell Polestar 3 wird im Volvo-Werk in den USA produziert und auch nach Europa geliefert, zu einem geringeren Zoll. Die Fabrik in Südkorea ist laut Bericht als Basis für Exporte nach Nordamerika hilfreich, denn das Land hat ein Freihandelsabkommen mit den USA. (afp, lf)