„Kommt jetzt mit Argumenten, die wir auch vorgetragen haben“ - Aktionsbündnis fühlt sich nach Brandbrief verhöhnt
Nach Veröffentlichung des Brandbriefs der Landräte an den Gesundheitsminister meldet sich nun das Aktionsbündnis „Pro Krankenhaus Schongau“ zu Wort.
Schongau – Beim Aktionsbündnis „Pro Krankenhaus“ ist man mächtig sauer: Der offene Brandbrief, den Landrätin Andrea Jochner-Weiß in der vergangenen Woche gemeinsam mit den Landräten der Nachbarlandkreise an Gesundheitsminister Karl Lauterbach geschickt hatte ist den Sprechern übel aufgestoßen. Bei einigen Passagen in dem Brief sei man sich gelinde gesagt, ganz schön veräppelt vorgekommen, stimmen die Aktionsbündnis-Sprecher überein. Stefan Konrad: „Das ist ein Hohn, ein Affront“; Konrad und seine Mitstreiter ärgern sich unter anderem darüber, dass Jochner-Weiß mit einer „wohnortnahen Gesundheitsversorgung“ zitiert wird. „Und am Standort Schongau hat man alles dafür getan, genau das kaputtzumachen“, so Konrad.
Noch schlimmer findet es Daniela Puzzovio, dass Jochner-Weiß den Gesundheitsminister zu einem Gespräch einlädt, in dem Dinge er- und geklärt werden könnten. Gespräche und Transparenz, so stimmen die Bündnis-Sprecher aus eigener Erfahrung überein, seien in der Vergangenheit nicht unbedingt die Stärken von Jochner-Weiß in ihrer Rolle als Aufsichtsratsvorsitzende der Krankenhaus GmbH gewesen.
„In unserem Landkreis ja wohl schon auch ein hausgemachtes Problem“
Die Kritik an Lauterbach könne man nachvollziehen, so Konrad. „Das mag auf einige Krankenhausstandorte in Bayern durchaus zutreffen. Aber in unserem Landkreis ist das ja wohl schon auch ein hausgemachtes Problem.“
Konrad zitiert aus dem offenen Brief, der auf der Homepage des Landratsamtes heruntergeladen werden kann: „Im Falle der sich derzeit abzeichnenden Probleme kann eine menschenwürdige und wohnortnahe Versorgung nicht mehr aufrechterhalten werden, es drohen Fahrtstrecken von bis zu 100 Kilometern. Diese Standortkonzentrationen sind in ihrer Auswirkung nicht nur zynisch, allein die Auswirkungen auf den Rettungsdienst sind in dieser Richtung nicht mehr implementiert.“ „Ja, geht’s noch? Was hat denn das Aktionsbündnis jetzt zweieinhalb Jahre lang gesagt?“, heißt es seitens des Aktionsbündnisses.
Regina Haugg fügt hinzu: „Die Antwort der Landrätin, wenn wir immer über den Rettungsdienst geredet haben, war immer: Da haben wir nichts damit zu tun. Da haben wir keinen Einfluss drauf.“
„Sie kommt jetzt mit Argumenten, die wir auch alle vorgetragen haben“
Zustimmen kann Haugg der Kritik in dem Brief, dass gestiegene Kosten im Energie- und Lohnsektor mitnichten durch die gering gestiegene Erstattung abgedeckt werden könnte. „Aber das betrifft die Jahre 2022 und 2023. Und nicht die zehn Jahre davor, in denen hier einfach schlecht gewirtschaftet wurde, in denen immer mehr Geld ausgegeben wurde, so dass wir jetzt pleite sind“, sagt sie.
Das Fazit des Aktionsbündnisses zum offenen Brief: „Sie kommt jetzt mit Argumenten, die wir auch alle vorgetragen haben“, ärgern sich die drei Sprecher. Haugg, Konrad und Puzzovio sind sich ebenso einig: Bereits im Jahr 2017 als mit der „offensichtlichen Verlagerung einzelner Stationen von Schongau nach Weilheim“ begonnen worden war, hätten Geschäftsführer Thomas Lippmann, Aufsichtsrat und Landrätin den Lauterbach-Plan, kleinere Häuser zu schließen, verfolgt – quasi „in vorauseilendem Gehorsam“.
Aktionsbündnis ruft Bevölkerung auf, das neue Ambulanzzentrum anzunehmen
Das Aktionsbündnis „Pro Krankenhaus Schongau“ macht sich für das Ambulanzzentrum im Schongauer Krankenhaus stark, so betonen es die Sprecher in einem Gespräch mit der Heimatzeitung: „Wir rufen die Bevölkerung ausdrücklich dazu auf, das neue Ambulanzzentrum zu nutzen“, so Stefan Konrad. Nur so könne der Bestand des Krankenhauses auf lange Sicht gesichert werden.
Auch wenn das Krankenhaus als solches am Donnerstag 69 Jahre nach seiner Einweihung erst mal offiziell umgenutzt wurde: Die Hoffnung stirbt quasi zuletzt. „Vielleicht haben wir irgendwann wieder die Chance auf das erneute Installieren einer Notfallversorgung“, hofft Stefan Konrad vom AktionsbüDann zum Beispiel, wenn die gesetzlichen Zeit-Vorgaben für den Rettungsdienst wieder geändert und kürzere Versorgungswege angedacht würden. „Wenn man sieht, dass mehr Menschen auf dem Rettungsweg sterben, zum Beispiel. Das muss man ganz klar so sagen“, formuliert es Daniela Puzzovio drastisch.
Zweieinhalb Jahre nach seiner Gründung ist das freilich ein herber Schlag für das Aktionsbündnis „Pro Krankenhaus Schongau“. Geschlagen geben will man sich trotzdem nicht. Auch wenn man – so betont es das Aktionsbündnis einmal mehr – froh ist, dass das Krankenhaus zwar geschlossen ist, in den Räumlichkeiten aber trotzdem noch Menschen medizinisch versorgt werden.