Im Schaufenster für Deutschland: Junge Starnbergerin bei WM der Berufe

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Mit Freude bei der Arbeit: Emily Till, hier beim Übertragen eines geplotteten Motivs auf Transferpapier. © privat

Emily Till dekoriert Schaufenster, Weihnachtsmärkte und die Wiesn. Als Auszubildende im Bereich visuelles Marketing vertritt die Starnbergerin nun Deutschland bei der WM der Berufe. Ihr Job werde unterschätzt, sagt die 21-Jährige.

Starnberg - Kurz nach den Olympischen und Paralympischen Spielen kann Deutschland vom 10. bis zum 15. September wieder Medaillen gewinnen – bei der Weltmeisterschaft der Berufe, den sogenannten „WorldSkills“, im französischen Lyon. In die Nationalmannschaft geschafft hat es auch eine junge Starnbergerin: Emily Till, 21 Jahre alt, misst sich im Bereich visuelles Marketing mit 13 anderen internationalen Fachkräften. Insgesamt sind 70 Nationen vertreten, mit rund 1400 Kräften aus nicht-akademischen Berufen, denen die (Lobby-)Veranstaltung einen Schub geben soll – Kfz-Mechatroniker, Bäcker, App-Entwickler, Floristen, Fliesenleger und viele, viele mehr.

Emily Till ist dieser Tage auf der Münchner Theresienwiese anzutreffen. Die Auszubildende hilft im Auftrag ihres Arbeitgebers, einer Dekorationsfirma, mit bei den Oktoberfest-Vorbereitungen. Sie sorgt mit vielen anderen dafür, dass die Wiesn wieder ihren typischen, festlich geschmückten Eindruck macht. Tills Job ist einer fürs Auge, sie dekoriert auch Weihnachtsmärkte oder Bühnenbilder. „Du arbeitest sehr viel handwerklich, kannst dich kreativ ausleben und erschaffst Neues. Mit Dekorationen kann man Räume in andere Welten verwandeln, Produkte zum Leben erwecken und Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt die 21-Jährige. Sie klingt begeistert, wenn sie über ihren Arbeitsalltag spricht, schwärmt richtiggehend. „Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen bekommen wir immer direktes Feedback.“ Wenn Kinderaugen größer werden, zum Beispiel. „Man sieht in den Gesichtern, ob die Emotion, die man rüberbringen wollte, auch rüberkommt.“

Die Herausforderung: unter Zeitdruck und mentaler Anspannung arbeiten

Bei der WM wird es auf den Klassiker in ihrem Berufsfeld ankommen: ein ansprechend dekoriertes Schaufenster. Koje nennen Till und ihre Kollegen den Ausstellungsraum, den es in Lyon zu gestalten gilt: eine rundum einsehbare Art Vitrine. Vier Wettbewerbstage, von der Konzepterstellung bis zur Umsetzung des noch unbekannten Themas, stehen auf dem Programm. Unter Zeitdruck und mentaler Anspannung zu arbeiten, das trainiert die Starnbergerin in den Wochen zuvor bereits, räumt Figuren und Möbel in Kojen und beleuchtet sie ästhetisch.

Wer jetzt denkt, eine Gestalterin für visuelles Marketing macht eigentlich nichts anderes als einen Tisch zu decken, der irrt: „Der Beruf wird unterschätzt“, sagt Emily Till. „Malern, schreinern, Floristik: Wir haben Berührungspunkte mit einigen Berufsfeldern und arbeiten handwerklich und mit ganz verschiedenen Materialien.“

Berufe-WM findet zum 47. Mal statt

„Über Umwege“ sei die 21-Jährige zur WM gekommen. „Ein Bekannter hat mal an einer Europameisterschaft teilgenommen“, erzählt sie. Schließlich kam sie mit ihrer Lehrerin in der Berufsschule auf das Thema und entschloss sich, mit dem Verein „WorldSkills Germany“, quasi der deutschen Kaderschmiede, Kontakt aufzunehmen. Das Empfehlungsschreiben ihrer Lehrerin und gute Noten taten ihr Übriges. Noch mehr als auf eine Medaille hofft Till, dass ihre Branche in den kommenden Jahren regelmäßig vertreten sein wird. Denn dies war zuletzt nicht der Fall.

Die Berufe-WM findet alle zwei Jahre und heuer bereits zum 47. Mal statt. Ein Hintergrund ist es, die Öffentlichkeit für den Mehrwert von Berufsgruppen aus Handwerk und Industrie zu sensibilisieren. Die Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft erfolgt in Kooperation von „WorldSkills Germany“, Fachverbänden und Wirtschaftspartnern. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Teilnahme in der Disziplin „Visual Merchandising“ wird unterstützt von der Neumayer Stiftung. Bundeskanzler Olaf Scholz ist Schirmherr der Nationalmannschaft, auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird in Lyon erwartet.

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