Recruiter verraten, was Bewerber auf die Frage nach dem aktuellen Gehalt antworten sollten

  1. Startseite
  2. Deutschland

Kommentare

Der Wunsch nach einem besseren Gehalt ist für viele der Grund, sich einen neuen Job zu suchen. Recruiter verraten, was sie im Bewerbungsgespräch beachten müssen.

Sie kommt meistens gegen Ende des Bewerbungsgesprächs, aber ist nicht weniger wichtig: Die Frage nach den Gehaltsvorstellungen im neuen Job – teilweise verbunden mit der Frage nach dem aktuellen Gehalt. Ein Recruiter und eine Recruiterin geben Tipps, was Bewerber auf diese Frage antworten sollten und wie sie ihr Wunschgehalt am besten verhandeln.

Die Wechselbereitschaft auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist hoch. Vor allem junge Menschen der Generation Z erwägen, noch in diesem Jahr ihren Arbeitgeber zu wechseln. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des Karrierenetzwerks Xing durchgeführte Forsa-Umfrage. Die Gründe für den Jobwechsel sind vielfältig: schlechte Arbeitsbedingungen, neue Herausforderungen oder mehr Geld. Letzteres ist für 45 Prozent der Befragten aus der Generation Z der ausschlaggebende Faktor für einen Jobwechsel.

Bewerbungsgespräch.
Nach der Freude über die Einladung, sollten sich Jobsuchende gut aufs Bewerbungsgespräch vorbereiten. © Panthermedia/Imago

Personalerin erklärt, wie Bewerber im Bewerbungsgespräch „den Spieß umdrehen“

Bei einer Bewerbung müssen die Jobsuchenden bereits im Anschreiben einiges beachten. Gibt es eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, sollten sie sich auf die Frage nach dem Gehalt bereits im Vorfeld vorbereiten. Das heißt, „recherchieren, was angemessen für die Erfahrung, Tätigkeit und Branche ist“, sagt der HR-Projektmanager Daniel Wörz BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Darauf aufbauend empfiehlt er das Wunschgehalt in der Bewerbungsmaske oder im Anschreiben anzugeben, nur sofern das eine Pflichtangabe sei.

Wenn Bewerber im Bewerbungsgespräch nach ihrem aktuellen Gehalt gefragt werden, und sie dieses nicht nennen möchten, könnten sie das „gezielt und charmant umschiffen“, sagt die Recruiterin Melanie Trommer BuzzFeed News Deutschland. „Zum Beispiel so: Ich verdiene derzeit ein branchenübliches Gehalt. Mein Zielgehalt für die neue Stelle sollte auch wieder marktkonform sein. Daher liegt mein Zielgehalt bei 75.000 € Jahresbrutto.“

Sollte das Unternehmen auf die Nennung des aktuellen Gehalts bestehen, könnten Bewerber „den Spieß auch einfach umdrehen“, sagt Trommer. Und fragen: Inwiefern ist mein letztes Gehalt für Sie relevant? Oder auf eine Verschwiegenheitsklausel verweisen, sagt Wörz. Nennen Jobsuchende das aktuelle Gehalt im Bewerbungsgespräch, empfiehlt er folgenden Satz hinterherzuschieben: „Allerdings halte ich es für keinen angemessenen Vergleichswert zu meiner Erfahrung und zu meinen Leistungen.“

„Schlau gelöst“: Recruiterin verrät, wann Bewerber das aktuelle Gehalt nennen sollten

Arbeitgeber stellen die Frage nach dem aktuellen Gehalt im Bewerbungsgespräch, um „utopische Gehaltswünsche“ von Bewerbern zu vermeiden, sagt Trommer. „Es kommt nämlich häufig vor, dass uns Recruitern wahre Mondgehälter aufgetischt werden.“ Die Personalerin verrät: „Vor allem die ‚Highballer‘ nennen sehr gerne von selbst das aktuell angeblich astronomische Gehalt – ohne dass man als Recruiter danach fragt.“

Manche Recruiter würden die Frage nutzen, „um einen Anker beim aktuellen Gehalt zu setzen“, sagt die Expertin. Aus Bewerbersicht würde es dann schwerer, ein höheres Gehalt zu verhandeln. „Darum ist es meist eine gute Idee, die Frage nicht zu beantworten oder nur einen groben Gehaltsrahmen zu nennen, in dem man sich befindet“, rät Trommer.

In manchen Fällen ergebe es hingegen durchaus Sinn, das aktuelle Gehalt zu nennen. „Besonders im Fall von Downshifting“, erklärt Tommer und nennt ein Beispiel. Ein Bewerber hätte bisher eine leitende Position gehabt und wollte bewusst wieder zurück in eine Expertenstelle ohne Führungsverantwortung. Bei der Frage nach seinem Gehaltswunsch habe er gesagt, dass er aktuell sehr gut verdiene und sein Gehalt genannt. Dann habe er darauf hingewiesen, dass er natürlich bereit sei, Abstriche zu machen. „Das hat der Bewerber sehr schlau gelöst, denn so hat er mit der Nennung seines aktuellen Gehalts einen Anker gesetzt“, sagt die Personalerin BuzzFeed News Deutschland.

Nach dieser Frage folgt im weiteren Bewerbungsprozess meist ein erstes Angebot vom Arbeitgeber. Dafür gibt es einen weiteren Tipp: „Als Erfahrener akzeptiert man das erste Angebot nicht, verhandelt daher nach und fordert Bedenkzeit“, sagt Wörz.

Auch interessant

Kommentare