Oberallgäu: Abwasserverband Obere Iller feiert beim Tag der offenen Kläranlage 50-jähriges Bestehen

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Sonthofen

Kommentare

Ganz spezielle Feststoffe kommen mitunter auch in der Kläranlage an: Eidechsen und Salamander werden herausgefischt und in einem Biotop auf der Anlage freigelassen. © Josef Gutsmiedl

Mit einem Tag der offenen Kläranlage feierte der Abwasserverband Obere Iller (AOI) 50-jähriges Bestehen. Der Verband hat die Aufgabe, die Abwässer seiner elf Mitgliedskommunen zu erfassen und in der Kläranlage zu reinigen. Dabei geht es um große Mengen – und um einen komplexen Vorgang, der sich ständig weiterentwickelt.

Oberallgäu – Wir wollen das Abwasser so gut wie möglich reinigen, nicht nur so gut wie nötig.“ So umschrieb ein AOI-Mitarbeiter bei der Führung durch das weitläufige Gelände der Kläranlage das Ziel. Dabei deutete er an, das bei den zulässigen Grenzwerten für das Schmutzwasser und seine „Inhaltsstoffe“ bei AOI zuverlässig und dauerhaft unterschritten werden. Und: Ohne Bakterien und Mikroorganismen läuft es nicht – sie machen einen „guten Job“ und die Hauptarbeit im Prozess Abwasserreinigung.

Beim Tag der offenen Kläranlage feiert der Abwasserverband Obere Iller sein 50-jähriges Bestehen

In seinem Rückblick auf die fünf Jahrzehnte des Verbandes machte Siegfried Zengerle, der Geschäftsführer des AOI, anhand zweier Darstellungen deutlich, was der AOI in dieser Zeit „bewegt“ hat. In den 1960er und 1970er Jahren stand es schlecht um die Gewässergüte: Kritisch belastet, lokal stark verschmutzt, so die amtliche Einstufung. „Es gab großen Handlungsbedarf“, fasste Zengerle die Ausgangssituation in jenen Jahren zusammen. Die Werte der Gewässergütekarte im Jahr 2008 dagegen gaben ein deutlich besseres Bild. Die Iller ist nur als „gering“ oder „unbelastet“ klassifiziert – Gütestufe I: „Ein großer Fortschritt für die Region. Wir können stolz sein.“ Geschenkt gab es diesen Fortschritt nicht. „1974 war alles auf Null.“ Damals fanden sich zehn Kommunen im südlichen Landkreis zusammen, um das Problem gemeinsam zu lösen und gründeten nach einigem hin und her den Abwasserverband Obere Iller (AOI) und räumten viele Schwierigkeiten baulicher Art aber auch juristische Hindernisse aus dem Weg.

Kläranlage erfüllt seit 1983 wichtige Aufgabe

1978 begann das „Riesenbauprojekt“ im Oberallgäu auf dem Gelände im Immenstädter Ortsteil Thanners. „Es wurde zukunftsfähig und weitsichtig geplant und gebaut“, lobt Geschäftsführer Siegfried Zengerle die damaligen Verantwortlichen. Ausgelegt auf 150.000 Einwohnerwerte „taugt“ die Kläranlage seit der Inbetriebnahme 1983 bis heute und erfüllt rund um die Uhr ihre wichtige Aufgabe für die Bürger der inzwischen elf Mitgliedkommunen. Dabei geht es längst nicht nur um die klassische Reinigung von Abwässern aus den Haushalten. Schon in den 1990er Jahren wurden Forschungsprojekte angestoßen von Ingenieur Paul Schad nach dem Motto „Intelligenz statt Beton“, von denen der AOI bis heute profitiere, wie Zengerle betonte.

Hausinternen Klärschlammtrocknung soll Wasseranteil reduzieren

Damals wurde zudem technisch und biologisch bedeutende Schritte eingeleitet. Auch die Klärschlammthematik wird intensiv verfolgt. Mit der hausinternen Klärschlammtrocknung soll der Wasseranteil von 70 Prozent auf 10 gedrückt werden. Was an Feststoffen übrig bleibe sei „braunes Gold“, erläutert Frank Schmid vom Büro Schmidf & Opartner in Stuttgart. Vergleichbar mit Braunkohle. Erklärtes Ziel des AOI ist es, bei 2030 die Verbandskläranlage, bislang einer der großen Stromfresser der Stadt Immenstadt, energieautark zu machen. Dabei geht es um Energieeinsparungen, aber auch um den massiven Ausbau eigener Stromerzeugung. Wichtige Meilensteine auf der Anlage sind zuletzt die Inbetriebnahme des zweiten Faulturms im vergangenen Jahr und aktuell eine neue Gebläsestation. Neue Herausforderungen bringt laut Zengerle auch die „Zusammensetzung“ des ankommenden Abwassers mit sich. Unerwünschte Feststoffe, zunehmende Menge von Arzneimittelrückständen und Mikroplastik halten die Technik der Anlage auf Trab.

Das eigene Abwasserverhalten im Blick haben

Auch die Phosphor-Rückgewinnung wird vorangetrieben. Unterm Strich sieht Geschäftsführer Zengerle den AOI gut aufgestellt, weitere Herausforderungen zu meistern. Mit dem Tag der offenen Kläranlage gab der Abwasserverband allen Interessierten, nicht also zuletzt seinen „Kunden“, die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen der Anlage zu werfen und zu beobachten, wie aus Schmutzwasser sauberes Brauchwasser wird. Interessante Details versetzten die Gäste in Staunen und öffneten den Blick auf das eigene „Abwasserverhalten“ zuhause. „Kaum einer weiß, wie so eine Anlage funktioniert“, so die Beobachtung von Geschäftsführer Zengerle. Eine Vielzahl von Spezialisten steht für die Leistungsfähigkeit des AOI − als tolle Mannschaft lobte er das rund 40-köpfige Team auf der Kläranlage in Thanners und in der Geschäftsstelle in Sonthofen. Ein buntes Rahmenprogramm machte den Besuch auf der Kläranlage zu einem gelungenen Sonntagsausflug.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert

Auch interessant

Kommentare