Israel-Insider Guy Katz - Israel und Hamas: Waffenruhe in Gaza markiert historischen Wendepunkt

Ein Hoffnungsschimmer für die Region

Die Aussicht auf eine Waffenruhe weckt unterschiedliche Reaktionen. Für die Menschen vor Ort bedeutet sie die Möglichkeit auf eine dringend benötigte Atempause: humanitäre Hilfslieferungen, Schutz vor weiterer Gewalt und die Chance auf einen Wiederaufbau. Doch ein stabiler Waffenstillstand könnte weit über die Grenzen Gazas hinaus Auswirkungen haben – bis hin zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien und der Schaffung eines moderateren Nahen Ostens.

Der Schlüssel: Vermittler mit Einfluss

Ohne entschlossene und glaubwürdige Vermittler wird eine langfristige Waffenruhe kaum möglich sein. Die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA spielen hier eine zentrale Rolle. Sie könnten nicht nur diplomatische Brücken bauen, sondern auch eine Überwachung und Umsetzung der Vereinbarungen sicherstellen – etwa durch eine internationale Truppenpräsenz in Gaza. Solche Maßnahmen könnten das Vertrauen stärken und Regelverstöße verhindern.

Donald Trump, dessen Rückkehr ins Weiße Haus bevorsteht, könnte hier eine zentrale Rolle einnehmen. Bereits während seiner ersten Amtszeit bewies er mit den Abraham-Abkommen, dass er in der Lage ist, scheinbar unüberwindbare politische Differenzen zu überwinden. Mit seiner direkten, oft unkonventionellen Herangehensweise und seiner engen Beziehung zu Israel könnte er den Prozess beschleunigen. Gleichzeitig bleibt seine Rolle ambivalent: Die Risiken seines Führungsstils stehen der Effektivität seiner Klarheit und Entschlossenheit gegenüber.

Herausforderungen auf dem Weg zur Stabilität

Ein stabiler Waffenstillstand ist jedoch kein Selbstläufer. Es gibt erhebliche Hindernisse:

1. Interne Konflikte in Gaza: Neben der Hamas gibt es andere bewaffnete Gruppen wie den Islamischen Dschihad, die eine Waffenruhe torpedieren könnten.

2. Externe Einflüsse: Länder wie der Iran unterstützen Gruppen in Gaza und könnten versuchen, Fortschritte zu sabotieren, um ihre eigenen geopolitischen Ziele zu verfolgen.

3. Vertrauensdefizit: Jahrzehnte der Feindseligkeit haben tiefe Gräben geschaffen. Mechanismen zur Überwachung und Sanktionierung von Verstößen sind essenziell.

Eine Vision für den Nahen Osten

Ein stabiler Waffenstillstand könnte weitreichende Folgen haben. Saudi-Arabien hat mehrfach Interesse an einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel signalisiert, doch Fortschritte in Gaza sind dafür eine Voraussetzung. Eine nachhaltige Ruhe in Gaza würde ein starkes Signal an die Golfstaaten senden und die Basis für neue Allianzen schaffen, die weit über die bisherigen Abraham-Abkommen hinausgehen.

Die letzte Hürde: Der Iran

Langfristiger Frieden im Nahen Osten wird ohne einen Wandel im Iran schwer vorstellbar sein. Teherans Unterstützung für radikale Gruppen destabilisiert die Region und verhindert Fortschritte. Eine entschlossene US-Politik – möglicherweise wieder unter Trump – könnte hier entscheidend sein, sei es durch Verhandlungen, Sanktionen oder diplomatischen Druck.

Fazit: Eine fragile, aber reale Chance

Der Geiseldeal und die Waffenruhe sind mehr als nur kurzfristige Erfolge. Sie könnten den Grundstein für eine neue Ära im Nahen Osten legen. Doch diese Vision ist fragil und voller Herausforderungen: Ohne Fortschritte im israelisch-saudischen Dialog, eine klare Strategie gegenüber dem Iran und die Einbindung internationaler Akteure bleibt der Frieden ein fernes Ziel.

Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus könnte als Beschleuniger wirken – nicht wegen seiner Unfehlbarkeit, sondern wegen seiner Bereitschaft, klare Entscheidungen zu treffen. Es bleibt zu hoffen, dass diese fragile Chance genutzt wird, um den Nahen Osten auf einen stabileren und friedlicheren Kurs zu bringen.