Laut und leuchtend: Ostallgäuer Bauern protestieren

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Der Boden soll gebebt haben. 250 Traktoren versammelten sich aus Protest in Marktoberdorf. © Guggemos/Kröger

Gelbes Blinklicht, Traktordröhnen, Plakate und Hupen: Mit einem beeindruckenden Aufgebot protestierten Landwirte aus dem gesamten Ostallgäu am gestrigen Montagabend gegen die Sparpläne der Bundesregierung. 250 Traktoren und rund 600 Landwirte sammelten sich für eine Demo-Fahrt durchs Ostallgäu.

In einer spontanen Aktion zogen sie aus allen Himmelsrichtungen vor das Landratsamt in Marktoberdorf und dann gemeinsam auf den Festplatz nach Füssen, wo gegen 23 Uhr die Protestfahrt endete. Der Aktion, die Jung-Landwirt Tobias Guggemos aus Rückholz am selben Tag erst initiiert hatte, folgten rund 250 Traktoren und knapp 600 Menschen. Sie protestierten lautstark gegen die von der Ampel beschlossene Streichung der Agrardiesel-Hilfen und der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge.

„Wir haben heute Vormittag beschlossen, auch im Süden der Republik ein Zeichen zu setzen“, sagt Tobias Guggemos unserer Zeitung. In Berlin demonstrierten zeitgleich fast 3.000 Traktoren. Der leidenschaftliche Jungbauer Guggemos betont, dass es ihm und seinen Mitstreitern nicht etwa um mehr Lohn für weniger Arbeit gehe. „Im Gegenteil, wir wollen die Arbeit, die wir lieben, weiterführen können.“ Es gehe um ihre Existenz in einem harten Wettbewerb. „Wir wollen der Bevölkerung zeigen, dass es uns unter den Nägeln brennt.“

Über die sozialen Medien verständigten sich die jungen Landwirte zur gemeinsamen Aktion, vereinbarten erste Treffpunkte in Seeg, Rückholz und im östlichen Landkreis. Der Aufruf zog in kürzester Zeit dann weitere Kreise: Vor dem Landratsamt war die Zahl der Traktoren auf mehr als 250 angewachsen, die umliegenden Parkplätze und die Schwabenstraße waren „dicht“, wie Polizeioberrat Edmund Martin, der den Einsatz leitete und den Tross begleitete, sagte. Der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Füssen bekundete den protestierenden Bauern aber auch: „Die Versammlung lief laut und spektakulär, aber ohne besondere Vorkommnisse ab.“

Traktoren bei Nacht Ostallgäu
Lichterkette der anderen Art: Mit mehr als 250 Traktoren protestierten die Landwirte im Ostallgäu gegen Sparpläne der Ampel. © Verena Guggemos/Nils Kröger

Auch Landrätin Maria Rita Zinnecker zeigte sich beeindruckt. „Der Boden in Marktoberdorf bebte regelrecht“, schildert sie gegenüber unserer Zeitung. Sie war von der Polizei über die Ankunft der Traktoren-Kolonne am Landratsamt informiert worden und sofort hingefahren. „Ich habe volles Verständnis für die Anliegen der jungen Landwirte“, sagt sie und fordert von der Bundesregierung, ihre Sparpläne zu überdenken. „Die Kürzungen aus heiterem Himmel lassen die Landwirte schlichtweg im Stich.“

Kreisobmann Andreas Schmid vom Bayerischen Bauernverband erfuhr auf seiner Rückreise von Berlin von der Traktor-Demo, die sich in langen Kolonnen nach Marktoberdorf und zurück in den südlichen Landkreis bewegte. „Ich ziehe meinen Hut vor den jungen Landwirten im Ostallgäu, die sich das nicht gefallen lassen wollen.“ Es stecke auch die Wut der Verzweiflung hinter der leidenschaftlichen Aktion, so Schmid.

Denn die Streichung der Treibstoff-Ausgleichszahlungen, die die Ampel mit dem jüngsten Haushaltskompromiss beschlossen hat, sei nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hätte. „Wir produzieren bereits am Limit“, so Schmid, „und bekommen von der Regierung einen Wettbewerbsnachteil nach dem anderen auferlegt.“ Der Kreisobmann der Ostallgäuer Bauern gibt sich wie Tobias Guggemos kämpferisch. „Diese Proteste waren nur der Anfang.“ Sollte die Bundesregierung ihr Steuerpaket für die Landwirtschaft nicht komplett zurücknehmen, erwartet Schmid einen „heißen Januar“.

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