Beiträge steigen erneut: Selbst günstigste Krankenkasse muss nächsten Schritt gehen
Die Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge für 2025 erhöht. Auch die günstigste Krankenkasse muss nochmal nachsteuern. Was das bedeutet.
Berlin – Rente, Grundsteuer, Krankenkassen: Vieles wird für Bürgerinnen und Bürger teurer. Bei den Krankenkassen könnte sich die Beitragsspirale fortsetzen. So warnen Krankenkassenchefs vor weiteren Erhöhungen, wenn die neue Regierung keine zeitnahen Reformen umsetzt. Selbst die günstigste Krankenkasse will nun den Zusatzbeitrag erhöhen.
Weniger Netto: Krankenkassen heben Zusatzbeiträge an – selbst die günstigste Krankenkasse
Die Krankenkasse BKK Firmus mit Sitz in Bremen war nach Stiftung Warentest im Jahr 2024 die günstigste Krankenkasse. Erhöht hatte sie zum Jahreswechsel den Beitragssatz von 15,50 auf 16,44 Prozent. Zum 1. Mai will sie den Zusatzbeitrag um 0,3 Punkte auf knapp 2,2 Prozent erhöhen.
Grund für den erneuten Anstieg seien deutlich mehr Ausgaben insbesondere im Krankenhausbereich, sagte ein Sprecher der Krankenkasse. Nach eigenen Angaben bleibt die BKK Firmus jedoch weiterhin die bundesweit günstigste Krankenkasse. Die sei Erhöhung notwendig, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren und das hohe Niveau der Gesundheitsversorgung sicherzustellen. „Davon profitieren letztlich auch unsere Versicherten“, sagt Dirk Harrer, Vorstand der BKK firmus.
Krankenkassen erhöhen Beiträge – weniger Netto für Beitragszahler
Neben der BKK Firmus haben laut Stiftung Warentest noch zwei weitere Krankenkassen ihre Beitragssätze angehoben: Die BKK Verbund Plus geht von 17,45 Prozent auf 18,49 Prozent und die mhplus von 17,16 auf 17,89 Prozent (Stand 2. April 2025). Hier zum Vergleich eine (nicht vollständige) Übersicht der günstigsten Krankenkassen (bundesweit geöffnet):
Krankenkasse | Zusatzbeitrag 2024 (in Prozent) | Zusatzbeitrag 2025 (in Prozent) |
BKK Firmus | 0,9 | 2,18 |
HKK | 0,98 | 2,19 |
Audi BKK | 1,02 | 2,4 |
Techniker Krankenkasse | 1,2 | 2,45 |
WMF BKK | 1,6 | 2,45 |
HEK | 1,3 | 2,5 |
BKK Linde | 1,5 | 2,5 |
DAK Gesundheit | 1,7 | 2,8 |
BKK pro Vita | 1,49 | 2,89 |
SBK | 1,7 | 2,9 |
Krankenkassen müssen Zusatzbeiträge wegen Finanzdefizit erhöhen
Schon zum Jahreswechsel kam es zu einer massiven Erhöhung der Zusatzbeiträge. Zum allgemeinen 14,6-Prozent-Beitragssatz kamen Anfang des Jahres Zusatzbeiträge von im Schnitt 2,9 Prozent. Die Regierung hatte den amtlichen Orientierungswert dafür auf 2,5 Prozent festgelegt – das waren bereits 0,8 Prozentpunkte mehr als 2024. Der Pflegebeitrag war zum Jahreswechsel um 0,2 Punkte auf 3,6 Prozent für Versicherte mit einem Kind gestiegen – und dürfte nach Erwartung von Ökonomen weiter nach oben gehen. Zu den Gründen zählen neben der Demografie insbesondere auch Lohnsteigerungen bei den Pflegekräften.
Seit längerer Zeit schlagen die Krankenkassen Alarm, weil sie unter den Kosten und dem Finanzdefizit ächzeän. Im Jahr 2024 hatten sie ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro verbucht. „Das hohe Defizit der Krankenkassen in 2024 und der starke Anstieg der Zusatzbeiträge zu Jahresbeginn sind nicht nur Ergebnis eines inflationsbedingt hohen Anstiegs der Ausgaben für Personal und medizinische Leistungen“, erklärte der noch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Anfang März 2025. „Sie sind auch darauf zurückzuführen, dass in den vergangenen Legislaturperioden versäumt wurde, das Gesundheitssystem zu modernisieren und die Strukturen für die Zukunft fit zu machen.“
Kosten der Krankenkassen bleiben Baustelle: Pläne von Union und SPD stoßen auf Kritik
Ökonomen sind enttäuscht von den Plänen der Politik für die Krankenkassen. DIW-Chef Marcel Fratzscher zufolge verschärft der Koalitionsvertrag ein Problem: Der Sozialstaat werde von Jahr zu Jahr weniger generationengerecht. Immer stärker werde von Jung zu Alt umverteilt. Gleichzeitig geht Fratzscher mit den Plänen für die Rente hart ins Gericht.
„Anstelle von Vorschlägen zu einer Begrenzung des künftigen Beitragsanstiegs gibt es hier teure Versprechungen wie beispielsweise ein stabiles Rentenniveau und eine ausgeweitete Mütterrente“, sagt Fratzscher. „Offensichtlich wollen weder Union noch SPD ihre Wählerinnen und Wählern mit irgendwelchen Zumutungen belästigen.“ (bohy)