Flucht vor der Front: Russische Straftäter hauen bei Militärausbildung ab – jetzt lässt Putin sie suchen

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Neun russische Häftlinge, die sich für den Kriegsdienst meldeten, flüchten vor dem Fronteinsatz. Der Kreml sucht mit Fahndungsfotos.

Belgorod – Russland schickt seine Soldaten unerbittlich in den Ukraine-Krieg. Wegen der hohen Verlustzahlen setzt Wladimir Putin auf die Rekrutierung von Häftlingen. Doch die Veränderung der Bedingungen hat wohl eine Gruppe von Straftätern nicht überzeugt – sie haben während der Ausbildung das Weite gesucht.

Flucht vor der Front: Putin sucht geflohene Straftäter mit Fahndungsfotos

Neun Männer seien von einem Übungsgelände in der südrussischen Region Belgorod verschwunden, berichteten russische Medien. Die Straftäter werden mit Fahndungsfotos gesucht, die der Telegram-Kanal „Pepel“ veröffentlichte. Demnach war auch eine Belohnung ausgeschrieben für Hinweise, die zur Ergreifung der neun führen. Die Suche nach den Geflüchteten sei bisher erfolglos geblieben. Die Männer, die ihre Haftstrafen gegen Kriegsdienst eintauscht hatten, saßen unter anderem wegen Mordes, Raubs oder Drogenhandels ein.

Russischer Soldat an der Front
Neun Straftäter sollen in Russland vor dem Kriegsdienst geflohen sein (Symbolbild). © IMAGO/ITAR-TASS/Alexander Polegenko

Russland ändert im Ukraine-Krieg Bedingungen für Häftlinge nach Kriegsdienst

Zu Beginn des Krieges erfolgte die Rekrutierung von Häftlingen noch unter Jewgeni Prigoschin, dem Chef der Söldnergruppe Wagner, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Über 50.000 Häftlinge sollen ihm zufolge seit Februar 2022 rekrutiert worden sein. Menschenrechtsorganisationen nennen ähnliche Zahlen. Vor über einem Jahr hat das russische Militär die Rekrutierung übernommen, wegen der immens hohen Opfer-Zahlen. Die Konditionen sind inzwischen andere, berichtete BBC. Auch verurteilte Frauen werden an die Front geschickt.

Das Versprechen einer Begnadigung nach sechs Monaten Kriegsdienst, auch bei schweren Verbrechen, gilt nicht mehr. Die Verträge der Häftlinge werden nun für ein Jahr ausgeschrieben – die sich dann automatisch verlängern. Nach Hause dürfen sie nur, wenn sie verletzt werden, die Altersgrenze erreichen, eine hohe Auszeichnung erhalten oder der Krieg endet. Ebenso werden die Häftlinge nicht mehr begnadigt, sondern auf Bewährung freigelassen.

Hohe Verluste: Ukraine rekrutiert auch Häftlinge für das Militär

Auch die ukrainischen Streitkräfte setzen inzwischen Straftäter für die Kämpfe an der Front ein, um ihre hohen Verluste auszugleichen. Anders als für Russland kämen für die Streitkräfte der Ukraine keine Schwerverbrecher infrage, so das ukrainische Justizministerium. Dazu gehören Straftäter, die wegen mehrfachen Mordes, sexueller Übergriffe, Angriffen auf Polizei oder Militär oder Verbrechen gegen die nationale Sicherheit verurteilt worden sind. 3000 Häftlinge soll die Ukraine bereits für den Kriegsdienst rekrutiert haben – insgesamt erfüllen 27.000 Gefangene die Anforderungen. (dpa/hk)

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