In Hamburg - SEK versenkt Speedboot für 540.000 Euro: Polizei frustriert über Konsequenzen

Anfang 2020 wurde das speziell für die Bedürfnisse des SEK entwickelte Speedboot in den Dienst gestellt. Das Schiff war für Einsätze wie Geiselnahmen oder Terrorlagen auf dem Wasser vorgesehen. Doch schon im April 2021 geriet das Boot im Travehafen (Steinwerder) bei der Wasserschutzwache 2 in Schräglage

Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten das Einsatzboot vor dem Untergehen retten. Dass es nicht ganz auf den Grund sank, lag daran, dass es vertäut war. Durch den Wassereinbruch entstand an dem Boot und der technischen Ausstattung erheblicher Schaden.

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Polizei streitet mit Hersteller

Seitdem liegt die Polizei mit dem dänischen Hersteller über Kreuz. Es geht darum, wer für den Untergang verantwortlich ist und wer den Schaden übernimmt. Es gibt Gutachten und Gegengutachten – die eine Seite macht technische Mängel für den Untergang verantwortlich, die andere Seite Handhabungsfehler. 

Trotz dieser Differenzen soll es keinen Rechtsstreit geben. Polizeisprecher Thilo Marxsen: „Ein Vergleich ist bisher nicht zustande gekommen. Es wird weiterhin eine außergerichtliche Lösung angestrebt. Die Verhandlungen dauern aber noch an.“

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Eine Neu- oder Ersatzbeschaffung sei nicht geplant, wie Marxsen sagt. Dies stößt jedoch auf Kritik. Thomas Jungfer von der Deutschen Polizeigewerkschaft Hamburg sieht die Einsatzfähigkeit der Polizei im Hafen kritisch: „Hamburg hat einen großen Hafen und man hat nun nicht die Fähigkeiten, auf gewisse maritime Lagen reagieren zu können.“

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Bedrohungen auf dem Wasser nach wie vor aktuell

Die Polizei betont, dass das SEK auch ohne das Speedboot auf dem Wasser einsatzfähig sei. Die Wasserschutzpolizei verfügt über Mehrzweckboote, die im Ernstfall genutzt werden könnten. Experten sehen dies jedoch nur als Notlösung. 

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Als Alternative stehen dem SEK aktuell nur Jetskis zur Verfügung, die jedoch eher für kleinere Gewässer geeignet sind. „Es ist immer traurig, dass immer erst etwas passieren muss, damit gehandelt wird“, sagt Jungfer der MOPO.

Dabei kam es in Hamburg bereits zu einer Geiselnahme auf einem Schiff. Am 20. April 2012 brachten fünf Männer und vier Frauen die Hafenfähre „Elbmeile“ in ihre Gewalt. Sie forderten damals die Freiheit für den inhaftierten Chef der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdulla Öcalan. Mehrere Polizeiboote kamen, die Geiselnahme auf dem Wasser wurde beendet. Verletzte gab es nicht – vermutlich auch, weil die neun Kidnapper unbewaffnet waren.

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Von Sebastian Peters

Das Original zu diesem Beitrag "540.000 Euro versenkt: SEK bekommt kein neues Speedboot" stammt von Hamburger Morgenpost.