Miners fordern Rückgabe der Eishalle an die Gemeinde, doch der TSV bleibt Eigentümer

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Kein Grund zum Jubeln für die Miners: Eishalle bleibt im Besitz des TSV Peißenberg. (Archivfoto). © Halmel

Der Hauptverein des TSV solle das Eisstadion der Gemeinde übergeben, um den Fortbestand der Sportstätte unmittelbar zu sichern. So lautet eine Forderung der TSV-Eishockey-Abteilung (Miners). Doch daraus wird wohl nichts.

Peißenberg – „Der TSV Peißenberg ist Pächter der Eissporthalle Peißenberg. Er hat das Nutzungsrecht, solange die Halle als Sportstätte genutzt wird. Bleibt die Nutzung aus, kann die Gemeinde Peißenberg die Rückgabe verlangen. Dies würde die Möglichkeit eröffnen, den kurz- bis mittelfristigen Weiterbetrieb zu sichern“, heißt es in einem Statement der Miners. Doch inhaltlich ist die Passage falsch. Der TSV-Hauptverein ist Erbbauberechtigter und Eigentümer des Stadions. Das bestätigt Bürgermeister Frank Zellner (CSU) auf Nachfrage: „Es wurde von der Gemeinde nie ein Stadion hingegeben, sondern nur ein Grundstück zur Verfügung gestellt“, so der Rathauschef.

Aber würde die Gemeinde denn das Eisstadion überhaupt übernehmen, falls sie es vom TSV angeboten bekäme? „Aus heutiger Sicht nein“, erklärt Zellner. Von Seiten der Gemeinde liege keine technische und wirtschaftliche Analyse vor. Und: „Es könnte sein, dass es für die Beteiligten sogar noch teurer wird, wenn die Gemeinde einsteigt.“ Stadionverwaltung und Geschäftsführung müssten von tariflich bezahlten Rathausmitarbeitern erledigt werden. Zudem würde die kommunale Finanz- und Rechtsaufsicht ein Wörtchen mitreden. Und was ist mit den Gemeindewerken als möglicher Betreiber? „Da ist die Situation vergleichbar“, sagt Zellner, der Aufsichtsratsvorsitzender des Kommunalunternehmens ist. Man habe dem Vorstand der Werke, Stefan Ziegler, den politischen Auftrag erteilt, das Unternehmen wirtschaftlich zu führen. Der Bürgermeister appelliert, in der Diskussion sachlich zu bleiben. Petitionen oder Demonstrationen seien rechtsstaatliche Mittel, „aber die Emotionalisierung hilft uns in dem Thema nicht weiter.“

Aber was hat die Eisstadiondebatte in der Massivität eigentlich ausgelöst? Da war einerseits die Forderung der Kommunalpolitik an den TSV, einen Investitionsplan für die nächsten zehn Jahre bezüglich des Eisstadions vorzulegen. Dabei wurde mit Unterstützung der Gemeindewerke ein Teil der Technik begutachtet. Die Ergebnisse werden unterschiedlich bewertet, vor allem die Frage, ob Investitionen kurzfristig nötig oder noch geschoben werden können. Der TSV plant mit dem „Worst-Case“ und dazu gehören nicht nur automatische Kühlregelventile, sondern unter anderem die Erneuerung der Gaswarn- und Entfeuchtungsanlage. Dazu kommen sehr wahrscheinlich noch Reparaturen am Dach, an den Fundamenten der Nordtribüne und die Erneuerung der Kompressoren. Und last but not least: Die 1971 verlegten Ammoniakleitungen haben ihre von Fachfirmen angegebene Haltbarkeitsdauer bereits um zehn Jahre überschritten. Eine Erneuerung würde samt Pistenkanalsanierung wohl zwei Millionen Euro kosten. Und dann ist ja noch die ungeklärte Kabinenfrage. Der TSV-Hauptverein müsste sich für einen Neubau in Modulbauweise mit 600.000 Euro verschulden – auch zur Vorfinanzierung von möglichen BLSV-Zuschüssen. Eine Belastung, die für den Verein laut Präsidium ein hohes Risiko darstellen würde: „Das kann das `Aus` für den TSV bedeuten“, sagt Rießenberger. Bei grober Fahrlässigkeit schlägt die Haftung zudem auf das persönliche Vermögen der Gremiumsmitglieder durch: „Und wir befinden uns in diesem Bereich, weil wir wissen, was auf uns zukommen kann“, sagt Rießenberger – und: „Ohne die Coronahilfen wäre das Ende der Eishalle schon früher gekommen.“ Die Miners wiederum werfen dem Hauptverein vor, die seit 2018 ungeklärte Kabinenfrage nicht gelöst zu haben, obwohl die Gemeindewerke immer wieder signalisiert hätten, dass der TSV aus dem maroden Umkleidetrakt im Rigi-Rutsch´n-Betriebsgebäude ausziehen müsse. Sie sehen darin den „Ursprung“ für die Debatte um die Zukunft des Eisstadions.

Beim Hauptverein ist man indes schwer verärgert darüber, dass die Miners nicht mehr Anstrengungen unternommen haben, Kosten einzusparen. „Dass wir mit der Hallenmiete aufgrund der notwendigen Investitionen nach oben gehen mussten, das hat man bei den Miners nicht verstanden“, beklagt TSV-Vize-Präsident Markus Heidler. Trotz der schwierigen Debatte, so kritisiert das Präsidium, seien am Kader der ersten Mannschaft keine Einsparungen vorgenommen worden. Stattdessen sei nach der Verletzung eines Spielers ein weiterer Kontingentspieler verpflichtet worden. „So etwas verwundert“, heißt es aus dem TSV-Hauptvereinslager. Zudem gelte im TSV das „Gleichheitsprinzip“ unter allen Sparten, wobei die Eishockey-Abteilung über mehrere Jahrzehnte große Solidarität durch die TSV-Familie genossen habe. Können sich die Miners vorstellen, nicht mehr zu dieser Familie zu gehören? „Wenn das bedeuten würde, dass das Eishockey in Peißenberg weitergeht, dann ja“, sagt Miners-Chefin Lisa Steidl. Und wie geht es mit dem TSV-Hauptverein weiter? „Das Ganze geht nicht spurlos an einem vorbei. Neben der aktuellen Situation mit der TSV-Eishalle läuft es im Sportverein ja weiter, auch die anderen Abteilungen haben das Recht, dass sie unterstützt werden“, sagt Heidler. „Es wäre schön“, erklärt Stefan Rießenberger, „wenn jeder der 6.000 Leute, die die Petition unterschrieben haben, den Geldbeutel aufmachen und 100 Euro auf den Tisch legen würde.“ Und: „Ich habe Angst vor dem, was auf den TSV zukommt.“

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