Türkei macht trotz Erdogan-Behauptungen fleißig Geschäfte mit Israel

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Seitdem die türkische Regierungspartei AKP 2002 an die Macht kam, hat sich das Handelsvolumen mit Israel mehr als verfünffacht. Dennoch attackiert Präsident Erdogan Israel immer wieder verbal.

Ankara – In der Türkei gibt es Diskussionen um Geschäfte mit Israel. In seinen Recherchen hat der türkische Exiljournalisten Metin Cihan herausgefunden, dass offenbar auch Ahmet Burak Erdogan, der Sohn des türkischen Präsidenten, Geschäfte mit Israel betreibt. Das Handelsschiff „Halit Yildirim“ der Reederei „Manta Denizcilik“ war in dem israelischen Hafen Ashdod gesichtet worden. Laut des Journalisten Metin Cihan, sei Erdogans Sohn an dem Unternehmen mitbeteiligt.

Opposition kritisiert Familien von Erdogan wegen Israel-Geschäften

Während die Familie des Präsidenten gegen den Exiljournalisten Strafanzeige wegen Verleumdung gestellt hat, gehen inzwischen auch Oppositionspolitiker davon aus, dass der Präsidentensohn Geschäfte mit Israel betreibt. „Während Präsident Erdogan Israel für die Bombardierung eines Krankenhauses (Anm. d. Redaktion: in Gaza) am 17. Oktober verurteilte, verlud Erdogans Unternehmen Fracht in einem israelischen Hafen“, empörte sich der Abgeordnete Hasan Bitmez von der Saadet Partisi in seiner Parlamentsrede.

Ähnlich äußert sich der Abgeordnete Erkan Bas in einer Pressekonferenz. „Während Erdogan Palästina verteidigt, für Palästina betet und Israel von der Tribüne aus verurteilt, läuft das Schiff seines Sohnes in einem israelischen Hafen ein“, so Bas. „Die AKP ist eine Bande, dessen Religion, Glaube und Moral einzig und allein das Geld ist.“

Auch andere türkische Unternehmen in Israel-Geschäfte verwickelt

Auch andere türkische Geschäftsleute mit Verbindungen zur türkischen Regierung sollen Geschäfte mit Israel machen. Dazu zählt auch Erkam Yildirim, der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten Binali Yildirim. „Ich bin der Nachricht nachgegangen und habe herausgefunden, dass die Schiffe von Binali Yıldırıms Sohn Erkam vom 16. Oktober bis zum 7. November ebenfalls in israelischen Häfen angelegt hatten, während Gaza bombardiert wurde“, schreibt Metin Cihan auf X.

Auch Sohn von Ex-Ministerpräsident offenbar in Israel-Geschäfte verwickelt

Dabei geht es um die Hazar S und Sun S, die für die Oraz Denizcilik fahren. Der Sohn des Ex-Ministerpräsident soll an dem Unternehmen beteiligt sein. „Die Off-Shore-Gesellschaft von Erkam Yıldırım auf Malta (achten sie auf die Unterschrift im ersten Dokument) weist Oras Denizcilik in der Türkei als Adresse und Vertreter aus (zweites Dokument)“, schreibt der Exiljournalist und postet Belege dazu.

In AKP-Zeit Handelsvolumen mit Israel mehr als verfünffacht

Seit dem die Regierungspartei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan 2002 an der Macht ist, hat das Wirtschaftsvolumen zwischen beiden Staaten massiv zugenommen. „Im Jahr 2002, als die AKP an die Macht kam, beliefen sich die Exporte der Türkei nach Israel auf 861,4 Millionen Dollar und die Importe aus Israel auf 544,5 Millionen Dollar. Im Jahr 2022 stiegen die Ausfuhren auf 6,74 Mrd. $ und die Einfuhren auf 2,17 Mrd. $. Das Handelsvolumen stieg von 1,41 Mrd. $ auf 8,91 Mrd. $. Damit ist das Handelsvolumen in den letzten 20 Jahren um 532 Prozent gestiegen“, teilt der türkische Dienst von Euronews unter Berufung auf Regierungszahlen in Ankara mit. Die Geschäfte zwischen beiden Staaten seien aber seit dem Überfall der Terrormiliz Hamas auf Israel am 7. Oktober rückläufig.

Der Handel zwischen der Türkei uns Israel hat sich seit 2002 mehr als verfünffacht.
In israelischen Häfen laufen immer wieder türkische Handelsschiffe ein. © dpa/Oliver Weiken

Erdogan hatte nach dem 7. Oktober immer wieder Israel verbal attackiert. Israel sei ein Terrorstaat und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu der Schlächter von Gaza. Die Hamas sei dagegen eine Befreiungsgruppe, die lediglich ihr Land und Volk befreien wolle, hatte der türkische Präsident gesagt. Die Geschäftsbeziehungen zu Israel nicht abbrechen.

Türkei leidet unter massiven Wirtschaftsproblemen

Die Türkei hat derzeit mit massiven Wirtschaftsproblemen zu kämpfen. Neben einem Verfall der türkischen Währung hat das Land mit einer hohen Inflation zu kämpfen. Während das staatliche Statistikinstitut von 62 Prozent Inflation ausgeht, geht das unabhängige Wirtschaftsinstitut Ena Grup sogar von 129 Prozent. Ein Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen würde die Wirtschaftsprobleme der Türkei nur verschärfen. (Erkan Pehlivan)

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