Zusammenarbeit im Ukraine-Krieg: Handel zwischen China und Russland erreicht Rekordhoch

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Auf gute Geschäfte! Xi Jinping und Wladimir Putin im März 2023 in Moskau. © Pavel Byrkin/Imago

Trotz westlicher Sanktionen gegen Russland steigt der Handel mit China auf ein Rekordhoch. Das hat auch Folgen für den Ukraine-Krieg.

Seit Beginn des Ukraine-Kriegs versucht der Westen, Russlands Wirtschaft mit Sanktionen in die Knie zu zwingen – bislang vergeblich. Zwar spricht die Europäische Union in ihrem jüngsten Maßnahmenbericht von „massiven und nie dagewesenen Sanktionen“, die mehr als 2000 Einzelpersonen und Organisationen träfen; erst im Dezember brachte die EU zudem ein zwölftes Paket an Strafmaßnahmen auf den Weg, und auch andere Länder, darunter die USA, Japan und Taiwan, haben Russland mit Sanktionen belegt. Zum Erliegen gekommen ist die Wirtschaft zwischen Moskau und Wladiwostok indes nicht. Das liegt auch daran, dass ein anderes Land so fleißig Handel mit Russland treibt wie nie zuvor: China.

Im vergangenen Jahr kletterte der Handel mit Gütern und Dienstleistungen zwischen Russland und der Volksrepublik auf ein Rekordhoch von mehr als 240 Milliarden US-Dollar (rund 219 Milliarden Euro), ein Plus von 26,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus Daten des chinesischen Zolls hervor, die am Freitag veröffentlicht und von der Nachrichtenagentur AFP ausgewertet wurden. Nicht nur für Russland sind die Zahlen eine gute Nachricht, auch für China ist der Handel mit Wladimir Putins Reich ein Lichtblick in einer ansonsten trüben wirtschaftlichen Lage. Global betrachtet sanken die chinesischen Exporte im vergangenen Jahr nämlich um 4,6 Prozent, die Importe gingen gar um 5,5 Prozent zurück.

China und Russland übertreffen Handelsziel von 200 Milliarden Dollar

Überraschend kommen die jüngsten Zahlen allerdings nicht. So hatten Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Russland Präsident Putin vereinbart, den Handel zwischen beiden Ländern auf jährlich 200 Milliarden US-Dollar zu steigern. Im Dezember, bei einem Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin in Peking, konnte Xi dann freudig verkünden, dass dieses Ziel „früher als geplant“ erreicht worden sei, nämlich schon in den ersten elf Monaten des Jahres. Das zeige „die starke Widerstandsfähigkeit und die weitreichenden Perspektiven für eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern“, so Xi Jinping, der von einer „strategischen Entscheidung“ seines Landes sprach.

China exportiert vor allem Autos nach Russland und füllt so die Lücke, die der Rückzug westlicher Hersteller wie BMW oder Mercedes aufgetan hat. Laut Daten von GlobalData Automotive ist der Anteil chinesischer Autohersteller am russischen Markt von acht Prozent im Jahr 2021 auf nun 55 Prozent gestiegen. Zudem exportieren Hersteller aus China offenbar sogenannten Dual-Use-Güter nach Russland, also Waren, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke eingesetzt werden können, etwa Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge oder Schutzausrüstung. Die USA und die EU werfen China deswegen vor, ihre Russland-Sanktionen zu umgehen. Belege, dass China auch Waffen oder Munition nach Russland liefert, gibt es hingegen nicht. China wiederum profitiert von günstigen Erdgaslieferungen aus Russland.

China und Russland rücken näher zusammen

Peking gibt sich um Ukraine-Krieg neutral und hat Russlands Angriffskrieg bislang nicht verurteilt. In diesem Jahr dürften beide Länder noch enger zusammenrücken. So kündigte Chinas Außenminister Wang Yi am Mittwoch in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow an, die „Entwicklung der bilateralen praktischen Zusammenarbeit vorantreiben“ zu wollen. Anlässlich der Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 75 Jahren, so Wang, wollten beiden Länder ein „Chinesisch-russisches Kulturjahr“ feiern. Zu den zivilen Opfern der jüngsten russischen Militärschläge in der Ukraine äußerte Wang sich nicht.

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