Im Exil verschwunden - Ist die demokratische Opposition in Russland mit Alexei Nawalny gestorben?
Ein Jahr nach dem Tod des russischen Oppositionellen Alexei Nawalny helfen seine Anhänger bei der Wahl eines Grabsteins für sein Grab in Moskau. Der prominente Kritiker des Kremls, der in einer Gefängniszelle unter mysteriösen Umständen starb, bleibt auch posthum ein Symbol des Widerstands gegen das Putin-Regime. Seine Anhänger hoffen, dass der Grabstein ein Mahnmal für all jene wird, die von einem besseren und demokratischen Russland träumen.
Ein Ort der Hoffnung
Julia Nawalny, die Witwe von Alexei Nawalny, erklärte laut BBC: „Es wird ein Ort der Hoffnung und Stärke für alle, die von einem wunderbaren Russland der Zukunft träumen.“ Sie betonte, dass das Grab zu einem Ort werden soll, an dem Gegner von Wladimir Putin „erinnern, dass sie nicht allein sind.“ Julia Nawalny lebt mittlerweile im Ausland und muss mit einer Verhaftung rechnen, sollte sie nach Russland zurückkehren. Ihre Worte verdeutlichen den schwierigen Stand der russischen Opposition und die Angst, die von der Regierung verbreitet wird.
Schrecken und Repression
Während seiner politischen Laufbahn war Alexei Nawalny der größte Rivale von Präsident Wladimir Putin. Nawalny war nicht nur charismatisch, sondern auch mutig und entschlossen, gegen Korruption und Missstände im Land vorzugehen. Nach mehreren gescheiterten Attentaten, darunter eine Vergiftung im Jahr 2020, wurde er festgenommen und inhaftiert. Selbst nach seinem Tod setzt der Kreml die Repression fort. Viele seiner Anhänger und sogar seine Anwälte wurden als „Extremisten“ inhaftiert oder zur Flucht ins Ausland gezwungen.
Widerstand im Exil
Unterstützer Nawalnys, wie Ksenia Fadeeva, setzen ihren Kampf aus dem Exil fort. Fadeeva, eine Aktivistin und ehemalige Leiterin von Nawalnys Wahlbüro in Tomsk, erinnert sich an den Schock, als sie von seinem Tod erfuhr. BBC zufolge musste sie selbst jahrelang Schikanen und Angriffe über sich ergehen lassen. „Ich wusste, dass sie dich ins Gefängnis stecken, Proteste mit Schlagstöcken zerschlagen und kriminelle Anklagen erfinden können," sagte sie. „Aber eine Vergiftung mit einem chemischen Kampfstoff? Ich dachte, es gebe Grenzen, aber ich hatte Unrecht."
Fortsetzung des Kampfes
Die Opposition in Russland ist stark kriminalisiert worden, und die wenigen verbliebenen Kritiker werden rigoros verfolgt. Wladimir Kara-Mursa, ein prominenter Aktivist, meldet sich mit einem Brief aus der Haft. Er schrieb, die Inhaftierung Nawalnys sei ein tiefer Einschnitt für die gesamte Opposition. Laut BBC wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt, weil er russische Kriegsverbrechen in der Ukraine kritisierte. Kara-Mursa argumentiert, dass es ungerecht sei, die Russen zu kritisieren, weil sie nicht stärker gegen Putin aufstehen. „In Russland bedeutet das, du riskierst viele Jahre Gefängnis,“ sagte er.
Perspektiven und Herausforderungen
Die russische Opposition kämpft derzeit aus dem Exil für ihre Ziele. Sie arbeiten daran, durch Lobbyarbeit im Westen und Enthüllungen über Putins Umfeld Druck auf das Regime auszuüben. Ihre neueste Dokumentation über Igor Setschin, einen engen Verbündeten Putins, wurde innerhalb von zehn Tagen fast zwei Millionen Mal gesehen. Ksenia Fadeeva ist jedoch skeptisch, was die Zukunft betrifft. „Ich weiß nicht, wo wir unter den harten Bedingungen einen neuen Anführer wie Nawalny finden können,“ sagte sie. Die Hoffnung auf ein demokratisches Russland bleibt, doch der Weg dorthin ist mit großen Herausforderungen verbunden.