Ein Abschied voller Albernheiten – bei ihrem letzten Auftritt lassen es die Frankfurter Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) richtig krachen. Zünden will dieser finale Fall dennoch nicht (Achtung! Spoileralarm).
Mit dem „Tatort: Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh‘n“ verabschieden sich Margarita Broich und Wolfram Koch am Sonntag (29. September 2024) als Fernsehkommissare aus der ARD. Trotz explosivem Ende kein Knaller-Finale. Mögen zwei höchst sympathische Ermittler nun in Frieden ruhen, die in den vergangenen zehn Jahren bisweilen mit skurrilen Fällen gegeißelt wurden.
Ein Hauch Verruchtheit
Um genau zu sein waren es 19. Und die Kommissare Anna Janneke (Broich) und Paul Brix (Koch) machten in ihnen meist eine ganz famose Figur. Unprätentiös, humorvoll und mitfühlend leiteten sie ihre Ermittlungen. Dem gütigen Waldorflehrer-Charme der beiden durfte Brix‘ französische Mitbewohnerin Fanny (Zazie de Paris) stets einen Hauch Verruchtheit entgegensetzen. In der finalen Folge aber spielen die Chansonnière und die befreundeten Kommissare eher untergeordnete Rollen.
Die Bühne gehört Matthias Brandt. Als Psychologe und Opferbetreuer Tristan Grünfels ist er nicht nur über viele Szenen bildfüllend und in doppelter Ausführung präsent, sondern treibt als Off-Stimme und Über-Ich die Handlung voran. Grünfels ist von seiner frustrierenden Ehe, den genervten Teenagern, den anstrengenden Patienten, ach vom ganzen Leben überfordert. Immer öfter flüchtet sich der Psychologe meditierend in Landschaftsgemälde, driftet ab und entwickelt eine Persönlichkeitsstörung, die den Kommissaren die Toten für ihren letzten Fall liefert. Brandt weiß, wie’s geht, überdreht nicht und beherrscht den Wahnsinn bis zum nervösen Augenzucken.
Unfreiwillig komisch
Michael Proehl und Dirk Morgenstern haben das Drehbuch fürs Finale geschrieben, Regisseur Till Endemann findet für die Psychose des durchgeknallten Grünfels, der sich in einer Abwärtsspirale ins Verderben stürzt, auch kreative Bilder. Dazwischen wirkt der Krimi, der laut Endemann „Elemente des Thrillers, der Tragödie und einer hauchzarten Liebesgeschichte vereint“, vor allem aber unfreiwillig komisch, oft albern. Etwa wenn Brix den 150-Kilo-Gorilla von Rotlichtgröße Leonardo Muller (Ronald Kukulies) mit einem Kopfstoß umhaut, oder wenn Brandt einen kleinen hölzernen Massageroller als Mordwaffe zweckentfremdet...
Wohl dem, der sich nach wenigen Minuten fürs Lachen entscheidet, sämtliche Kampfszenen mit einem Schmunzeln goutiert, die Logik beherzt beiseite schiebt und sich an der tatsächlich hauchzarten Liebesgeschichte des unaufgeregten Ermittlerpaares erfreut. Denn wenn man schon nicht um die Opfer in diesem Krimi trauert, dann doch um Anna Janneke und Paul Brix, die nie mehr gemeinsam Kaffee trinken werden.