Der Welt-Klima-Ticker von FOCUS online Earth - Stelzenhäuser statt Klimaanlagen: Wie stromfreie Abkühlung gelingt
+++ Der Welt-Klima-Ticker +++
Klima-Fakt des Tages: KI und Klimaanlagen erhöhen den Strombedarf um bis zu 4 Prozent
Freitag, 26. Juli, 09.12: Eine aktuelle Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass der Strombedarf in diesem Jahr voraussichtlich um vier Prozent steigen wird. Ein ähnlich starkes Wachstum wird für 2025 erwartet. Im letzten Jahr lag die Zunahme bei 2,5 Prozent. Ursachen sind neben dem Wirtschaftswachstum vor allem intensive Hitzewellen, der verstärkte Einsatz von strombetriebenen Technologien wie Elektrofahrzeugen, Wärmepumpen und Künstlicher Intelligenz. und: die verstärkte Nutzung von Klimaanlagen, v.a. im Mittelmeerraum.
Auch erneuerbare Energien erleben einen rasanten Anstieg, doch reicht dieser noch nicht aus, um die CO2-Emissionen im globalen Stromsektor zu reduzieren. Außerdem setzen besonders China und Indien nach wie vor auf Kohlekraftwerke. Der Bericht prognostiziert, dass der Anteil erneuerbarer Energien an der weltweiten Stromversorgung in zwei Jahren von derzeit 30 Prozent auf 35 Prozent steigen wird. Die Menge des aus Sonne, Wind und Co. erzeugten Stroms wird dann erstmals die des Kohlestroms übertreffen.
Lösungsansatz: Häuser auf Stelzen könnten in Städten Klimaanlagen überflüssig machen
Die richtige Gestaltung und Pflege von Grünflächen ist entscheidend, um Kaltluft optimal zu nutzen und städtische Temperaturen – und damit auch den Strombedarf – zu senken. Daher setzen österreichische Städte, etwa Wien und Linz, auf eigene Stadtklimatologen, die unter anderem auf die Erhaltung und Förderung von Kaltluftströmen achten. Kaltluftströme entstehen, wenn große Wiesen am Stadtrand nachts die Luft abkühlen, diese in Städte zieht und Gebäude um mehrere Grad abkühlt. Vorausgesetzt, es gibt keine Hindernisse wie hohe Gebäude.
In Gegenden mit starkem Stadtwachstum und zunehmenden Hitzetagen ist es besonders wichtig, diese natürlichen Kühlmechanismen zu fördern. Klimatologen schlagen vor, Kaltluftströme als Infrastruktur zu behandeln, die gepflegt und geschützt werden muss und fordern gesetzliche Rahmenbedingungen. Beispielsweise könnten Gebäude auf Stelzen errichtet werden, damit die Luft darunter durchziehen kann. Wichtig sei laut Klimatologen auch, keine Bäume in Kaltluftschneisen zu pflanzen, damit die Luft ungehindert strömen kann.
Klima Good News des Tages: Inzwischen 128.517 Ladepunkte in Deutschland – Bayern und Nordrhein-Westfalen führend
Mittwoch, 24. Juli, 14.09: Gute Nachrichten für (potentielle) Besitzer eines E-Autos: Zum Stichtag 1. März 2024 zählte die Bundesnetzagentur insgesamt 128.517 Ladepunkte, davon 103.226 AC- und 25.291 DC-Ladestationen. Das entspricht einem Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Besonders dynamisch war der Ausbau in Brandenburg und Berlin, mit Zuwächsen von 72 beziehungsweise 62 Prozent. Brandenburg verzeichnete einen Anstieg von 1856 auf 3195 Ladepunkte, Berlin von 2768 auf 4477. In Hamburg wuchs die Zahl der Ladepunkte um 14 Prozent, von 2297 auf 2627.
Im direkten Vergleich sind Bayern (26.073 Ladepunkte), Nordrhein-Westfalen (23.620) und Baden-Württemberg (22.910) Vorreiter in puncto E-Ladeinfrastruktur. Diese drei Bundesländer stellen mehr als die Hälfte der Ladepunkte in Deutschland. Am wenigsten Ladestationen gibt es aktuell noch im Saarland (1035) und in Bremen (895), schreibt heise.de.
Und wer betreibt die Ladestationen? Deutschlandweit gibt es 7994 Betreiber von Ladepunkten, wobei EnBW, E.ON und Tesla die größten Anbieter sind.
Klima-Fakt des Tages: Um CO2-Ausstoß von KI zu kompensieren, muss Microsoft CO2-Zertifikate kaufen
Dienstag, 23. Juli, 10.17: Microsoft hat eine Vereinbarung mit Occidental Petroleum, einem der größten Gas- und Ölproduzenten in den USA, getroffen. Das Technologieunternehmen erwirbt in den kommenden sechs Jahren 500.000 CO2-Zertifikate, um den gestiegenen Energieverbrauch durch den Ausbau von Rechenzentren und die Nutzung von künstlicher Intelligenz zu kompensieren, berichtet t3n.de.
Ein CO2-Zertifikat steht für eine Tonne Treibhausgase, die eingespart oder aus der Atmosphäre entfernt wurden. Unternehmen handeln mit diesen Zertifikaten, um ihre CO2-Bilanz auszugleichen, falls sie mehr Emissionen produzieren als geplant. Microsoft sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da die Emissionen des Unternehmens seit 2020 um fast ein Drittel zugenommen haben.
Occidental Petroleum hat in den letzten Jahren verstärkt auf den Handel mit CO2-Zertifikaten gesetzt, um auf den steigenden Energiebedarf durch künstliche Intelligenz zu reagieren. Allerdings steht der Nutzen von CO2-Zertifikaten in der Kritik. Experten bezweifeln die Wirksamkeit einiger Zertifikate und warnen vor unregulierten CO2-Märkten.
Lösungsansatz: Wie Digitalisierung beim Bezahlen den CO2-Fußabdruck reduziert
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verursachen häufig hohe Emissionen. Dass die Digitalisierung auch positive Auswirkungen aufs Klima haben kann, zeigen neue Studien der Deutschen Bundesbank und der European Digital Payments Industry Alliance (EDPIA): Digitale Zahlungen verursachen wesentlich weniger CO2 als Barzahlungen. Und im Jahr 2023 wurden nur noch 51 Prozent der Transaktionen am Point of Sale (POS) mit Bargeld getätigt – der niedrigste Wert, der jemals gemessen wurde. Gleichzeitig bevorzugen 44 Prozent der Verbraucher bargeldlose Zahlungsmethoden, während nur 28 Prozent weiterhin Bargeld nutzen möchten.
Eine Transaktion mit Bargeld produziert etwa 18 Gramm CO2-Äquivalente, während eine Kartenzahlung lediglich 3 Gramm CO2-Äquivalente ausstößt. Carola Wahl, CEO von Nexi DACH, betont die Bedeutung dieser Entwicklung: „Bargeldlose Zahlungen reduzieren nicht nur den klimaschädlichen CO2-Ausstoß durch den Transport und die Verwaltung von Bargeld, sondern sparen auch Arbeitszeit durch digitalisierte Prozesse.“
Die EDPIA-Studie betont zudem das Potenzial zur weiteren Reduktion der Umweltbelastung durch digitale Zahlungssysteme, insbesondere durch längere Nutzungsdauern von Terminals und Karten sowie eine Reduzierung der Anzahl produzierter Plastikkarten.
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