Umweltschützer sauer: Autofahrer ignorieren Kröten-Sperre – und beleidigen Helfer
Um das letzte größere Amphibienvorkommen Puchheims zu schützen, wird eine einzige Straße gesperrt. Für ein paar Wochen im Jahr und sowieso nur über Nacht. Der Umweg ist eigentlich kaum der Rede wert. Für manche Autofahrer ist das aber offenbar schon zu viel.
Puchheim/Eichenau – Besonders bunt treibt es laut Bund Naturschutz (BN) so mancher im Bereich der Olchinger Straße zwischen Ihleweg und der Zweigstraße in Eichenau. Dort wird die Straße abends abgesperrt. Der Umweg über die Waldstraße macht ein paar Meter Unterschied. Trotzdem wird die Schranke verbogen, Lampen werden heruntergerissen und kürzlich wurde ein Vorhängeschloss geknackt.
„In den letzten Jahren sind die Kämpfe härter geworden“, ist sich Anke Simon vom BN sicher. Seit rund 30 Jahren kümmert sich die Naturschutzorganisation um das Amphibienvorkommen rund um den Mondscheinweiher. Jedes Jahr von Ende Februar bis Mitte April – je nach Witterung machen sich in den Abendstunden Hunderte Kröten, Frösche und Molche auf den Weg, um dort zu laichen. Von ihrem Erfolg hängt der Bestand des nächsten Jahres ab.
Dabei gilt es einige Gefahren zu überwinden. Natürliche Fressfeinde zum Beispiel. Aber die menschengeschaffenen Probleme sind es, die den Bestand gefährden. Immer weniger Lebensraum, weil verdichtet wird und es kaum noch größere Gärten gibt. Dazu die stoisch vor sich hinsensenden Mähroboter. Vor allem aber der Verkehr.
Der ist auch ohne direkten Kontakt zwischen Reifen und Tier tödlich. Es genügen schon 30 Kilometer pro Stunde, um Unterdruck entstehen zu lassen. „Dadurch zerplatzt beim Frosch die Lunge. Dann blutet er aus Nase und Mund“, erklärt Simon. In der Folge sterben die Tiere.
Deshalb weisen Warnschilder auf die Laichwanderung hin und die Stadtverwaltung ruft die Bürger zur Rücksichtnahme auf, nicht nur auf die Tiere, sondern auch auf die Ehrenamtlichen. Die stapfen jeden Tag durch die Dämmerung, um die Amphibien einzusammeln und sicher über die Straße zu bringen. „Es gibt Leute, die im warmen Auto neben uns herfahren und uns beleidigen, während wir tropfnass draußen stehen und die Tiere einsammeln.“ Von „Ihr seid ja nicht ganz dicht!“ bis „Ihr grünen Spinner!“, hat Simon schon so einiges ertragen. Dazu kommt die Gefährdung durch mangelnden Abstand und Raserei. Stolze 82 km/h habe eine Geschwindigkeitsanzeige mal angezeigt, bei erlaubten 30, berichtet Simon. Die Helfer sind deshalb immer mit Warnweste unterwegs.
Von Patrick Tietz